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Autor Betreff: Wie geht ihr mit dem Tod um?
dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.6.2006 um 11:36


Dass man auf eine bestimmte Art auf Todesfälle zu reagieren hat und Trauer zeigen muss, um nicht als gefühlskalter Mensch oder Schlimmeres zu gelten, ist doch auch nur so eine nervige Konvention einer Gesellschaft, der du und ich geistig eh schon längst entwachsen sind.
Symptomatisch war das kleine Unity-Treffen mit dalwend und noch irgendwem vor fünf Jahren, in dem mittendrin die Nachricht vom Tod meines Vaters bei mir ankam. Jeder andere an meiner Stelle hätte die zwei Leute wahrscheinlich heimgeschickt, aber ich hab ne Stunde meine Mutter getröstet und dann weiter das ganz normale Gäste-Unterhaltungs-Programm durchgezogen. Ohne schlechtes Gewissen deswegen... und man kann nichtmal sagen, dass ich irgendwie neben mir gestanden wäre dabei.
Es ist einfach so, dass in meinem Weltbild (und in deinem ja vermutlich auch, Maria) jeder Mensch von Geburt an dem Tod geweiht ist. Ich kann kaum noch trauern über jemanden, der hier in Deutschland 60 oder 70 Jahre ein relativ sicheres, fettes Leben geführt hat, wenn ich weiss, dass anderswo auf der Welt Kinder an Hunger krepieren, von Bomben in Stücke gerissen oder von irgendwelchen Seuchen dahingerafft werden, die nicht mal einen Bruchteil des Glücks erfahren durften, das meinem Vater oder deiner Oma vergönnt war.
Im Grunde ist Trauer bei mir ein Dauerzustand. Trauer über das Leben der Menschen und deren vergeudetes Potential... Trauer und Wut über die vielen, die nie eine Chance hatten, und über die ganze Ungerechtigkeit da draussen. Ich habe mich (zwangsweise) an dieses Gefühl gewöhnt, um Überleben zu können. Ich glaube, ohne das würde mir sogar was fehlen, denn dieses fatalistische Weltbild ist längst ein nicht ganz unbedeutender Teil meiner Persönlichkeit geworden...
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hopeless






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.6.2006 um 14:12


so "beinahe gestorben" geschichten sind manchmal ganz witzig, ich selbst kann da nicht so mithalten. ich hab mit 6 oder 7 mal ne büroklammer in die steckdose geschoben, weil man ja nicht direkt die finger reinschieben darf ;) ein mitstudent hat mal erzählt, wie er mit nem bus voller behinderter auf der autobahn am steuer eingepennt ist und beinahe nem lkw hinten drauf gerauscht wäre. hat aber nur den außenspiegel verloren.
ich hab jetzt nicht ständig todesphantasien, wenn was nicht normal läuft, aber es gibt auf jeden fall ein paar leute, die mein leben ganzschön verändern können, wenn sie sterben.
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.6.2006 um 19:26


Na wenn man hier auch mit sowas kommen kann ;) - dann hätte ich auch noch "fast" mich und meinen Fahrlehrer "ins Jenseits befördert".
Autobahnfahrt halt, und sein Spruch "fahr so schnell du willst, aber mindestens 130" war wohl ein Fehler, jedenfalls fand ich es toll, wie bei 220 alle so schön auf die Seite fuhren, bis irgendwann ein Trottel meine Geschwindigkeit unterschätzt und viel zu knapp vor mir eingeschert hat.
Zum Glück hatte der Fahrlehrer schnellere Reflexe als ich, 230 hätte ich allerdings nicht fahren dürfen.
(Das war's aber dann, denn als ich dann wieder loslegen wollte, hat er mich bei 180 ausgebremst.)



@dian

Das kommt mir gar nicht "fatalistisch" vor, bloß vernünftig.
Das Universums geht seinen Gang, von zerbrechenden Welten unberührt und kalt gegen unseren Wahn. Aber die meisten Menschen spinnen sich in irgendeinen seltsamen Alltag ein und leben in einer Welt, in der Krankheit und Tod einfach nicht vorkommen. Wenn diese dann plötzlich so drastisch widerlegt wird, ist das fuchtbar.
Das Interessante ist aber dann dieser Prozess namens "Verarbeitung".
Wenn sie allmählich wieder alles mit ihrem betrügerischen Alltag umspielen, zuerst schwankend und unsicher, aber dann immer fester, bis die Sache "verarbeitet" ist - obwohl sie keineswegs weniger schrecklich ist als vorher.
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Sk0rpiD^






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[*] Verfasst am: 27.6.2006 um 16:23


Ich sehe es eher so, dass die Menschen das Schlechte viel eher in ihrem Kopf haben, als die guten Dinge (obwohl Schlecht und Gut Begriffe sind, die vom Betrachter abhängen)... wenn man bedenkt, dass sich kaum jemand freut, wenn etwas gut geht (was aber komplett normal is - angenehm kühler Tag, problemloser Weg in die Arbeit, problemloser Tag in der Arbeit...), so regen sie sich auf über: Stau, zu kühl, zu heiss, warum kühl und nicht heiß? Warum gibts in der Arbeit so viele Probleme?
Das gleiche sehe ich auch in den Ängsten der Menschen. Warum vor etwas Angst haben - wenns passiert, dann passierts! Wenn man jedoch Angst hat, trifft einem das Eintreffen viel Schlimmer, als wenn man sich damit abfindet, dass es nun mal so ist.

Aber es ist auch Schwer, das eingelebte, das man schon seit seiner Kindheit gelehrt bekommt, zu ändern. Ich versuche es schon einiger Zeit (keine Ahnung wie lange, aber länger als ein Jahr dürfte es schon sein) und hatte noch keinen Erfolg die alther beigebrachten Denkgewohnheiten zu löschen... Ich freu mich leider auch nur selten über die "ganz normalen Dinge" wie Gesundheit - und fürchte die Krankheit... obwohl ich mir sogar selbst eine Vorlog... ich bin etwas seltsam, schon anders als die anderen, doch in vielerlei Hinsicht anders als ich mir wünsche...

War jetzt eigentlich nur sinnloses Geschwafel, aber jedem, der diesen Satz hier list: Danke fürs lesen. Bringt zwar nix, danke dennoch *lach*
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[*] Verfasst am: 28.6.2006 um 02:51


Och, den letzten Absatz könnte ich mir auch mal als Signatur unter meine Beiträge setzen!
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HëllRÆZØR




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Motto: Ground Zero - auf ein Neues!

[*] Verfasst am: 28.6.2006 um 16:29


Zitat
Zitat
Original von Osiris
Ich sehe es eher so, dass die Menschen das Schlechte viel eher in ihrem Kopf haben, als die guten Dinge

Das ist konstruktives Denken. Wenn man das "Schlechte" sieht, kann man es "verbessern", außerdem kann es recht viel Spaß machen, Probleme zu bewältigen, warum sonst gibt es Leute, die gerne "Probleme" haben (auch Wissenschaftler genannt)? Natürlich ist auch etwas Optimismus nicht verkehrt, aber wenn man nur das "Gute" sieht, belügt und verarscht man sich selbst, so wie das die Generation unserer Großeltern gerne versucht...aber dank dem Unterbewusstsein sind sie dennoch nicht glücklich.


Zitat
Original von Osiris
Aber es ist auch Schwer, das eingelebte, das man schon seit seiner Kindheit gelehrt bekommt, zu ändern.

Das ist das, was ich auch damals mal zu Jack meinte: Komplett unabhängiges Denken ist einfach nicht möglich, da wir unsere grundlegensten Denkweisen schon im Kindesalter "beigebracht" bekommen haben, und einen Großteil davon nie kritisch betrachten werden, da sie für uns völlig selbstverständlich erscheinen. Es mag sein, dass wir schon mal sowas sagen wie: "nichts von dem, was wir zu wissen glauben, wissen wir wirklich", aber ein Großteil von dem, "was wir zu wissen glauben", ist uns ja nicht mal völlig bewusst - wie können wir also irgendetwas kritisch betrachten, von dessen Existenz wir nicht mal wissen?
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[*] Verfasst am: 29.6.2006 um 02:56


Diesbezüglich ist es immer eine Wohltat mit Menschen zusammenzuarbeiten, die aufgrund intellektueller oder psychischer Defizite niemals in den Genuss kamen, im Kindesalter erzogen (bzw. angepasst) werden zu können.
Diese Menschen haben eine bestechende Logik manchmal, von denen auch ein ganz normal sozialisierter Mensch immer von lernen kann.
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