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Autor Betreff: Napola
dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.1.2005 um 13:11
Napola



Seit Donnerstag im Kino.

Ich zitiere mal aus dem Pressebericht:

Zitat
Deutschland 1942. Das Hitler-Regime ist auf dem Höhepunkt seiner politischen und militärischen Macht. Der 17-jährige Friedrich Weimer (Max Riemelt) aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding ist ein begabter Boxer. Sein Talent öffnet ihm die Türen zu einer nationalpolitischen Erziehungsanstalt, der NAPOLA Allenstein, wo die zukünftige Elite des großdeutschen Reiches herangezogen werden soll. Friedrich sieht die Chance seines Lebens, sich von seinen Klassenschranken zu befreien und meldet sich gegen den Willen seiner Eltern in der alten Ordensburg an. In der ihm fremden Welt, beherrscht von nationalsozialistischer Zucht und Ordnung, erfährt er harten Konkurrenzkampf und unerwartete Kameradschaft. Bis ein grausamer Einsatz gegen entflohene Kriegsgefangene und die wachsende Freundschaft zu dem stillen und sensiblen Albrecht Stein (Tom Schilling), dem Sohn des Gauleiters, ihn vor eine Wahl stellen, die auch das Ende seiner Jugend bedeutet...


Hmm... das Jahr 1942... eine Schule, die in einer alten Burg untergebracht ist... Freundschaft zu einem stillen und sensiblen Außenseiter... eine Wahl, die das Ende der Jugend bedeutet...
richtig, das hört sich irgendwie schon sehr nach meinem eigenen Roman "Unity 2 - Resistance" an, nicht wahr?
Entsprechend heiß war ich natürlich darauf, endlich diesen Film zu sehen und Vergleiche anzustellen... und ich denke schon, dass ich ihm dabei eine faire Chance gegeben habe.

Aber der Reihe nach.
Handwerklich kann man den Film als gelungen bezeichnen... für deutsche Verhältnisse sogar als "sehr gelungen". Es gibt Filmmusik, es gibt Kamerafahrten und temporeiche Schnitte. Also die erste von mir befürchtete Gefahr, dass der Film an der mangelnden Begabung pseudointellektueller deutscher Nachwuchsfilmemacher scheitern könnte, war schnell gebannt.
Die Darsteller gehen auch voll in Ordnung. Ein paar richtig fiese Nazis wie aus dem Bilderbuch, und dann auch noch Tom Schilling (bekannt aus "Crazy" und "Verschwende deine Jugend"), den ich ja sowieso als einen der wenigen wirklich sympathischen deutschen Jungschauspieler bezeichnen würde.
Also zweiter Pluspunkt für den Film.
Die Handlung ist zunehmend dramatisch, die entstehende Freundschaft zwischen den beiden Hauptdarstellern kommt glaubhaft und nachvollziehbar rüber, die Sterbeszene in dem zugefrorenen See wirkt erstaunlich intensiv. Einiges wird sicher im Gedächtnis haften bleiben. Dritter Pluspunkt.
Die Burg und einige der anderen Locations könnten fast auch aus Unity 2 stammen... (ok, die Burg müsste etwas weniger protzig sein, der Hof etwas größer etc. aber im großen und ganzen sah vieles ganz ähnlich aus, wie ich es mir damals beim Schreiben vorgestellt habe). Vierter Pluspunkt.

Jetzt aber genug des Lobes, denn eigentlich steht mir der Sinn viel eher nach einem heftigen Verriss.
Dafür kann der Film an sich absolut nichts. Der Film erzählt die Geschichte, die er erzählen möchte, so gut es eben geht. Was mich aber gewaltig ankotzt, ist, dass der Film (genau wie die meisten anderen dieser Vergangenheitsbewältigungs-Filme, die in der Nazi-Zeit spielen) keinerlei Biss hat. Alles ist viel zu zahm, wirkt viel zu weit weg... da sind keinerlei Gegenwartsbezüge erkennbar. Alles wird mit Samthandschuhen angefasst, um ja keinen heiligen Kühe zu schlachten, um ja niemandem einen Grund zu liefern, sauer auf den Film zu sein.
Und dann dieses typische Depri-Ende...
genau solche Filme waren der Grund dafür, dass ich mich damals entschlossen habe, Unity 2 zu schreiben. Um allen zu zeigen, dass es auch anders geht!
Weil ich eben NICHT mehr diese traurigen Anne-Frank-Geschichten hören wollte, von den armen, hilflos mit den Augen rollenden Opfern und den skrupellosen, starken Naziverbrechern. Ich will nicht mehr diese "Du konntest damals im Grunde nur entweder Mitläufer sein oder ins KZ gehen"-Parolen hören, die einen doch nur runterziehen und einem keinerlei Mut dazu machen, Gegenwehr und Widerstand zu leisten.

Wisst ihr, was ich damals wollte? Und was ich heute gerne mal auf der Leinwand sehen möchte?
Eine punkige, coole Actiongeschichte, mit jeder Menge anarchistischer Botschaften und zeitgemäßen Horror- und Comic-Elementen... selbst, wenn am Ende so Zeug wie ein langhaariger Heavy Metal-Nazi dabei rauskommt. :D Und auch auf die Gefahr hin, dass sich irgendwelche selbsternannten Gutmenschen über den mangelnden Geschmack und das übertriebene Maß an Blut und Zynismus aufregen.

Unity 2 provoziert in jedem zweiten Satz, Napola provoziert in keinster Weise. Das ist der Haupt-Unterschied. Und mein Haupt-Kritikpunkt an diesem Film.
Die Aussage von Napola ist in etwa die: Das einzige, was du gegen Nazis tun kannst, ist dich selbst umzubringen oder dich von ihnen fertigmachen zu lassen. Mag sein, dass das realistischer ist als die Aussage meines Romans. Aber scheiß doch drauf.

Zitat aus Unity 2:
Zitat
"Alex war auf die Knie gefallen und starrte regungslos auf den blutigen Brei, der aus dem Bauch des Toten sickerte und sich langsam über den Flur ausbreitete.
Ich spürte, wie Paul ungeduldig an meinem Ärmel zog. Beinahe willenlos stolperte ich ihm hinterher.
Blut, Zerstörung, Tod... das alles war eindeutig zu viel für mich. So hatte ich niemals leben wollen. Und doch, jetzt ließ ich es mit mir geschehen... ließ mich dazu hinreißen, den Lebensstil der Raubtiere, die sich "Erwachsene" nannten, zu kopieren... mir mein Recht auf Freiheit mit Gewalt zu holen.
Es war einfach besser, als ein Opfer zu sein.
Alles war besser, als Opfer zu sein."


get the difference?
So bleibt mir dann trotz aller scheinbarer Ähnlichkeiten nur ein Fazit übrig:
Für das Geld, das ihr für die Napola-Kinokarte, einen Eimer Popcorn und ne Flasche Cola bezahlt, könntet ihr auch Unity 2 bestellen... und ich garantiere euch, dass euch mein Buch definitiv länger beschäftigen wird als dieser Film.
Wobei ich aber nochmal betonen möchte, dass der Film wirlich nicht schlecht ist und definitiv auch seine Daseinsberechtigung hat.
Also am besten, ihr kauft den Roman UND geht ins Kino... oder, ihr macht keins von beidem und der Beitrag hier war mal wieder für'n Arsch. :D
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quaid




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Motto: their law

[*] Verfasst am: 16.1.2005 um 13:29


ich hatte mich, als ich das erste mal die vorschau sah, schon gefragt, woher ich das schon kenne.. unity.
mal abgesehen davon ist ein buch etwas, dass man sich immer wieder vornehmen kann ;)
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...






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[*] Verfasst am: 16.1.2005 um 15:22


Am Mittwoch komm´ich wieder nach Hause, @Dian, dann bestell´ich Dein Buch. Habe aber leider noch zwei andere Bücher davor, das kann was dauern bis ich mit Unity anfangen kann.
Den Film lade ich mir dann kostengünstig woanders runter. Da hab´ich aber auch noch mindestens 2 Filme, die ich vorher gucken will.
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dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.1.2005 um 00:39


Zitat
Am Mittwoch komm´ich wieder nach Hause, @Dian, dann bestell´ich Dein Buch.

Na also, geht doch! ;)
Nee, ernsthaft. Ich empfehle das Teil wirklich nicht nur deshalb, weil's von mir ist... ich fänd's auch saugeil, wenn es jemand anders geschrieben hätte. (aber hat halt keiner)
Naja, zumindest habe ich den Eindruck, dass bisher noch niemand, der dafür Geld ausgegeben hat, hinterher enttäuscht gewesen ist.
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