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Verfasst am: 6.5.2007 um 05:13 |
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Sprache, Gefühl und Authenzität
Bis zur welchen Grenze hin ist Authenzität und Ehrlichkeit bei den Gefühlen wichtiger als die Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer?
Angesichts der ein oder anderen Diskussion, die wie hier haben, wollte ich mal wissen, wie Ihr überhaupt das Board nutzt, wenn Ihr irgendwelche
Emotionen habt, die Ihr relativ schlecht unter Kontrolle bekommt (Habt Ihr solche überhaupt?).
Also, das Gefühl, dass ich nicht unterdrücken kann, ist z.B. Müdigkeit oder Nervosität oder Zeitdruck.
Wenn ich also in Prüfungssituationen bin oder am nächsten Tag einen Termin habe, dann ist das öfters so, dass sehr kurz und blödsinnig werde.
Meine Beiträge sind dann einfach ziemlich unsubstantiell und auch nicht gerade effektiv für eine Diskussion. Zumeist fällt mir dann nur Schwachsinn
ein.
Ich denke, dass man das aber auch merkt und zumindest der etwas aufmerksamere Vielleser hier wird das dann auch wissen, warum ich an manchen Tagen
kurz angebunden bin.
Und bei der Frage nach meiner Authenzität und Ehrlichkeit beschränkt sich eben auf die Punkte, dass ich mit meiner Authenzität dann aufhöre,
insbesondere in der Ausdrucksweise, wenn so etwas wie Benehmen ins Spiel kommt.
Man muss mich schon ziemlich reizen, wenn ich ganz fies werden soll, passiert aber auch.
Ehrlichkeit lehne ich nur ab, wenn sie mir all zu viel schadet, was das Erreichen meiner Ziele angeht, hier im Forum habe ich da eigentlich maximal
das Problem mit, dass es öffentlich ist und ich nicht irgendwelchen stillen Mitlesern die Möglichkeit geben will, etwas gegen meine Ziele zu
unternehmen, ansonsten ist das für mich hier weniger das Problem.
Wie handhabt Ihr das?
Wie ehrlich, authentisch und sprachlich versiert haltet Ihr Euch, dass auch das rüberkommt, was Ihr sagen wollt?
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Cass3l
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Verfasst am: 6.5.2007 um 12:19 |
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Sprachlich versiert versuche ich gar nicht zu sein. Ich meine, ich kann meine Gedanken ja auch so ausdrücken und glaube, mein normaler Ausdruck
reicht auch zum Verständnis anderer aus. :D
Und Gefühle, die ich nicht unter Kontrolle habe, gibt es bei mir eigentlich nur im echten Leben und im Forum eher weniger, außer wenn ich irgendwie
total voll oder breit bin, dann schreibe ich öfters mal ziemlich gequirlte Scheiße. Bei mir ist es eher so, dass ich wenn ich richtig müde bin, auch hier nicht mehr schreibe... Weil dann weiß ich, dass ich es
wahrscheinlich wirklich nicht unter Kontrolle hätte. Und wenn ich manchmal schon derben Mist aufgrund irgendwelcher Exzesse schreibe, dann reicht das
meiner Meinung nach... Ich denke, müde würde ich noch sinnentleertere Posts bringen. :D
Und bezüglich der Ehrlichkeit anderen gegenüber, kann ich nur sagen, auch wenn das schon öfters für die betroffenen Personen sehr unangenehm war,
dass ich das auch immer bin. Wenn ich eine Meinung zu etwas habe (Und das ist meistens der Fall) gebe ich sie auch Preis, manchmal sogar ungefragt. :D
Also, ich habe damit schon öfters andere Menschen verletzt, aber ich bin lieber ehrlich, als jemandem etwas vorzugaukeln oder ihn anzulügen, denn
das wäre (Meiner Meinung nach) noch verletzender.
Regards
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Seraphime
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 6.5.2007 um 12:23 |
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Es ist garnicht so einfach zu schreiben was man denkt. Manchmal fehlen die Worte, manchmal die Zeit.
Ich nehm mir ungern Blätter vor den Mund (oder Websites vor die Finger), was zur Folge hat das ich weniger auf die Lesbarkeit und das Verständnis
achte als auf die genaue kommunikative Umsetzung meiner Gedanken. Wer´s versteht bekommt bessere Bilder von mir.
Zur Ehrlichkeit bin ich auf der "sei so ehrlich wie du es von anderen erwartest"-Schiene.
Überhaupt is "mach´s so wie du´s von anderen gern sehen würdest" eine prima Sache.
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Hansi
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Motto: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
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Verfasst am: 6.5.2007 um 14:57 |
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mh, also emotional gesehen bin ich wohl ein vulkan. erst staut man sie an und wenns nich mehr geht, dann bricht er aus, dummerweise sieht man mir das
brodeln meistens nicht an. wie authentisch ich beim reden/schreiben bin, kann ich gar nicht so genau einschätzen, liegt imo auch immer am
gesprächspartner und in welcher beziehung ich zu ihm stehe. und ehrlichkeit ist für mich eigentlich die wichtigste komponente. lügen kann ich
überhaupt nicht ab. das was ich lediglich (und auch in geringen mengen) versuche zu gebrauchen sind dann vllt höflichkeitsfloskeln und kleine
notlügen wenn man ohne gar nicht mehr weiter gehen würde, allerdings benutz ich sowas nur bei gesprächspartnern, die mir eh am arsch vorbei gehen,
z.b. der beamte, der chef etc. etc., aber wenn man mit mir privat redet und sich n wirklich ernsthaftes tieferes gespräch entwickelt, sollte man
damit rechnen das ich brutal ehrlich bin.
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jan91
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Verfasst am: 6.5.2007 um 15:26 |
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Ich hab mal versucht komplett einen Monat nicht zu lügen...ging nicht!
Generell verhalte ich mich so, wie ich es von anderen erwarte. Das wirkt Wunder und funktioniert wunderbar. Leute, die ich nicht kenne, behandel ich
zwar mit Respekt, aber auch mit geringen Misstrauen, freundlich aber vorsichtig.
Zu Freundesfreunden bin ich von Anfang an nett, was mir dann letztenendes neue Freundschaften beschert...
Aber ähnlich wie bei @Hansi staue ich manchmal wütende Energie, die aber bisher nicht wirklich vorgekommen ist. Irgendwann verfliegt die Wut von
alleine oder ich lasse sie in einer meiner selten gewordenen Runden cs aus...
Was Ehrlichkeit an sich betrifft, die ist mir sehr wichtig, vor allem bei Freunden und Verwandten. Aber da ich zu diesen sowieso ehrlich bin, hat sich
das meist von Anfang an erledigt.
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Hansi
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Motto: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
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Verfasst am: 6.5.2007 um 15:30 |
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[QUOTE]Aber ähnlich wie bei @Hansi staue ich manchmal wütende Energie, die aber bisher nicht wirklich vorgekommen ist. Irgendwann verfliegt die Wutvon alleine oder ich lasse sie in einer meiner selten gewordenen Runden cs aus...[/QUOTE]
naja @jan, ich stau ja nicht nur wut an. das ist eine von vielen emotionen und irgendwie bin ich gut darin sie alle "aufzusparen" und dann
gebündelt raus zu lassen.
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hopeless
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 6.5.2007 um 15:31 |
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ich hab gerade keine lust, so generell was zu meinem auftreten hier im forum zu schreiben. (was ja für sich schon eine aussage ist) aber ich habe
gerade eine situation erlebt, die ein bisschen zum thema passt.
unser neuer mitbewohner (bleibt nur für einen monat, zieht dann in ein anderes wohnheim um) fragte mich eben nach dem internet in der wg und als ich
das passwort gefunden und ihm eingegeben hatte, fragte ich ihn woher er kommt, also aus welchem land (er sieht arabisch aus, spricht arabisch..).
"ich komme aus palästina, [dingsbums] bei nazareth."
ich: "oh, das ist witzig, direkt vor dir hat hier in dem zimmer eine israelin gewohnt. "
darauf brachte er ein.. naja.. leicht gequältes "ja, haha." heraus.
dass er das nicht ganz so lustig findet wie ich, ist verständlich, aber von meiner seite war das spontan und ehrlich, nur eben leicht politisch
unkorrekt.
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RattenGewitter
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Verfasst am: 6.5.2007 um 15:51 |
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Für viele Dinge die ich gerne aussprechen würde fehlen mir einfach die Worte und bin deshalb auch meist knapp angebunden.Um mit dem was ich
ausdrücken will zufrieden zu sein muss ich in einer Art "kreativen" Phase sein,das geht nicht wenn ich aus der Höhle des Löwen komme und die
Haustür hinter mich zufallen lasse,ich brauche dafür meine Zeit und muss mich erstmal von der Außenwelt abschrauben und sehr viel über innere
Dinge nachdenken (so gesehen mit inneren Dämonen kämpfen,wenn es euch bildlich lieber ist)
Man muss sogesehen sich selbst umkrempeln und sei es nur für eine Weile.In dieser Zeit kriege ich kaum etwas von der großen weiten Welt da draußen
mit,höchstens die Musik die aus der Anlage dröhnt.
So gesehen ist es auch eine Art Schutzmechanismus der sich (wenn ich es genau bedenke) von selbst auslöst,bei Stress,bei Hektik,bei Angst (auch wenn
derartige Situation bevorsteht) schließt sich diese Tür fest zu.
Ich lasse Gefühle nicht raus,nicht tiefliegende,geht nicht,es sei denn der Damm hat mal ein Loch (kommt selten vor)
Tja und je nachdem in welcher Welt ich gerade stecke und was mich beschäftigt,aber vor allem auch WER mir gegenüber steht reagiere ich.Das reicht
vom Schema eiskalt-auf fachlicher ebene (kommt meist auf eine brutale verbale art ),verspielt-verträumt oder einfach nur komplett verstummt mit dem
Schild auf der Stirn:"du kummst hier net rain!"
bin mir sicher es gibt noch mehr von der Art - egal
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Seneca
Beiträge: 565
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 6.5.2007 um 21:23 |
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Hallo zusammen,
ich melde mich nun auch mal wieder. Bei mir ist das mit den emotionen so eine Sache. Ich möchte zu den Menschen denen ich vertraue und die mir
wichtig sind gerne ehrlich sein und ihnen so erscheinen wie ich auch bin. Das ist im allgemeinen auch recht einfach, ich schreibe bzw sage einfach was
ich denke.
Einzig und alleine bei den Emotionen verhält es sich anders. Denn die autentisch rüberzubringen ist schwer und ich kann das nur im Gespräch unter
vier Augen. Denn da kann ich auf meinen Gegenüber eingehen und ihm meine Gedanken und Gefühle so servieren, dass er sie auch versteht. Das ist bei
mehreren Leuten meist schwer.
Gruß
Seneca
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étoile-filante
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Verfasst am: 7.5.2007 um 14:59 |
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Meistens schaff ich es, über meine eigenen Gefühle erhaben zu sein. oft um anderen nicht weh zu tun. zum Beispiel verstößt es strikt gegen meine
Auffassung von Fairness, andere Leute zu beleidigen, zu beschimpfen oder sonst irgendwie über sie her zu ziehen, wenn sie es nicht ausdrücklich
verdient haben. beispielsweise ist mir nicht ein böses Wort über die Sippen gekommen, als mein Exfreund wegen einer anderen mit mir Schluss gemacht
hat. ich hatte Verständnis dafür. meiner Meinung nach konnte er nichts dafür, wenn er sich neu verliebte. erst Wochen oder Monate später, als er
mich nachträglich noch seinerseits als alles mögliche bezeichnet hat, bin ich dann mit in die Hasstiraden eingestiegen.
Und es gibt in meinem Leben noch mehr Personen die sich mir gegenüber nicht grade als Gentleman benehmen. Auch hier bleib ich dann fair und wohl
kalkuliert, vermeide irgendwelche Ausbrüche (auch aus Rücksicht auf diese teilweise etwas labilen Persönlichkeiten)
Aus Fairness und Rücksicht beiße ich also öfter in den sauren Apfel und schlucke alles runter.
Aber auf der anderen Seite liege ich manchmal wegen der all der kleinen angestauten Problemchen, die mich oder meine Lieben betreffen, stumm
schluchzend im Bett und weine in mein Kissen. Selten sogar, ohne dass ich mir einen Grund denken kann...
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WeirdApparition
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Verfasst am: 7.5.2007 um 19:39 |
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RE: Sprache, Gefühl und Authenzität
Ich hab meine Gefühle schlecht bzw. gut im Griff, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Schlecht für mich, da ich sie selten zeige,
fast alles innerlich mit mir ausmache und daher einen ständigen Druck auf der Brust habe, der in den letzten Jahren fast jeden Tag spürbar war und
noch ist. Niemand außer meinem Freund weiß, was in mir vorgeht. Ich arbeite im Moment daran, mir meinen Ärger von der Seele zu reden und meine Wut
nicht anzustauen bzw. über den Dingen zu stehen, die mich ankotzen und somit wieder glücklicher zu werden. Ist gar nicht so einfach, da viele Dinge
bei mir automatisch diesen Druck auslösen. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wie es ist, unbeschwert zu sein.
Ich bin anderen gegenüber sehr distanziert und denke nicht, dass die wissen, was in mir vorgeht. Darüber bin ich aber ganz froh, denn sonst hätte
ich wohl nichts mehr zu lachen, denn der Mehrheit meiner "Bekanntschaften" bin ich negativ eingestellt.
Da ich schlecht lügen kann, bringe ich mich einfach nicht in Situationen, wo ich es tun müsste, um meine Ruhe zu haben. Naja, ich lass auch vieles
mit mir machen, womit ich nicht einverstanden bin und sage meistens nichts dazu und verfluch die verantwortlichen Leute dann innerlich. Baut nur noch
mehr Druck in mir auf.
Hier im Board versuch ich, meine Gedanken mehr oder minder in verständliche Worte zu packen, hab aber oft das Gefühl, dass hinterher nur
unstrukturierter Blödsinn herauskommt und das macht mich eher unzufrieden. Vermutlich ist das wieder die Angst , von anderen bewertet zu werden.
(ich weiß, die muss ich hier nich haben)
Eigentlich würd ich mich hier gern mehr einbringen, aber mir fehlt die Zeit meine Gedanken zu ordnen und die in präzise Texte zu schreiben.
Mh, tut mir Leid, falls ich abschweife. :12:
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Benway
Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
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Motto: fire walk with me
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Verfasst am: 7.5.2007 um 21:05 |
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Wenn man ohnehin wenig ernstzunehmenden Kontakt zur Außenwelt hat, gewöhnt man sich die meisten Gefühle auch recht schnell ab...übrig bleiben ein
paar Grundemotionen, echte Freude, echtes Elend, echte Angst, echter Ekel...aber die kommen dann wiederum so selten vor und sind so authentisch, dass
ich mir keine Sorgen machen muss, in dieser Hinsicht mal falsch verstanden zu werden. Bei echten Begegnungen mit Menschen denke ich also nicht über
Gefühle nach - ich bin froh, wenn mich Menschen überhaupt zum Fühlen bringen.
Und bei virtueller Kommunikation, zB hier im Forum - kann man da überhaupt echte Gefühle empfinden? Also ich bilde mir ein, dass ich auf jeden
Beitrag mit dem selben leichten Interesse antworte, höchstens mal etwas zynischer als Sonst - aber echte Gefühle werden hier eigentlich nicht
investiert, es ist alles zu unverbindlich. Kommt mir auch bei anderen so vor, aber ich kann mich täuschen.
Und Empathie ist mir schon im RL meistens zu anstrengend, ob sich ein Gesprächspartner von einer leicht ironischen Zeile von mir also evtl gekränkt
fühlen könnte, das ist mir selten einen Gedanken wert. Sollte man IMO auch gar nicht drüber nachdenken, unverbindliche Kommunikation ist ja
schließlich mit der Sinn des Internetz'...man hat auf jeden Fall eher die Chance, unvoreingenommen zu diskutieren und eigene Argumentationsfehler
einzugestehen, weil ja sowieso nichts daran hängt. Ohne "emotionale Intelligenz" wäre die Welt IMO ein besserer Ort :D
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...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
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Verfasst am: 8.5.2007 um 03:12 |
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@ètoile-filante:
Ich warne mal vorsichtshalber schon wegen Deiner Ausdrucksweise ("in den sauren Apfel beißen", "herunterschlucken"). Hast Du des öfteren
Probleme mit Magen, Hals oder Verdauung? Das hört sich nämlich so an. Und ich weiß sowohl aus beruflicher wie aus eigener Erfahrung, dass so ein
Verhalten eben, nicht völlig zu seinen Gefühlen oder Auffassungen zu stehen, oft dazu führen kann, dass man auf psychosomatische Weise reagiert.
Wenn da nur irgendein Punkt in Deinem Körper ist, der etwas empfindlicher ist, dann wird der irgendwann mal reagieren.
Gut ist das eigentlich auf Dauer nicht, wie Du Dich zurückhältst.
Da bist Du schon etwas weiter, @WeirdApparition.
Du arbeitest ja schon dran. Ob man da alleine weiter kommt, weiß ich nicht. Du hast Glück und zur Hilfe ja bestimmt noch @scaydcast, aber was Du
evtl. auch mal machen kannst, so als ersten Schritt: Du solltest Dir bewusst machen, wenn Du merkst, dass jetzt z.B. ein Moment kommt, wo Du ehrlich
etwas sagen willst und Dich irgendwie anspornen, dass dann auch zu tun. Das ist nicht einfach. Ich bin bald 45 und bin bis heute manchmal über mich
erstaunt, wie ehrlich ich manchmal bin im rl und wie ich es schaffe, dabei ruhig zu bleiben. Das erfordert Übung, Übung und nochmals Übung.
Versuch' das mal.
Mir hat btw mein Job ziemlich dabei geholfen, weil man da gar keine andere Möglichkeit hat, auch mal ziemlich ehrlich und brutal aufzutreten.
@Benway:
Deinen letzten Satz musst Du mir mal in diesem Zusammenhang erklären.
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Calgmoth
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
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Verfasst am: 8.5.2007 um 11:09 |
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Hm, benutze Internetforen eigentlich hauptsächlich zum Austausch über versponnene Interessen, die andere Freaks teilen. Da ist dann erst 'mal wenig
persönliches Interesse am virtuellen Gegenüber sondern vielmehr Kompetenz in Sachen der gemeinsamen Leidenschaft erwartet, die in der Regel nichts
mit zwischenmenschlichem Kram zu tun hat.
Allerdings muss ich gestehen, dass man auf die Art tatsächlich irgendwann auch die Menschen hinter der Kompetenz sehr zu schätzen lernen kann, wenn
man ihnen denn persönlich begegnet, und die Zeit findet, über persönliches zu reden ;-).
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Benway
Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
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Motto: fire walk with me
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Verfasst am: 8.5.2007 um 19:16 |
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Arne schrieb:
[QUOTE]Deinen letzten Satz musst Du mir mal in diesem Zusammenhang erklären. [/QUOTE]
*schulterzuck* Dabei hab ich mir nichts weiter gedacht - zumindest nichts, was ein in der gängigen Entwicklungs- und Kommunikationspsychologie
versierter Mensch nicht innerhalb von Minuten zerpflücken könnte. Dass menschliche Kommunikation evolutionär entstanden ist macht die Sache nun mal
nicht gerade einfacher - oder zumindest fühlt es sich für den "Kommunikationsgestörten" so an.
Die Kommunikation im echten Leben müsste mehr laufen wie im Internetz - wenig Höflichkeiten, keine Zugeständnisse, kaum doppelte Bedeutungsebenen,
weitgehender Verzicht auf analoge Kommunikationsmethoden - es hängt nichts dran, man kann es sich leisten, ehrlich zueinander zu sein. Als ich das
vor fast zehn Jahren entdeckt habe, war ich sofort fasziniert und hab das dann zunehmend auch im echten Leben angewandt - nur sind da die Ergebnisse
suboptimal, weil die Welt da draußen ein anderes Kommunikationsverständnis zu haben scheint als ich.
Da fühlen sich Leute gleich angegriffen, wenn ich versuche, sie erschöpfend totzuargumentieren oder geschmeichelt, wenn ich ihnen sage, dass ihr
Leben so konsequent ist, wie ich mir das für mich selbst wünschen werde oder beleidigt, wenn ich zu dem was sie sagen nur meine zyischen Kommentare
wie im Forum abgeben kann. Dabei kommuniziere ich einfach nur digital und spreche fließtextmäßig einfach alles aus, was an mein Bewusstsein
gelangt. Schon klar, entweder bin ich das Problem oder alle Anderen sind es...
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Ina
Beiträge: 1162
Registriert seit: 12.7.2007
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 10.5.2007 um 21:00 |
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Im Forum akzeptiert man mich seltsamerweise weitgehend - brauchte zwar (zumindest nach meinem Empfinden) ca. 400 Beiträge dazu, aber immerhin. Allzu
arogant und verletzend scheine ich also doch nicht zu sein :D
(Ansonsten: Ach Leute, ihr seid doch wirklich von der Natur charaktermäßig verwöhnt, wenn ihr immer selber wisst, wann ihr authentisch seid und
wann nicht.
Wenn ich mich selber darstellen oder erklären muss, egal ob verbal oder nonverbal, geht fast immer verdammt viel "lost in translation", so dass da
schon große Verwandtschaft vorhanden sein muss, wenn jemand verstehen soll, was da ursprünglich mal war.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, überhaupt einen Charakter zu besitzen, mein Usertitel ist kein Zufall. Man braucht schon ziemlichen Abstand, um
bei mir Substanz hineinzusehen. Aber der dürfte in einem Internetforum ohnehin gegeben sein, weswegen ihr jetzt vermutlich das Problem gar nicht
seht.
Aber zumindest war dieses früher noch deutlich größer, was ich jetzt bin, ist bereits ein Riesenfortschritt im Vergleich zu dem stummen,
lächelnden Wesen von früher, das in Anwesenheit eines anderen Menschen gar nicht anders konnte, als ihn zu reflektieren, weil es ja selbst nichts
war - und das ist meistens so unangenehm, dass man ausgesprochen kontaktscheu wird.
Mittlerweile bin ich durchaus in der Lage, in passenden Momenten aus mir herauszugehen ohne dass mir der Zwang zur Übersetzung allzu sehr
dazwischenfunkt.
Das Ergebnis ist natürlich immer noch allzu oft verwirrend, bzw. erscheint hysterisch, überkünstelt, konstruiert.
Liegt wohl daran, dass ich in solchen Augenblicken mein Gegenüber weitgehend ausblende - denn wenn ich da auf Reaktionen achten würde, würde ich
nur wieder reflektieren.)
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...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
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Verfasst am: 10.5.2007 um 22:58 |
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Och, ich hab' Dich schon akzeptiert, als Du noch als Gast hier schriebst in dem Thread zur Unendlichkeit damals im Universum.
Das war gut verständlich und trotzdem mit der entsprechenden Sachkenntnis, unter der man sich was vorstellen konnte.
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Boss
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
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Verfasst am: 11.5.2007 um 11:46 |
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Emotionen sind imho sowieso irrelevant. Auch wenn man es nicht ganz verhindern kann, dass manche Beiträge emotional gefärbt sind. Ich merke auch
wenn ich müde bin schreibe ich emotioneller als sonst. Auch ist das eine Frage der Laune. Ansonsten sollte man versuchen die Emotionen zu
unterdrücken oder sie wegzulassen wenn sie denn nichts mit dem Beitrag zu tun haben.
Manchmal schreibe ich alles so wie ich es finde und wenn ich z. B. Zeitdruck habe sehen die Beiträge von mir dann irgendwie anders aus. Aber nicht
unbedingt schlechter.
Ehrlichkeit ist bei mir aber immer oberstes Prinzip. Auch wenn ich schlecht gelaunt oder sonstwie bin. Alles andere hätte auch keinen Sinn. Dann
könnte man sich das alles auch sparen.
Auch im RL bin ich ehrlich, aber da ich im RL kaum rede wissen das die meisten Leute aus meinem Umfeld nicht.
Und dann macht es doch grade die Ehrlichkeit die Sache Authentisch.
Ansich mag ich auch nicht die Kommunikation im Real Life. Mit dem Gesocks aus meinem Umfeld kann man auch nicht Kommunizieren. Da laufen die
Gerspräche auch nach einem ganz anderen Muster ab. Es geht dann nicht wirklich um den Inhalt sondern um das Labern an sich. Daher sind mir
Forengespräche viel lieber. Da halte ich es dann wie Benway. Ich finde auch, dass man die ganze Gestik und Emotionen weglassen sollte. Es wäre
schön wenn Leute einfach ihren Mund aufmachen und ehrlich sagen was sie zu sagen haben. Aber nein die Leute müssen ja unbedingt ein Theater
veranstalten. Doch falls man es tut müssten sich die Leute auf den Inhalt konzentrieren, aber da sie sich nicht wirklich was zu sagen haben und nur
des Redens willen reden wird es wohl weiterhin so bleiben.
Imho ist diese ganze nonverbale Kommunikation purer Schwachsinn. Man kann sie fehlinterpretieren, tut es auch meistens. Es ist zu unpräzise als
Kommunikation als dass man sie nutzen sollte. Und was interessiert mich die gestik von einem anderen? Und warum erwarten Leute von mir, dass ich
Gestikuliere? Das sind Leute die keine Ahnung von echter Kommunikation haben.
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Unmensch
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
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Verfasst am: 11.5.2007 um 12:34 |
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Zitat | Original von Maverick
Und was interessiert mich die gestik von einem anderen? Und warum erwarten Leute von mir, dass ich Gestikuliere? Das sind Leute die keine Ahnung von
echter Kommunikation haben. |
Schon mal was von Körpersprache gehört? Anhand der Gestik kann man einiges abschätzen. Sehr beispielhaft ist da auch die Körperhaltung eines
Menschen. Daran sieht man oft schon, ob man ein schwaches Duckmäuschen vor sich hat, einen arroganten Vollprolleten, der definitiv von sich selbst
überzeugt ist, oder ob es sich eher um einen ruhigen, ausgeglichenen Typen handelt. Die Körpersprache zeigt dir auch, ob jemand Angst hat, ob er
ungeduldig ist, ob er sich konzentriert bei der Sache ist oder nur mit halben Ohr zuhört. Ob jemand aggressiv ist und dir im nächsten Moment gleich
eins auf die Nase gibt, oder ob du dir erlauben kannst was du willst und er immer sachlich und ruhig bleiben wird.
Und du willst mir erzählen, sowas hat absolut keinen Wert? Hast du mal versucht, die ganze Körpersprache in einem realen Gespräch auszuklammern?
Stell dir deine nichtvorhandene Freundin vor, die die Beziehung beendet, dabei ein ein breites Grinsen im Gesicht hat und sich am Kopf kratzt. Wirkt
das authentisch?
Oder wie würdest du positive Worte auf deine Person wahrnehmen, wenn dein Gegenüber aber dabei verlegen auf den Boden guckt, die Hände hinter den
Rücken hält und nur so dasteht? Würdest du ihn für voll nehmen? Wenn es dir wirklich nur um die Worte an sich geht, und diese sind in diesem Falle
ja extrem euphorisch, aber der ganze Rest passt einfach nicht dazu, dann würdest du ihn doch auch fragen, ob er das wirklich ernst meint oder ob das
jetzt nur ein schlechter Witz sein soll.
Ich glaube, du hast dir noch nie wirklich Gedanken über Körpersprache gemacht. Vielleicht konntest du das nicht, denn rein mit Internet- und
Chatgesprächen kann man da natürlich auch nicht viel erkennen. Eher verkümmert man diesbezüglich. Denn da dir all die Sachen im Internet fehlen,
wirst du nie feststellen können, ob dich jemand online belügt - das geht höchstens nur aufgrund von Widersprüchen, aber sonst hast du keine
Chance. Im realen Leben ist das weitaus einfacher, denn nur derjenige kann dir an der Haustür etwas verkaufen, der selbst auch von dem Produkt
überzeugt ist oder, was aber eher selten ist, dass er wirklich ein Verkaufsgenie ist. Im Normalfall jedoch passt die ganze Körpersprache, die Art
des Redens, das drum herum nie zu dem, was aus seinem Mund kommt. Und was das für ein merkwürdiges Bild ergibt, schilderte ich ja eben schon.
Höchstwahrscheinlich würdest du nichts von ihm kaufen. Würdest du vermutlich auch so nicht, aber wenn diese ganzen Komponenten nicht
zusammenpassen, wirst du noch nicht mal eine Sekunde lang auf die Idee des Kaufes kommen, einfach weil dir die Person unsympathisch ist und mit ihr
irgend etwas nicht stimmt. Du hörst gar nicht richtig hin. Im Bewusstsein erklärst du dir das damit, dass er ein Haustürverkäufer ist, welche dir
suspekt sind, unterbewusst sind dir aber ganz andere Sachen unsympathisch und beeinflussen deine Kaufentscheidung viel mehr. Nicht umsonst arbeiten
Supermärkte mit Düften, mit besonderen Licht über der Fleischtheke, mit Musik, ansprechender Werbung und so weiter. Und wer dir am Telefon etwas
verkaufen soll, hat immer auch eine besonders nette Stimme. Das ist alles kein Zufall. Wenn es wirklich nur um das gehen würde, was in dem Produkt
drin steckt bzw. wie du sagtest, es lediglich um die Worte geht und dich alles andere nicht interessiert, würde man doch niemals so einen enormen
Aufwand betreiben, meinst du nicht auch?
Es sind einfach mehr Dinge im Spiel, die man zunächst nicht wahrnimmt. Und auch du hast eine Körpersprache, weisst nur nicht davon, da sie so
selbstverständlich in deinen Bewegungen übergeht, dass es für dich etwas ganz normales ist. Und genau das strahlst du auch Anderen gegenüber aus,
die dich dann - bewusst oder unbewusst - auch genau danach bewerten (teilbewerten). Es sind eben nicht nur die Worte, das ist ein Irrglaube. Oder
stehst du wirklich stocksteif da, wenn du dich mit Leuten unterhältst? In dem Fall hast du wirklich keine Körpersprache, hast aber dann auch nicht
die Ahnung, dir darüber eine Meinung zu bilden oder es gar als Quatsch abzustempeln.
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dian
Beiträge: 1840
Registriert seit: 13.7.2007
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 11.5.2007 um 13:36 |
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Ich denke, was Maverick mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber der nonverbalen Kommunikation meint, ist weniger, dass er sie nicht versteht,
sondern dass sie ihm etwas zu instinktgesteuert, animalisch ist...
Und es stimmt ja auch:
Ein Politiker, der an seinem Redepult steht und bestimmte einstudierte Handbewegungen macht, die einschüchtern oder Stärke vermitteln sollen,
erinnert mich schon irgendwie an einen Gorilla, der sich mit den Fäusten auf die Brust trommelt. Es ist das selbe Prinzip, das da dahintersteckt. Und
vor diesem Hintergrund kann ich es durchaus nachvollziehen, wenn jemand das als "Quatsch" abstempelt und lieber nur die Bedeutung der Worte für
sich stehen haben möchte, ohne zusätzliche Faktoren, die man da auch immer noch mit berücksichtigen und hineininterpretieren muss.
Nicht zuletzt aus diesem Grund drücke ich mich lieber durch Schrift aus, die meines Erachtens ungleich eindeutiger ist, als wenn ich auf einem Podium
stehe und eine Rede halte, wo dann eben in der Tat auch mein Aussehen und die Art, in der ich mich bewege, beurteilt wird, obwohl das mit der Message,
die ich eigentlich loswerden möchte, nicht das geringste zu tun hat.
Wenn ich beispielsweise zittere, wird mir jeder Zuschauer gleich unterstellen, dass ich sehr nervös bin und dass das, was ich sage, daher schonmal
von vornherein sehr skeptisch zu beurteilen ist. Aber vielleicht zittere ich auch nur, weil ich meinen Morgen-Schnaps noch nicht getrunken habe, oder
weil ich epileptische Anfälle habe. who knows? Das muss mit meiner Message überhaupt nichts zu tun haben, dennoch wird es von jedem damit asoziiert
werden...
während ich im Internet glaubwürdig einen stolzen, heroischen Text schreiben kann, auch wenn ich währenddessen in gekrümmter Körperhaltung
sabbernd und nassgeschwitzt vorm Bildschirm sitze. Das ist mir so irgendwie sympathischer.
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Unmensch
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
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Verfasst am: 11.5.2007 um 14:06 |
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Ja, wenn es um eine Präsentation geht oder Dinge, wo man den Leuten etwas weisszumachen versucht bzw. man etwas ganz bestimmtes vermitteln will, dann
geht es wirklich nur um die Worte und alles andere ist hinderlich, ist vielleicht sogar von Nachteil, da man nicht so toll aussieht und dadurch an
Aufmerksamkeit einbüsst, oder weil man besonders gut aussieht und daher mehr für das beachtet wird, als für das, was man zu sagen hat. Oder wenn
man sich verspricht, stolpert oder was auch immer. Dann wird man ebenfalls nicht mehr ernt genommen bzw. auf deine dir so wichtigen Worte hört gar
keiner mehr, weil sie sich innerlich alle noch schlapp lachen.
Doch Maverick sprach ja eher von einer normalen Kommunikation, nichts künstliches, kein Verkaufstraining, keine Pressekonferenz oder einer Rede im
Bundestag. Und was dieses Zwischenmenschliche betrifft, so ist Körpersprache nun mal unvermeidbar und ich finde sowas sogar sehr interessant und
möchte es gar nicht missen. Wenn es mir nur um die Worte ginge, könnte man auch telefonieren oder chatten. Das macht so ein persönliches
Vier-Augen-Gespräch dann aber nicht wirklich zu etwas besonderem, wenn man im Grunde genauso mit einer lebensgrossen Puppe sich unterhalten könnte,
an dessen Kopf ein Lautsprecher und Mikrofon befestigt ist, mit dem man ein Telefonat führen kann. Körpersprache macht da einfach mehr her, man kann
auf seinen Gegenüber mehr eingehen, wenn man an seiner Mimik merkt, dass er etwas nicht versteht, eine gegenteilige Meinung hat oder schlichtweg
gelangweilt ist. Oder eben diese Sache mit der Ehrlichkeit, die ich bereits ausführte. Das sind schon sehr nützliche Sachen und macht so eine
Unterredung doch erst wirklich vollkommen. Kommt ja heutzutage bereits selten genug vor, man kommuniziert nur noch über Chat, Handy oder dämlichen
SMS. Frage mich überhaupt, was das mit einem Gespräch zu tun hat, wenn man sich Stunden vor ein Minidisplay hockt und zwischen sich und seinen
Gesprächspartner dann erst noch einen Mobilfunkbetreiber stellt. Zudem bezahlt man für dieses persönliche Gespräch noch eine Menge Geld, sieht
sich dann aber noch nicht mal, hört den Anderen nicht, man kann nicht wirklich Echtzeit kommunizieren und muss sich zudem selbst in seiner Aussage so
weit beschneiden, dass sie in 160 Zeichen passt. Gut, im Chat ist das etwas anderes, aber dennoch nicht so wirklich ideal. Im Grunde also alles nur
Nachteile, doch Millionen fahren drauf ab. So ein wirkliches Gespräch nur für sich rückt dabei immer mehr in den Hintergrund. Durch die Gewöhnung
bei häufig genutzten Medien (Chat, Internet) entsteht doch sowas überhaupt erst mal sowas, dass man sagt, Körpersprache brauche ich nicht, mein
Gegenüber versteht mich auch so. Klar tut er das, ist aber immer eine Sache des Anspruchs, inwieweit man damit zufrieden ist. Eine alte Oma, die noch
nie gechattet hat, wird sich nie im Leben vorstellen können, mit ihren Enkeln über einen Bildschirm zu sprechen, auch wenn diese das jeden Tag so
machen und es völlig normal ist.
Manche Sachen funktionieren rein textlich überhaupt nicht, andere hingegen schon. Die Idee dieses Forums ist hingegen ganz klar in einem reinem
Textfundament weitaus besser aufgehoben, als wenn wir uns jeden Freitag treffen und in der Kneipe uns zu diversen Themen auslassen würden. Das ginge
nicht lange gut und viele würden kein zweites Mal wiederkommen. Und ausserdem hat bereits eine ganz andere Gesellschaftspezies diesen Treffpunkt fest
für sich inne.
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Boss
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Verfasst am: 11.5.2007 um 14:09 |
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[QUOTE]Schon mal was von Körpersprache gehört? Anhand der Gestik kann man einiges abschätzen. Sehr beispielhaft ist da auch die Körperhaltung
eines Menschen. Daran sieht man oft schon, ob man ein schwaches Duckmäuschen vor sich hat, einen arroganten Vollprolleten, der definitiv von sich
selbst überzeugt ist, oder ob es sich eher um einen ruhigen, ausgeglichenen Typen handelt. Die Körpersprache zeigt dir auch, ob jemand Angst hat, ob
er ungeduldig ist, ob er sich konzentriert bei der Sache ist oder nur mit halben Ohr zuhört. Ob jemand aggressiv ist und dir im nächsten Moment
gleich eins auf die Nase gibt, oder ob du dir erlauben kannst was du willst und er immer sachlich und ruhig bleiben wird.[/QUOTE]
Und ob. Sogar auch, dass sie 80% der Kommunikation ausmacht. Und eben das sollte nicht so sein.
Ich habe keine Lust andauernd mit hoch erhobener Brust durch die Straße zu laufen nur damit ich nicht in eine Opferkategorie rutsche.
Auch ist es mir zuwieder immer einen auf fröhlich zu machen nur damit mich andere nicht für einen Depri halten. (nichts gegen Deprimierte) Wie oft
hat man mich gefragt was denn mit mir los sei und warum ich nicht glücklich bin... Nur weil ich kein Theater veranstalte.
Auch sind die Beipiele gerade das, wo es zu Mißverständnissen kommen kann. Und auch häufig genug kommt es auch deswegen zu Mißverständnissen.
Das vermeintliche Duckmäuschen ist vielleicht auch einer, dem es zu dumm ist einen Spruch nach dem anderen loszulassen. Oder selbst der
Möchtegernharte dient als Beispiel, viele von denen üben regelrecht den bösen Blick vorm Spiegel. Aber das soll eben nicht so sein.
Zu viele Leute setzen ihre Körpersprache manipulativ ein. Es gibt einfach zu viele Leute die vorm Spiegel stehen und ihre Gestik "üben" anstatt
ihre wenigstens ihre natürliche Körpersprache zu benutzen. Die Körpersprache blendet mehr von den wahren Tatsachen anstatt was zu verraten.
[QUOTE]Und du willst mir erzählen, sowas hat absolut keinen Wert? Hast du mal versucht, die ganze Körpersprache in einem realen Gespräch
auszuklammern? Stell dir deine nichtvorhandene Freundin vor, die die Beziehung beendet, dabei ein ein breites Grinsen im Gesicht hat und sich am Kopf
kratzt. Wirkt das authentisch?
Oder wie würdest du positive Worte auf deine Person wahrnehmen, wenn dein Gegenüber aber dabei verlegen auf den Boden guckt, die Hände hinter den
Rücken hält und nur so dasteht? Würdest du ihn für voll nehmen? Wenn es dir wirklich nur um die Worte an sich geht, und diese sind in diesem Falle
ja extrem euphorisch, aber der ganze Rest passt einfach nicht dazu, dann würdest du ihn doch auch fragen, ob er das wirklich ernst meint oder ob das
jetzt nur ein schlechter Witz sein soll.[/QUOTE]
Soll es denn bei dem Beispiel mit der Freundin authentisch wirken? Ich würde sie dann fragen worüber sie grinst. Es ist doch alles kein Drehbuch.
Welches Verhalten wird auch schon erwartet? Und selbst wenn, was hätte es für einen Sinn?
Diese Worte würde ich eben positiv aufnehmen. Dann guckt der Typ halt auf den Boden. Ich verstehe nicht recht wo da das Problem sein soll. Also ob
man sich irgendwie zu verhalten hätte....
Ich würde ihn höchstens fragen was auf dem Boden so interessantes ist oder liegt. Ansonsten hätte ich mit seinem Verhalten kein Problem. Wo ist
auch schon das Problem? Natürlich würde ich ihn für voll nehmen. Warum auch nicht? Blos weil er auf den Boden schaut? Das ist ein freies Land. es
gibt kein Gesetz, dass besagt, dass man nicht auf den Boden schauen darf beim Sprechen. Schon etwas bizarr ausgedrückt aber es ist so. Ich erwarte
von dem Typ nichts. Außer wenn er es sonst nie macht und plötzlich auf den Boden schaut würde ich ihn fragen warum er es denn so plötzlich
mache.
[QUOTE]Ich glaube, du hast dir noch nie wirklich Gedanken über Körpersprache gemacht. Vielleicht konntest du das nicht, denn rein mit Internet- und
Chatgesprächen kann man da natürlich auch nicht viel erkennen. Eher verkümmert man diesbezüglich. Denn da dir all die Sachen im Internet fehlen,
wirst du nie feststellen können, ob dich jemand online belügt - das geht höchstens nur aufgrund von Widersprüchen, aber sonst hast du keine
Chance.[/QUOTE]
Ich habe mir genug Gedanken darüber gemacht um zu wissen, dass sie falsch ist. Eben auch wegen den vorigen genannten Argumenten. Ich war oft genug
draußen um zu sehen, wie lästig diese Körpersprache sein kann.
Anhand der Körpersprache kann man auch schwer eine Lüge erkennen. Sicher gibt es Anzeichen wie z. B. zu häufiges Blinzeln während man lügt. Aber
wenn der Lügner all diese Mankos kennt kann er umso manipulativer sein, weil er jetzt bewusster lügt. Daher darf man sich auf die Körpersprache
nicht verlassen.
Ich brauche auch nichts mehr zu erkennen. Es täte jedem gut mehr auf die Worte seines Gesprächspartners zu achten anstatt auf die Körpersprache.
[QUOTE]Im realen Leben ist das weitaus einfacher, denn nur derjenige kann dir an der Haustür etwas verkaufen, der selbst auch von dem Produkt
überzeugt ist oder, was aber eher selten ist, dass er wirklich ein Verkaufsgenie ist. Im Normalfall jedoch passt die ganze Körpersprache, die Art
des Redens, das drum herum nie zu dem, was aus seinem Mund kommt. Und was das für ein merkwürdiges Bild ergibt, schilderte ich ja eben schon.
Höchstwahrscheinlich würdest du nichts von ihm kaufen. Würdest du vermutlich auch so nicht, aber wenn diese ganzen Komponenten nicht
zusammenpassen, wirst du noch nicht mal eine Sekunde lang auf die Idee des Kaufes kommen, einfach weil dir die Person unsympathisch ist und mit ihr
irgend etwas nicht stimmt. Du hörst gar nicht richtig hin. Im Bewusstsein erklärst du dir das damit, dass er ein Haustürverkäufer ist, welche dir
suspekt sind, unterbewusst sind dir aber ganz andere Sachen unsympathisch und beeinflussen deine Kaufentscheidung viel mehr. Nicht umsonst arbeiten
Supermärkte mit Düften, mit besonderen Licht über der Fleischtheke, mit Musik, ansprechender Werbung und so weiter. Und wer dir am Telefon etwas
verkaufen soll, hat immer auch eine besonders nette Stimme. Das ist alles kein Zufall. Wenn es wirklich nur um das gehen würde, was in dem Produkt
drin steckt bzw. wie du sagtest, es lediglich um die Worte geht und dich alles andere nicht interessiert, würde man doch niemals so einen enormen
Aufwand betreiben, meinst du nicht auch?[/QUOTE]
Ich würde nichts von ihm kaufen. Meistens haben diese Verkäufer auch nicht unbedingt brauchbares Zeug zum Kaufen.
Ich kenne auch einige Tricks mit denen die einem ins Unterbewusste gehen wollen. Und daher braucht man solche Vertreter erst gar nicht in's Haus
lassen. Oder in Amerika sind die Einkaufszentren nach einem bestimmten Muster aufgebaut. Ein paar Psychologen meinten es wäre besser dies und das
noch hinzuzubauen, kommt ja besser beim Kunden an. Und nicht umsonst sind viele Verpackungen bunt. Denn das Auge ist für buntes Zeug aufmerksamer, da
greift man eher hin. Farbarme Produkte übersehen viele Konsumenten regelrecht. Und die Maskottchen auf einigen Verpackungen sollen Kinder animieren
eher hinzuzugreifen. Sonst könnte man sich die ganze Farbe auch sparen.
Ich sagte ja aber nicht, dass es so wäre. Sondern, dass es schön wäre, wenn man sich mehr um die Worte oder in anderen Fällen um das Produkt an
sich kümmert. Und sich nicht von Promotion blenden lässt.
Würden viele Leute so handeln, dann wären vermutlich die Produkte besser und man blendet sich nicht gegenseitig mit Körpersprache. Aber leider ist
es nicht so. Leider lassen sich die Leute von Promotion und "Menschenpromotion" blenden. Und so kann man wirklich einem jeden Scheiß andrehen und
jeder Voliidiot kann mit der richtigen Art Erfolg haben.
[QUOTE]Es sind einfach mehr Dinge im Spiel, die man zunächst wahrnimmt. Und auch du hast eine Körpersprache, weisst nur nicht davon, da sie so
selbstverständlich in deinen Bewegungen übergeht, dass es für dich etwas ganz normales ist. Und genau das strahlst du auch anderen gegenüber aus,
die dich dann - bewusst oder unbewusst - auch genau daran bewerten. Es sind eben nicht nur die Worte, das ist ein Irrglaube. Oder steckst du wirklich
stocksteif da, wenn du dich mit Leuten unterhältst? In dem Fall benutzt du wirklich keine Körpersprache, hast aber dann auch nicht die Ahnung, dir
darüber eine Meinung zu bilden oder es gar als Quatsch abzustempeln.[/QUOTE]
Ja auch ich habe eine Körpersprache. Die unterscheidet sich aber von anderen Leuten enorm.
In der Regel stehe ich doch steif da und rede. Wenn ich überhaupt mal rede. Dann halten mich welche für einen Freak oder für bescheuert. Aber ich
kann auch ganz anders. Ich kann den Emotionellen raushängen lassen. Kann so ziemlich alles sein. Nur komme ich mir dabei albern vor. Was nützt es
mir ein Theater zu veranstalten? Auch bin ich zu faul meinem Gegenüber noch Nachschub mit Gestik zu geben, dafür sind imho Worte mehr als
ausreichend.
Mit den Leuten in meinem Umfeld im RL rede ich sowieso kaum. Mit denen gibt es nichts zu bereden, das wollen die auch gar nicht. Das sind dann
Gespräche die nach Bewertung und Emotionen ablaufen. Ein Muster, dass ich nicht gebrauchen kann weil es im Grunde nutzlos ist. Ich weiß aber worauf
du hinaus willst, nur halte ich gerade diese Art der Kommunikation für falsch.
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Benway
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Motto: fire walk with me
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Verfasst am: 11.5.2007 um 15:06 |
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Unmensch schrieb:
[QUOTE]Und du willst mir erzählen, sowas hat absolut keinen Wert?[/QUOTE]
Muss ich etwas toll finden, nur weil es kompliziert ist und seinen Zweck erfüllt (wie das deutsche Parteienklüngelsystem oder die G8-Absprachen)?
Sprache ist evolutionär entstanden - insofern hat es natürlich seinen "Sinn", die Gefühle des Gegenübers einschätzen zu können,
Mimikryverhalten als solches zu erkennen oder sich über jede Aussage möglichst schnell eine "Meinung" zu bilden, sie in das eigene Denksystem
einzugliedern...meinetwegen kann man das sogar die "gesunde" Art der Kommunikation nennen.
Aber man kann geglückte Kommunikation natürlich verschieden definieren...man kann sogar so weit gehen wie die modernenen humanistischen Philosophen
(die ich normalerweise nun wirklich nicht ausstehen kann) und den "herrschaftslosen Diskurs" als erstrebenswert hinstellen...und da kommt man
schnell darauf, dass evolutionäre Rudimente wie man sie an Menschen, an Flughunden oder Erdmännchen beobachten kann, auf dem Weg dahin eigentlich
nur hinderlich sein können.
Weil andere Leute eien andere Vorstellung von geglückter Kommunikation haben als du implizierst du bei ihnen Beziehungsunfähigkeit und menschliches
Versagen. Das schmeckt mir gar nicht - wird so ungefähr das selbe Denkmuster sein, mit dem ich mich täglich auseinandersetzen werd müssen, wenn ich
mich im Herbst tatsächlich für ein Psycho-Studium entscheide, deswegen reagiere ich da schon jetzt sensibel drauf.
Hier im Forum wird normalerweise auch den Hartz-IV-Empfängern nicht vorgeworfen, dass sie nicht flexibel und intelligent genug für die freie
Wirtschaft sind, nur weil sie sich bewusst gegen ein kaputtes System entschieden haben. Wer sich bewusst gegen eine als kaputt empfundene Art der
Kommunikation entscheidet, sollte zumindest hier auch die Freiheit haben, nicht sofort in Schubladen gesteckt zu werden.
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Unmensch
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
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Verfasst am: 11.5.2007 um 15:53 |
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Zitat | Original von Maverick
Und ob. Sogar auch, dass sie 80% der Kommunikation ausmacht. Und eben das sollte nicht so sein. |
Stimmt, die Körpersprache macht wirklich einen hohen Prozentsatz aus, aber da wir nicht in paradiesischen Zuständen leben, wo alles toll, jeder nett
und alle glücklich sind, ist die Körpersprache wiederum doch etwas sehr praktisches. Ansonsten könnte man dir sonst etwas erzählen und du würdest
es glauben, schlichtweg weil du nur die Worte als Bewertungsmaßstab hast. Würden wir alle im Paradies leben und jeder liebt den Anderen, dann ist
Körpersprache freilich für die Katz und eher hinderlich, wenn du vergnügt in deiner Hängematte liegst und dann plötzlich erschrocken auffährst,
weil du eine extrem unsympathische Person durch deine Sonnenbrille erblickt hast.
Fakt ist aber nun mal auch, dass die Körpersprache etwas ganz normales ist, was nicht von einer Industrie geschaffen wurde um sich besonders cool zu
geben, wie bestimmte Hip-Hop-Hosen, bestimmte Hemden oder Haarfrisuren, sondern das einfach ganz natürliche Elemente eines Menschen sind, die ja
eigentlich auch viel von ihm verraten. Sie gehört einfach dazu, wie beispielsweise deine Stimme, die du ja auch nicht beeinflussen kannst und die
einfach so da ist. In gewisser Weise macht es die Menschen doch auch verschieden und macht so einen Blick auf die Strasse durchaus interessant.
Neulich der Jugendliche, der vor mir auf der Rolltreppe nach unten fuhr, war jedenfalls durchaus amüsant anzusehen, als er seinen Kopf kreisen liess,
um dadurch irgendwelche Muskeln zu fixieren, wie er seine Schultern nach vorn und hinten zog und anschliessend breitbeinig von der Rolltreppe
fortging, um ebenso breitbeinig weiter durch den Laden zu marschieren. Das hatte schon was amüsantes und ich wusste gleich, mit was für einen Typ
Mensch ich es da zu tun hatte.
Also ich finde das praktisch, so erkennt man den Feind bereits von Weiten, witzig war es alle mal. Also ich mag Körpersprache. Und die unterscheidet
nun mal auch die Menschen in gewisser Weise. Was wäre die Welt langweilig, wenn wir diese Form des Ausdruckes nicht hätten, zumal da sie niemand
dauerhaft verfälschen kann. Gibt es etwas ehrlicheres als das? In einer Welt, wo jeder mit denselben öden Markenklamotten herumläuft, im Kopf
grösstenteils alle gleichgeschalten sind und eine Massenmeinung Einzug gehalten hat, ist doch so eine Körpersprache, die wirklich bei jedem extrem
verschieden ist, was sehr interessantes. Da interessiert es mich nämlich nicht, ob eine Gruppe Rockern mit ihren Motorrädern vorfährt und die sich
alle für so toll und stark halten, letztendlich wird man sehr schnell durch gewisse Punkte feststellen können, was wirklich dahinter steckt, wer
authentisch ist und wer doch nur ein doofer Mitläufer. Gäbe es diese Körpersprache nicht oder kannst du sie nicht deuten, wirst du erst mal Respekt
haben - wie du es ja auch bis zu dem Zeitpunkt hast, wie wenn du sie noch in 100 Meter entfernt ankommen siehst, aber weder etwas über ihr Auftreten,
noch übere ihre Art sagen kannst. Noch sind sie nämlich für dich noch genau das, wie sie auf dich zu wirken versuchen - hart, unnahbar, gefährlich
und um jeden Zweifel erhaben.
Dank der Körpersprache wird diese Einschätzung jedoch kein Dauerzustand bleiben (es sei denn, sie sind wirklich so).
Zitat | Original von Maverick
Ich habe keine Lust andauernd mit hoch erhobener Brust durch die Straße zu laufen nur damit ich nicht in eine Opferkategorie rutsche.
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Aber wenn du nun mal der Opfertyp bist? Wieso willst du das verstecken? Klar, du bist dann anfälliger für irgendwelche Sachen gegen dich,
andererseits kann es dir in einem persönlichen Gespräch wiederum auch sehr nützlich sein, wenn dein Gegenüber merkt, Moment, der scheint mir doch
etwas labil, den werde ich jetzt nicht die ganze Ladung geben, sondern werde mal etwas einfühlsamer auf ihn eingehen.
Wenn du aber den harten Macker mimst, wird man dich aller Wahrscheinlichkeit so behandeln, wie es unter Jugendlichen halt so üblich ist. Mit
Beleidigungen, die zum normalen Satzbau gehören oder sonstigen fragwürdigen Spässen. Wenn dein wahres Ich aber in Wirklichkeit sehr zart besaitet
ist, wird dir das sehr missfallen und zu schaffen machen.
Ich meine, wenn du der Opfertyp bist, wirst du eh früher oder später durch deine Worte ertappt werden. Oder sollen die nach Möglichkeit auch noch
so modifiziert werden, dass niemand hinter deine wahre Persönlichkeit blicken kann? Das finde ich ehrlich gesagt sehr verlogen. Und ich hätte auch
gar keine Lust mich mit dir zu unterhalten, wenn du nicht wirklich du selbst bist, sondern dich weiterhin hinter einer Maske versteckst.
Zitat | Original von Maverick
Auch ist es mir zuwieder immer einen auf fröhlich zu machen nur damit mich andere nicht für einen Depri halten. (nichts gegen Deprimierte) Wie oft
hat man mich gefragt was denn mit mir los sei und warum ich nicht glücklich bin... Nur weil ich kein Theater veranstalte. |
Sei froh, dass da überhaupt Leute sind, die nachfragen. Anderen geht es wirklich schlecht, das interessiert aber keinen Menschen. Die merken es noch
nicht mal. Auch hierbei hat Körpersprache ja durchaus ihre Berechtigung. Gut, wenn du nach aussen ausstrahlst, dass du am Boden zerstört bist, auf
dich aber trotzdem niemand eingeht, dann ist das natürlich weniger ein Fehler der Körpersprache, als an deiner Umwelt, der du scheinbar völlig egal
bist bzw. die sich selbst tausend mal wichtiger sind.
Zitat | Original von Maverick
Auch sind die Beipiele gerade das, wo es zu Mißverständnissen kommen kann. Und auch häufig genug kommt es auch deswegen zu Mißverständnissen.
Das vermeintliche Duckmäuschen ist vielleicht auch einer, dem es zu dumm ist einen Spruch nach dem anderen loszulassen. Oder selbst der
Möchtegernharte dient als Beispiel, viele von denen üben regelrecht den bösen Blick vorm Spiegel. Aber das soll eben nicht so sein.
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Sei unbesorgt, wenn es drauf ankommt, fällt das in sich zusammen wie eine Sandburg bei Regen. Die Körpersprache kann man nicht dauerhaft abschalten.
Sie verändert sich höchstens mit dir und dadurch kann es zu einer Änderung kommen. Also wenn es dir jahrelang schlecht ging, du nur gebeugt und mit
Blick nach unten durch die Strassen gelaufen bist, Jahre später es dir aber richtig gut geht, du dir deine Träume erfüllt und die alte Zeit hinter
dich gebracht hast. Das wäre dann durchaus authentisch. Genauso kann das auch jemand sein, der arrogant bis zum geht nicht mehr durch die Gegend
läuft. Das muss nicht mal gelogen sein. Sondern das ist ja auch nur darauf zurückzuführen, dass er noch nie wirklich was auf die Finger gekriegt
hat und gar nichts anderes gewohnt ist, als aufrecht wie ein Leuchtturm zu gehen.
Zitat | Original von Maverick
Zu viele Leute setzen ihre Körpersprache manipulativ ein. Es gibt einfach zu viele Leute die vorm Spiegel stehen und ihre Gestik "üben" anstatt
ihre wenigstens ihre natürliche Körpersprache zu benutzen. Die Körpersprache blendet mehr von den wahren Tatsachen anstatt was zu
verraten. |
Hast du da ein konkretes Beispiel?
Zitat | Original von Maverick
Soll es denn bei dem Beispiel mit der Freundin authentisch wirken? Ich würde sie dann fragen worüber sie grinst. Es ist doch alles kein Drehbuch.
Welches Verhalten wird auch schon erwartet? Und selbst wenn, was hätte es für einen Sinn? |
Es passt einfach nicht zusammen. Wenn dir jemand einen Heiratsantrag macht, dabei aber in der Weltgeschichte umher guckt, mit dem Handy spielt, dann
ist das an sich nicht verboten, aber würdest du dir nicht reichlich blöd dabei vorkommen? Man schaut dich noch nicht mal an, wenn man mit dir redet.
Geschweige denn man nimmt dich ernst.
Wie würdest du auf den Heiratsantrag entgegnen? Ihr um den Hals fallen und der glücklichste Mensch der Welt sein?
Und was das andere Beispiel mit der Freundin angeht und du sagst, dass es dir egal wäre, ob sie grinst und du sie lediglich nur fragen würdest,
wieso sie das tut, dann bist du da doch bereits genau in die Körpersprache reingetappt. Denn sie hat etwas ausgestrahlt, kein Wort gesagt, und doch
würdest du wissen wollen, wieso sie nun plötzlich grinst. Dir ist das also keinesfalls so egal, sondern sie hat dir ein Zeichen gesendet, für dich
ergibt das aufgrund der traurigen Trennungsszene keinen Sinn, also willst du wissen, wieso sie jetzt plötzlich anfängt mit grinsen. Eine völlig
berechtigte Frage. Warum? Aufgrund der Körpersprache. Würdest du dich nur an ihre Worte halten, würdest du niemals fragen. Und wenn, dann dann
würde die Frage gewiss nicht auf ein Grinsen zielen, sondern wäre viel ernster.
Zitat | Original von Maverick
Dann guckt der Typ halt auf den Boden. Ich verstehe nicht recht wo da das Problem sein soll. Also ob man sich irgendwie zu verhalten hätte....
Ich würde ihn höchstens fragen was auf dem Boden so interessantes ist oder liegt. Ansonsten hätte ich mit seinem Verhalten kein
Problem. |
Nein? Dann bist du aber sehr gefühlskalt. Wenn sich mir jemand so merkwürdig, ja fast schon verbittert gibt, zeigt mir das doch, dass da noch mehr
dahinter steckt. Dass ihm vielleicht etwas belastet. DU würdest es also so machen, wie ein Passant, der auf der Strasse an einem einsam weinenden
Kind vorbeihäuft und es nicht aufgrund seines Tuns beachtet. Es redet ja schliesslich nicht, also kann es auch nichts wollen.
Dass es aber sehr wohl etwas will, sogar so stark, dass es das mit Worten nicht ausdrücken kann, sondern die Psyche sich sogar noch auf eine viel
intensivere Art meldet, würdest du wohl glatt übersehen. Oder?
Zitat | Original von Maverick
Außer wenn er es sonst nie macht und plötzlich auf den Boden schaut würde ich ihn fragen warum er es denn so plötzlich
mache. |
Also würdest du aufgrund seiner unsichtbaren Signale reagieren. Tja, und erneut bist du der Körpersprache auf den Leim gegangen. Das passiert
einfach - und wie man sieht, ist das bei manchen Dingen auch gut so, dass es so unterbewusst geschieht.
Zitat | Original von Maverick
Ich habe mir genug Gedanken darüber gemacht um zu wissen, dass sie falsch ist. Eben auch wegen den vorigen genannten Argumenten. Ich war oft genug
draußen um zu sehen, wie lästig diese Körpersprache sein kann.
Anhand der Körpersprache kann man auch schwer eine Lüge erkennen. Sicher gibt es Anzeichen wie z. B. zu häufiges Blinzeln während man lügt. Aber
wenn der Lügner all diese Mankos kennt kann er umso manipulativer sein, weil er jetzt bewusster lügt. |
Ja, weil er sich die gesamte Szenerie schon im Kopf ausgemalt hat und sie nun nur noch runterrattert. Aber wenn du genauso gut vorbereitet bist und
weisst, wie du ihn dazu drängst spontan zu antworten, hast du ihn sehr schnell wieder in der für ihn so hilflosen Lage, denn dann kann er sich nicht
mehr an seinem vorher geschriebenen Drehbuch orientieren, sondern muss improvisieren und spätestens ab jetzt würde wieder die Körpersprache
greifen. Und schon hast du ihn wieder brav an der Leine.
Zitat | Original von Maverick
Es täte jedem gut mehr auf die Worte seines Gesprächspartners zu achten anstatt auf die Körpersprache. |
Wieso kann es überhaupt funktionieren, dass Leute am Telefon innerhalb von 5 Minuten etwas kaufen, was ihnen im Laden kein Verkäufer schmackhaft
machen konnte, selbst wenn er sich zuvor Stunden hingestellt und beraten hat?
Das ist ja auch so eine Frage von Körpersprache. Am Telefon ist das alles nur auf ein Minimum beschränkt, man hat wirklich nur die Worte, die
natürlich dann auch ganz besonders rosig und toll klingen. Für den Verkäufer ist dieses fehlende Drumherum natürlich ideal. Und ehe man sich
versieht, ist das Geschäft gemacht und der Kunde geschickt eingewickelt, oder nennen wir es dreist belogen.
Und das ist eben die Gefahr in einer Welt, wo nur Worte regieren. Jahrelang aufgebaute Menschenkenntnis wäre im Grunde nichts wert. Ein 60-jähriger,
der sich sein ganzes Leben mit Menschen beschäftigt hat und mit wachsamen Auge durch die Welt marschiert ist, ist quasi auf dem Stand eines naiven
Kindes, das mitgeht, nur weil der Onkel sagt, er hat Zuhause eine grosse Puppensammlung und die will er dem kleinen Mädchen nun mal genauer
zeigen.
Zitat | Original von Maverick
Oder in Amerika sind die Einkaufszentren nach einem bestimmten Muster aufgebaut. Ein paar Psychologen meinten es wäre besser dies und das noch
hinzuzubauen, kommt ja besser beim Kunden an. |
Kommt es ja auch, sagte ich ja, die äusserlichen Eindrücke machen eine Menge her. Darum hat man das Prinzip auch bei uns übernommen und jeder
Supermark ist bereits von Aufbau, sowie von der Warenanordnung nach einem bestimmten Schema geordnet. Dass die teuren Produkte dabei immer in
Augenhöhe stehen, ist dabei noch der offensichtlichste aller Tricks.
Aber ist hier wirklich die menschliche Körperkommunikation mit all ihren Sinnen und Wahrnehmungen schuld, oder vielmehr gewiefte Geschäftsleute, die
genau jene unausschaltbaren Eigenschaft, die in uns alle sitzen, so schamlos ausnutzen?
Ich meine, Sex ist im Grunde auch eine ganz natürliche Sache und dient auch einen bestimmten Zweck, nämlich der Fortpflanzung, trotzdem hat man
dafür einen künstlichen Markt erschaffen und verdient Millionen durch Pornos und Magazine, obwohl das doch ursprünglich mal alles ganz anders
geplant war - und blöderweise sitzt der Trieb in uns allen sitzt, den sie versuchen auf die perfideste Art und Weise anzusprechen.
Ehe ich jedenfalls die Körpersprache abschaffen würde (sofern ich es denn könnte), würde ich sie lieber behalten, dafür aber alle Supermärkte
dicht machen und die Leute sollen sich ihre Nahrungsmittel wieder selbst anbauen. Oder eben diese Wahrnehmungsbenebler verschwinden konsequent aus den
Geschäften und man kauft wieder als Mensch ein, nicht als unter Drogen gesetztes Objekt, was willig gemacht wurde, seine Geldbörse lockerer zu
halten.
Zitat | Original von Maverick
Und nicht umsonst sind viele Verpackungen bunt. Denn das Auge ist für buntes Zeug aufmerksamer, da greift man eher hin. Farbarme Produkte übersehen
viele Konsumenten regelrecht. Und die Maskottchen auf einigen Verpackungen sollen Kinder animieren eher hinzuzugreifen. Sonst könnte man sich die
ganze Farbe auch sparen. |
Ist ja alles richtig, aber wie ich eben schon sagte, liegt das Problem mehr an der heutigen Zeit und was man daraus gemacht hat, als an der
Körpersprache an sich. Die hat durchaus schon ihren Grund und ihre Daseinsberechtigung. In der Tierwelt spielt das ja sogar nach wie vor beim
Paarungsverhalten eine wichtige Rolle. Nur wir haben uns von so einer Betrachtung halt lange schon verabschiedet, auch wenn wir die Körpersprache an
sich nicht aus dem Menschen rausbekommen haben. Macht aber nichts, heute nutzt man sie anderweitig. Dass man letztendlich dabei nur
benutzt wird, merken viele gar nicht. Und wer es merkt, verteufelt sie. Dabei hat dir die Körpersprache doch gar nichts getan. Ich
meine, wärst du Afrikaner und hättest eine dunkle Hautfarbe und wohnst in irgend einem Örtchen mit hoher NPD-Beteiligung, dann würdest du doch
auch nicht deine Hautfarbe hassen, sondern viel mehr die Leute, die darauf fixiert sind und dich deshalb kalt machen wollen. Du bist dabei doch nicht
das Problem. Deine Hautfarbe versetzt dich lediglich in diese Lage. Aber das ist nicht deine schuld, sondern die hirnlosen Nazis sind es.
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...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
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Verfasst am: 12.5.2007 um 00:41 |
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Über was unterhaltet Ihr Euch da eigentlich gerade?
Ob man Körpersprache verbieten soll??? :|
Irgendwie schlecht machbar, solange es Menschen gibt. Und jegliche nonverbale Kommunikation existiert länger als die Sprache, insofern ist eine
Abschaffung von Körpersprache nur möglich, wenn wir auch die Menschen abschaffen. (Und darüber sind wir uns ja immer noch nicht alle hier in der
Unity einig, ob das nicht das beste wäre! :D)
Ich würde auch gerne mal differenzieren:
Zum einen gibt es die nonverbale Kommunikation, die eben sinnvoll ist zwischen Menschen, die sich verstehen und die auch anderes als Sachinhalte
auszutauschen haben. Da ist das okay und es stört mit Sicherheit niemanden, wenn man statt Sachdiskussionen miteinander zu führen auch mal gemeinsam
was isst oder miteinander schläft etc. Das sind alles nonverbale Formen der Kommunikation, die eigentlich nicht viel an Sprache brauchen.
Dann gibt es die verbale Kommunikation in verschiedenen Formen, z.B. hier im Forum die Schriftsprache.
Die ist die brauchbarste Form für Informationsübermittlung, bei der die Sachfrage im Mittelpunkt stehen sollte.
Dann gibt es aber auch, und da gebe ich @Maverick und @Dian recht, diese Zwischenformen. Wo eben angeblich ein Sachverhalt vermittelt wird, aber durch
die verbale sprachliche Komponente eine Verfälschung des Sachinhaltes stattfindet. Dabei spielt immer die alte Regel vom Sender und Empfänger eine
Rolle, dass eben nämlich der sachlichen Aussage auch desöfteren die Beziehungsfrage zwischen Sender und Empfänger in den Mittelpunkt gestellt wird,
so wie bei dem Beispiel von @Dian beim Politiker oder von @Unmensch mit dem Vertreter, die beide Scheiße verkaufen wollen, aber die Sprache an sich
schon und zusätzlich auch noch die körperliche Komponente dazu nutzen, die sachliche Aussage in den Hintergrund zu drücken.
Allerdings, @Maverick, es ist eben leider nicht so, dass dazu alleine die Körpersprache beiträgt, nicht mal die Sprache an sich, denn ansonsten
würde z.B. ein Druckerzeugnis wie BILD tatsächlich zuerst Informationen vermitteln, was es ohne Zweifel nicht macht.
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