Nun, wir sind hier ja gerne wundervoll negativ und wissen mittlerweile, was uns so ankotzt - aber wobei fühlt ihr euch eigentlich lebendig, was ist
es, das euch am Leben hält, was "liebt" ihr an dieser Welt?
(Nun, wenn man mir diese Frage gestellt hätte, so hätte ich vermutlich etwas von kristallenen, abstrakten Konzepten und unbekannten Göttern
dahergelabert, vielleicht auch was von Trotz, aber als ich letztens hochgradig den Moralischen hatte, war dieses ganze Gewäsch nicht mehr da, nur ein
Bild, und das war eine karge Gegend im grellen Sonnenschein.
Scheint, ich lebe für sonnendurchglühte Felsen :D )
schön war heute, wie der professor für physikalische chemie sich amüsiert hat, wie leicht wir ihm das glauben, was er uns da über die
quantenmechanischen grundlagen von chemischen reaktionen erzählt hat.
(es ist einfacher, wenn man eher tägliche sachen nimmt)
ansonsten kann ich mich oft sehr gut entspannen, wenn ich merke, dass andere probleme haben, die ich entweder nicht habe, oder die mich nicht so
stressen.
ich mag nasenbluten, das lächeln von der einen oder anderen, außergewöhnliche gespräche, wortspiele, dalí.. und, hehe. ja, das war toll, als ich
heute der studienbeiträge-demo-zettelverteilerin, von herzen grinsend, auf die frage "..aber du bist dann motiviert, 500€ pro semester zu
bezahlen?!" ein "na auf jeeden faall." erwidert habe. versteh's wer will.
und dann auch noch so typische sachen, wie meer (bzw generell wasser und flüsse und son kram), sterne, wald, sand, feuer (alles "massen-symbole")
Was mich immer wieder positiv stimmt und mir Kraft gibt ist die Natur bei Nacht (keine Ahnung warum der Effekt bei Tag ausbleibt), besonders dann wenn
Natur und Zivilisation sich leicht berühren.
So gibt es für mich nichts schöneres im Leben als einer Anhöhe aus, mitten in der Natur herunter zu schauen auf die Stadt und auf die Lichter und
einfach mal alles zu überdenken oder auch einfach nichts zu denken und den Augenblick zu genießen
Oder auch ein Abend am Meer, die Zivilisation im Hintegrund, das endlose Meer direkt vor einem.
Auch ein Grillabend mit ein paar Freunden gibt mir jedesmal wieder Kraft. Wenn es schon dunkel geworden ist, man schweigend ums Feuer sitzt, von der
Natur umgeben ist und vllt noch ein bisschen Wind geht. Dann habe ich jedesmal das Gefühl, dass ich irgendwie zuhause bin. In der Natur, die den
Menschen hervrogebracht hat und die im nichts Böses will und bei denen Menschen, die ich mag und bei denen ich mich geborgen fühle. Alles andere ist
im Dunkeln so fern und verliert jeglichen Einfluss.
Das ist so ziemlich das, was mich immer wieder am meisten aufbaut, was mir zeigts, dass die Welt doch so wahnsinnig schön ist, wenn das Richtige
fehlt und das Richtige vorhanden ist.
Klingt das jetzt zu negativ für einen Positivthread, wenn ich sage, dass das Schönste an diesem Leben für mich der Schlaf ist?
Zumindest dann, wenn der Schlaf so ist, wie vor ein paar Tagen...
wenn ich im Traum IHM begegne...
Meinem "Personal Jesus".
Nein, das klingt nicht negativ. Wahrscheinlich klingt es einfach nur kitschig. Aber das ist es nicht.
ER ist nicht kitschig.
Ich schaue ihm fasziniert in die Augen. Er schaut fasziniert zurück.
Erinnerungen an längst vergangene Leben werden wach.
Erinnerungen daran, wie wir einstmals und zukünftig Seite an Seite standen im Kampf gegen die Welt.
"Warum kannst du nicht bleiben?", frage ich ihn. "Warum kommst und gehst du wie der Wind?"
"Das wirst du schon noch sehen...", sagt er, und lächelt dabei.
Er kennt meine Ungeduld. Ich kenne sein Weisheit. Ich glaube ihm.
Dann wache ich auf, und ich grinse übers ganze Gesicht. Ich weiss, ich bin nicht allein. Ich weiss, dieser Traum kann unmöglich nur ein Werk meines
sexuell frustrierten Unterbewusstseins gewesen sein.
Das gibt mir wieder einige Tage Kraft, weiter zu machen... denn ich bin mir sicher: Irgendwann wird er zu mir kommen, und dann wird es für immer
sein. (Oder ich komme zu ihm, wenn er sich zu lange Zeit lässt.)
Und dann steigt wieder der alte Hass in mir auf, wenn ich daran denke, dass es tausende von seiner Sorte gibt. Hier, auf dieser Welt. Oder vielleicht
eher am anderen Ende der Welt. Jedenfalls theoretisch erreichbar, und doch so fern, weil mein Leuchten zu schwach ist, um gegen die knallbunten
Neonröhren in Metropolis anzukommen. Weil meine Stimme zu leise ist, um den Gebetsruf des Imams zu übertönen. Weil ich zu ohnmächtig bin, um eine
Leiter in den Himmel zu bauen und Gott einmal gründlich die Fresse zu polieren.
Fuck.
Immer wenn ich über positive Dinge nachdenke, endet es in blutigen Gewaltfantasien.
Och, das sind alles nur so blöde Kleinigkeiten, über die ich mich freue, da ist nix großartiges z.B. heute gewesen. Ich freu´mich, daß
übermorgen Zahltag ist, weil ich gerade ziemlich pleite bin, daß mir mein Männe dann Geld leiht, daß ich morgen mal zu meiner neuen Arbeitsstelle
muss, daß ich heute ´ne Absage von so ´ner Scheiß - BfA-Stelle bekomme habe, wo die mich hin umschulen wollten (Verwaltungsfachangestellter beim
Land: KOTZ!) und alles so´n Krimskrams, der Leben eben ausmacht.
Und ich freu´mich gleich noch auf ´nen kleinen Joint!
Leben ist nunmal Arbeit, Schuften, Plackerei, wozu der Mensch fröhlich sei, denn des ist sein Teil!
*grummel*, ich schreib "Positivthread" drüber und du kommst mit so einem Spruch.
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nana, da muss ich die chemiker mal ein bisschen verteidigen.. klar bekommt man im grundstudium erstmal ein paar mittelalterliche märchen aufgetischt,
aber was zB die physikalische chemie angeht, gibts da später noch ein bisschen mehr als drei formeln ;P statistische thermodynamik und sowas. (die
physiker kommen von chemiker-seite auch ganz gut weg - im gegensatz zu medizinern und biologen. "das beste an buchstaben ist für physiker, dass sie
vier ecken haben - man kann an jede nen index schreiben..")
essen und trinken ist übrigens auch oft lebenswert, auch wenn die mensa mir regelmäßig das gegenteil beweisen will.
positive und lebenswerte sachen sind für mich ne ganze menge aber am intensivsten sind meiner meinung nach Musk und Liebe. Und nichts geht natürlich über einen schicken tag- bzw nachttraum.
...da gibt es so einiges, was mich positiv berührt.
Kunst und Phantasie gehören auf jeden Fall dazu. In der Musik faszinieren mich vor allem Harmonien, die für mich nicht direkt greifbar sind,
deswegen hasse ich auch Musik, die nach einem völlig offensichtlichen und langweiligen Schema arbeitet (Beispiel: Pachelbel-Kanon *gähn*).
...auch beim Lesen kommen oft Momente, wo ich mich einfach überwältigt fühle. Beispiel aus "Der Silberschlüssel" (The silver key) von H.P.
Lovecraft:
"Er hatte viel über die Dinge gelesen so wie sie sind und mit zu vielen Leuten gesprochen. Wohlmeinende Philosophen hatten ihn gelehrt, den
logischen Zusammenhang der Dinge zu beachten und die Vorgänge zu analysieren, die seine Gedanken und Phantasien formten. Das Wunder hatte sich
verflüchtigt, und er hatte vergessen, dass das Leben nur eine Folge von Bildern im Gehirn ist, wobei kein Unterschied besteht zwischen jenen, die
realen, und jenen, die inneren Visionen entspringen, und also auch kein Grund vorliegt, die einen höher als die anderen einzustufen."
Dann kommt noch die Wissenschaft: Es ist manchmal einfach unglaublich, was für Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten man finden kann, und wie
einfach und klar einem manche Dinge erscheinen, wenn sie sich einem erschlossen haben - wenn man keinen Denkfehler gemacht hat. Leider beschimpfen viele Leute das, was sich ihnen nicht direkt erschließt als
"abstrakt", nur weil sie den Bezug zur Realität nicht erkennen.
...zum Schluss das Wichtigste: Emotionen! Gestern habe ich die letzte Bahn verpasst, so dass ich zu Fuss nach Hause gehen musste - zum Glück! So wie
Seneca liebe ich es, nachts (vor allem im Sommer) die Nähe zur Natur zu suchen, allerdings steigt dann eine Art Verachtung jeglicher Anzeichen von
heutiger Zivilisation in mir hoch - vor allem elektrisches Licht. Es ist außerdem toll mit Menschen zu reden, die eine gewisse
"Seelenverwandtschaft" mit einem zu teilen scheinen, das Gefühl, jemandem etwas zu bedeuten, sowie in der Nähe von jemandem zu sein, der einem
viel bedeutet, und natürlich das unbeschreibliche Gefühl, verliebt zu sein - egal, ob glücklich oder "unglücklich"... wenn ich da an die Stimme,
das Lächeln und die strahlend blauen Augen meiner Jugendliebe denke...außerdem bedeutet mir Wasser sehr viel.
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Wieso, wird doch nicht schlechter durch eine "Erklärung" - nein, zu den Leuten gehöre ich sicher nicht, im Gegenteil, anhand der Erklärung lassen
sich wieder alle möglichen Assotiazionsketten bilden, die das Ganze weiter bereichern - da labern die Leute was vom holographischen Charakter des
Daseins, dass alles mit allem zusammenhängt und sich in jedem Teil das Ganze speigelt, was meinen die denn, wie das sonst aussieht, jetzt mal
halbwegs konkret und nicht nur "so mit leisen esoterischen Schauern daher geschwallt, weil es sich gut anhört"?
Eine "Erklärung" kann mir ein Phänomen nicht entzaubern, auch weil ich im Grunde nicht an die Möglichkeit einer Erklärung glaube, sondern meine,
dass man nur einen unverständlichen Abgrund anstelle eines anderen setzen und vage Verbindungen ziehen kann, der Kern wird durch eine Erklärung
selten berührt. Eher kommt so eine ganze Flut neuer Eindrücke hinzu, die mit allem zusammenhängen, was man für die Erklärung bemüht hat.
Ja, und "nihilistisch" bin u.a. wohl aus dem Grund, weil ich diese ganze Arbeiterei und Plackerei in unserer Welt absolut hirnrissig finde - ist ja
echt kein Verdienst, schon allein wegen dieser kräfte- und seelenverzehrenden Sinn- und Planlosigkeit nihilistisch angehaucht zu sein.
Insofern ist dein Spruch in dem Zusammenhang hochobskur *g*
@hopeless noch:
und das allerschönste an den Buchstaben: man kann auch an die 4 ecken der Indices wiederum Indices setzen - ca. bis zur 3. Ordnung, wenn man nen
spitzen Bleistift hat.
Edit:
mathematisch geht das natürlich unendlich weit - das ist dann das BI(=Buchstaben-Indices)-Fraktal, das die ganze Welt in sich trägt :D
@dian
merkwürdig. ich kann mich gar nicht daran erinnern, in träumen jemals gesprochen zu haben.
oder wenn, dann war ich in einer beobachtungs-perspektive und habe andere beim reden beobachtet, oder eben aus der sicht eines anderen redenden
geträumt.
das ist in etwa so wie das gerücht das man in träumen nicht lesen kann. erinnert ihr euch?
an einem schlechten tag stimmt mich die perspektive immer wieder positiv ein.
wenn ich weiß, es sind noch soundsoviel tage bis ich mal wieder frei hab und alles ruhig angehen kann.
wie weit ist es mit mir in dieser gesellschaft schon gekommen, das ich sowas schreiben muss -.-
@ Maria:
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also ich sprech ja angeblich ab und an auch mal real während ich schlafe.. so dinge wie "zwischen 1914 und 1920 war........." :D das bringt zuhörer auf die palme.
@dian
:12:
Das sollte man hier doch mittlerweile mitgekriegt haben, was ich von "Realität im Sinne allgemeiner Vereinbarung" halte und folglich von solchen,
die sich nicht an diese Vereinbarung halten.
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hm, also ich beneide manchmal leute, die so detailliert und ausführlich träumen und sich nachher noch erinnern können. obwohl ich bei den fetzen, die mir manchmal wieder bewusst werden, meist vom rest nicht unbedingt alles wissen will. träume wären vielleicht sogar ein extra thema wert.
Um noch etwas Positives anzufügen, was mir immer wieder gefällt, sind diese deja vus, die eigentlich keine sein können. Passiert mir in letzter
Zeit immer öfters, dass ich etwas tue und plötzlich mein Blick an etwas hängen bleibt und ich merke, dass ich genau diesen Bildausschnitt schonmal
gesehen hab exakt diesen. Und das komm komischerweise immer in den Fällen vor, wo es selbst theoretisch nicht möglich wäre.
Heute hab ich so ne komische Flasche, die wir beim letzten Grillen im Feuer verbogen haben,. lackiert, weil mir langweilig war und gerade als ich den
Pinsel ansetze, sehe ich meine Füße auf dem Sofa liegen, die Flasche in deer hand, den Pinsel angesetzt und denke mir: Genau diesen Bildausschnitt
das hast du schonmal gesehen. Und das obwohl ich noch nie ne Flasche lackiert hab.
@ Maria:
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@Maria:
Mein Nihilismus ist wohl auch eher religiös geprägt. Das ist eben der Vorteil, wenn man so erzogen wurde, daß man es nie ganz ausschließen kann,
das eventuell doch alles noch einen tieferen Sinn hat. Als alter David - Lynch - Fan halte ich gar nix mehr von der Ganzheitlichkeit, sondern finde
gerade das Zerpflücken in Einzelheiten manchmal schöner. Zumindest, wenn es meine Emotionen betrifft. Da ist nix ganzheitliches.
In Träumen habe ich auch schon komponiert, Lyrik geschrieben und Lyrik und Zahlen zumindest gelesen. Das fand ich im Traum immer genial, allerdings
ist es so, daß, wenn ich mich mal daran erinnern kann nach dem Aufwachen, und es aufschreibe, dann doch nicht so faszinierend ist wie es sich im
Traum darstellte. Und Zahlen kann man auch lesen. Ein alter Bekannter, bzw. meine große Liebe hat mir mal, nachdem ich ihn Ewigkeiten nicht gesehen
hatte, im Traum seine Telefonnummer gegeben. Und die hatte ich auch noch im Kopf, als ich aufwachte. Ich schrieb sie auf und habe sie auch mal
gewählt, allerdings war da nur irgendeine Waschmaschinenreperaturfirma dran. Das brachte nix. Allerdings meldete der sich dann kurze Zeit später.
Ich denke dennoch, daß dies Zufall war, allerdings war dieser Partner wirklich der EINE, mit dem meine Gedanken manchmal verbunden waren und wir
hatten das öfters, daß man sich auch ohne Reden verstand. Das habe ich leider nur bei dem erlebt. Das war herrlich.
Aber nochmal ´ne Frage, @Dian:
Wieso würde es Dir Spaß machen, in einer Welt zu leben irgendwo in diesem Universum, wo Du nur der Durchschnitt wärst?
Wo Du vielleicht der Lemming bist unter vielen?
Ich hab´ja früher auch immer gedacht: Auswandern, Niederlande, Coffeeshop aufmachen, raus hier. Aber irgendwie habe ich sehr schnell gemerkt, daß
das gar nix ändern würde. Ich wäre auch da maulend über die Mehrheit und kam zur Erkenntnis: Es liegt nicht an der Gegend, es liegt an MIR.
geht es euch manchmal auch so das ihr von euch selbst zu träumen scheint, im traum aber jemand anderes seid?
ihr seid an unbekannten orten, redet mit unbekannten menschen, seht in einen spiegel und habt eine ganz andere frisur..
ging mir heute so. das unterstützt ja immerhin meine parallel-multiversum-theorie.
@ Arne:
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Ach, das ist mit dem Hirn sehr schwierig.
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ich geh heute zum ignite konzert, das ist schon mal nen positiv-eintrag wert. auch wenn der sänger ein ziemlich aufgeblasener muskel-typ ist, hat er einfach ne geile stimme. da ich gestern beim chemiker-fußballturnier aber direkt im ersten spiel recht ordentlich ein knie gegen den oberschenkel bekommen hab, fällt pogo wahrschinlich aus. nichts gegen sone temporäre gehstörung, das hat schon stil, aber der teil gehört wohl eher zu wayne interessierts.
Erzähl´lieber, was für ein Chemiker - Fußballturnier!
Und Deine Position, das interessiert mich viel mehr. Und natürlich der Spielaufbau. Ohne drei Stürmer gehört das dann aber in den Negativthread
für mich!
Ich glaub´einige bekommen bald zuviel, weil wir das hier noch in ein Fußballforum umfunktionieren.
turnier vom fachbereich chemie halt. allerdings gibt es nur fünf feldspieler, das feld ist klein und es wird auf handballtore gespielt. wenn man da dauerhaft mit drei festen spitzen spielt, kann man zur halbzeit als normalsterblicher entweder nichtmehr so wirklich laufen, oder man liegt ein paar tore hinten die halbzeiten dauern übrigens nur acht minuten. lustig sind bei sowas immer die mannschaftsnamen :] kampfstern organika, maradonnas alptraum, hallenhalma e.V., das wunder von E3 (so heißen bei uns die gebäudeteile), küvette iborf .... nachdem ich nichtmehr so recht mitspielen konnte, ist meine mannschaft immerhin über die vorrunde hinausgekommen und unterlag im viertelfinale den nanonerds nach wunderbarem defensiv-zeitspiel-fußball im x-meter-schießen mit 0:2. das lag eindeutig daran, dass der eine ein schweiz-t-shirt anhatte.
Schweiz hat nach Ukraine den größten Sprung nach vorne unter den besten 20 der FIFA - Weltrangliste gemacht.
Und ob damals in dem Spiel Portugal - Oranje noch mehr als fünf Feldspieler noch keine rote Karte gesehen haben, weiß ich gar nicht mehr. Ich konnte
nicht mehr mitzählen.
Ich habe heute mit einer Sklavin gesprochen.
Sie saß im Zug aus München.
Der hatte ordentlich Verspätung, und ich war aufgrund der (potentiell nimmer vorhandenen) Anschluss-Busverbindung schon leicht nervös, weswegen ich
sie fragte, was denn der Zug so lange gemacht hatte - so kamen wir eben ins Gespäch.
Kaum älter als ich und schon voll professionell.
Jedenfalls fing sie ziemlich schnell an mit dem Geschwätz von Stress und Zeitmangel, das keine echte Klage ist, sondern in dem hauptsächlich
Selbstgefälligkeit mitschwingt. Das akzeptiere ich aus Gewohnheit durchaus bei älteren Leuten (also so ab Ende 20 ), doch eine fast Gleichaltrige so reden zu hören, hat mich durchaus geschockt.
Voll in der Maschinerie hängen und auch noch stolz drauf sein.
Ich hatte ziemlich bald mehr keinen Bock, mit ihr zu labern, da kramte sie ihre Unterlagen raus, englichsprachigen Kram, irgendwas mit Produktlisten
und China, mit offiziellem Firmalogo (früher hatte man Brandzeichen), voll wichtig halt.
Es gibt da diesen toten Ausdruck in den Augen - nein, falsch. Es gibt zwar diesen stumpfen, leeren Blick von Depressiven, in dem bleibt aber immer
noch ein Schatten von dem, was sein könnte, man merkt noch "die Abwesenheit von Etwas". Bei diesen "blühenden Menschen, die mitten im Leben
stehen" vergisst man hingegen ganz, dass etwas außerhalb ihrer pervertierten Pseudowelt existieren kann.
Man merkt erst, wie blutleer und bedrückend ihre Gegenwart war, wenn man sie wieder los ist. Dann kommt die ganze Welt wieder - das ist geil, ich hab
bloß noch planlos gegrinst.
Gründe, warum der Beitrag in diesem Thread gelandet ist:
1. Scheiße, wie mach ichs mir doch schön!
2. Es ist POSITIV, wenn euch die unvermeidliche Interaktion mit der Welt quält, nervt und wütend macht. Sollte das einmal aufhören (und ihr dann
nicht jagend und sammelnd im Wald leben ), so seid ihr verloren.
sehr schöner beitrag. macht einem mut wenn man wieder mal denkt alles is scheiße und eh an die wand gefahren, danke .
@ Maria fährst du öfters mit dem Zug?
Gerade frühmorgens ist die deutsche Bahn der beste Ort halbtote aneinandergedrängt zu sehen,in ihren Anzügen auf dem Weg zur Arbeit...
fiel mir gerade ein,vor allem habe ich ein Bild von einer Reihe junger Männer meines Alters auf dem Weg zu ihrem Ziel(ich glaube Fachoberschule oder
Berufsschule war es) im Kopf,alle die gleichen Wünsche und Träume...irg.wie deprimierent
Nicht deprimierend, einfach ganz normal. So normal wie ein Sonnenaufgang. Genau so gehen unsere Sonnen langsam unter und irgendwann ist da einfach
nichts mehr da und die tote Hülle schwebt im Raum umher und eckt mal hier mal da an. Life is ordinary, nothing happens here. Mal ehrlich, sind wir
was Besonderes? Ich glaube jetzt gerade nicht daran, denn um was Besonderes zu sein müsste man sich all dem verweigern, doch wer tut das schon
dauerhaft? Wer ist denn nicht Sklave seines Kopfes und irgendwelcher Weltanschauungen? Mir fällt da niemand ein...
Alles was bleibt ist der Mangel an Optionen.
Das seh' ich nun gar nicht so, @Tzakahra.
Ich denke, dass es schon diese Scheintoten gibt, und man immer die Möglichkeit hat, aus diesem Zustand vorzeitig zu erwachen.
Ich weiß bei solchen Menschen zum Beispiel nicht, ob die nicht schon lange vorab gestorben sind, schon bei ihrer Geburt.
Ich nenne Sie immer "Menschlein". Sie sind keine echten Menschen, sondern benehmen sich wie Kinder, die versuchen, Erwachsene zu spielen. Da ist
schon ein sehr großer Unterschied und Du würdest auch leugnen, dass zumindest eine Erfahrung entsteht, wenn man aussteigt aus der vorgefertigten
Lebensstruktur.
Ich habe bei den Menschen, die geistig behindert sind, festgestellt, dass die bis zur letzten Lebensminute glücklich, zufrieden und angstfrei waren.
Denn: DIE HABEN NIE VERSUCHT, ERWACHSENE ZU SPIELEN.
Die blieben immer auf dem kindlichen Niveau und damit glücklicher.
Und wir sind doch noch besser dran.
WIR HABEN DIE OPTION. Wieso meinst Du, dass wir das nicht frei wählen können, ob wir mal die Zombies sein wollen oder mal die Kinder?
Diese Möglichkeit haben wir, und darin besteht doch der Vorteil gegenüber denen, die immer in ihren Lebenszusammenhängen gefangen sind.
@Maria:
Habe ich Dir das nicht schon damals erzählt, dass dieses Zusammentreffen kommen wird?
Und wart' mal ab, was so in 20, 30 Jahren bei Dir für eine Freude sein wird, wenn Du ehemalige Kommilitonen treffen wirst, die so drauf sind wie
diese Dame.
Und im übrigen Danke für den Tipp mit den Augen, die diese Leblosigkeit ausstrahlen.
Denn ich überlege seit langem, warum ich zum Beispiel nie überprüft werde, wenn ich mal aus den NL zurückkomme. Erst neulich kamen die wieder,
sogar mit Hunden, die an meiner Tasche schnüffelten. Und die einzige Reaktion war, dass die Hundeführerin den armen Schnüffelhund noch anschnauzte,
dass das wohl ein Fehler wäre. Ich hab' mir immer überlegt, warum die mich noch nie kontrolliert haben, aber es ist wohl tatsächlich so, dass ich
in dem Moment im Zug immer genau diesen toten Blick aufsetze. Ich bin dann auch öfters etwas müde und nie all zu gut gelaunt, dass ich wieder die NL
verlassen muss und ins doofe Deutschland zurück muss. Das wird u.U. eben der Blick sein, der aussagt: "Hier findet Ihr nichts, nur meine Depression,
meine Langweile."
Na bitte, hat doch auch was für sich, mal für 'ne Zeit zumindest scheintot zu wirken.
Nein, ich fahre nimmer viel mit dem Zug durch die Gegend, nur am Ende des Monats in die nächste größere Stadt, um mein restliches Geld rauszuhauen,
das verottet nämlich und stinkt, wenn es zu lange rumliegt.
Aber die morgendliche Totendämmerung interpretierst du falsch, @Jeanne
Ja, von außen ist die deprimierend, doch von innen freuen die sich über den erhabenen Gleichklang der Maschinerie, von der sie ein Teil sein
dürfen. "Jeder weiß, was ich mir wünsche und mein Nachbar wünscht das gleiche," ach, Übereinstimmung ist so schön.
Immerhin hat man schon eine individualistische Zimmereinrichtung :D
Zitat |