The Unity Archiv Zuletzt angemeldet am: Kein Eintrag
Nicht angemeldet [Anmelden ]
Gehe zum Ende

Druck-Version | Abonnieren | zu den Favoriten hinzufügen  
 Seiten:  1  2  3
Autor Betreff: Das Ende eines Kapitels
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 15.3.2007 um 21:30
Das Ende eines Kapitels



Vor ein paar Monaten hab ich mich in diesem Forum angemeldet und ein paar unwesentliche Beiträge gepostet...wirklich nichts von Bedeutung - trotzdem hab ich nun das Bedürfnis, hier "meine Geschichte" zu posten, in erster Linie wohl um mir selbst eine Realität zu konstruieren an der ich mich orientieren kann...wer so verrückt ist, allein über sich selbst und nichts anderes zu schreiben, der genießt den Vorteil, nach dem ich mich als Kind ständig gesehnt habe: alles was ich schreibe wird wahr.
Ich habe nicht viel zu erzählen...selbst für mich ist mein Leben größtenteils bedeutungslos, eine einfache Menge mir von außen aufgeladener Notwendigkeiten, die neutral betrachtet keinen Sinn ergeben. Ich habe meine Schullaufbahn beendet, leiste zur Zeit meinen Zivildienst ab und könnte im Herbst einen NC-Studienplatz antreten. Das ist zugegeben nicht unbedingt viel, für mich könnte es aber mehr als genug sein, wenn es nur etwas gäbe in diesem Leben, für das es sich morgens aufzustehen und abends fallenzulassen lohnt...einen roten Faden meines Daseins, etwas, auf das ich hinarbeiten kann oder ein Mensch, für den ich da sein möchte. Ich muss zwar wirklich nicht viel leiden in meinem Leben zur Zeit (und die größte Leidensquelle ist meine selbstgewählte Einsamkeit)...aber ohne irgend etwas, für dass es sich zu leiden lohnen würde, ist selbst dieses Quäntchen Leid zu viel verlangt.
Ich spüre, dass ich bald so weit sein werde, mein Leben zu ändern. Ich gehe Risiken ein, die ich noch vor kürzester Zeit nie auf mich genommen hätte (zugegeben, ich war bis vor kurzem auch ein überängstlicher, fast erbärmlicher Mensch)...ich sage den Menschen um mich herum, was ich denke und verunsichere damit mein ganzes Umfeld...ich lasse mich nicht mehr treiben, aber ich mache auch keine Zukunftspläne.
So wie ich das sehe, wird sich bald etwas ereignen mit mir...entweder mir stößt bei den Sachen auf die ich mich in letzter Zeit einlasse bald etwas zu...oder ich werde die Welt um mich herum verändern, zumindest soweit, dass ich mich selbst als echten Menschen sehen und respektieren kann, vielleicht jemanden finden, der ähnlich denkt wie ich - aber dazu muss ich erst einmal herausfinden, wer ich bin und was ich denke...oder ich werde freiwillig aus dieser Welt verschwinden - natürlich, man kann nie beurteilen, ob man dazu in der Lage sein wird und je mehr man darüber redet und nachdenkt, desto unwahrscheinlicher wird die Möglichkeit denke ich. Andererseits bin ich mir sicher (also wirklich sicher), dass ich nicht wieder zurückkehren werde in diese gleichgültige Existenz, in der ich mir täglich einreden muss, dass es Menschen gibt, denen ich etwas bedeute und die mich 'kennen', nur um die Kraft zum Weiterleben zu haben...ich glaube wirklich, dass ich noch genug Kraft haben werde, um eine Entscheidung zu treffen - und das ist ein Fortschritt gegenüber all den verschwendeten Jahren bisher.
Ich bin überzeugt davon, dass Leiden aus den selben Quellen entspringt, dass Menschen qualitativ gleich sind und gleich reagieren...und weil ich davon wirklich überzeugt bin, bin ich mir sicher, dass es Menschen gibt, die so oder ähnlich wie ich schon gefühlt haben, die die selbe 'Entrückung' (ich kann es nicht besser benennen) vom Leben gespürt haben und die ihre Schlüsse bereits gezogen haben - das glaube ich, obwohl mir meine Gefühle hartnäckig weismachen wollen, dass es niemanden gibt wie mich, dass nie jemand so einsam war oder so gelitten hat...so wie sich wohl jeder fühlt im Leiden. Vielleicht liest das hier ja jemand, der weiß was ich fühle, der mir sagen kann, welche Alternative für ihn die richtige war...im Grunde genommen bin ich nämlich noch immer ein Feigling, der sich einfach treiben lassen und nicht entscheiden möchte...und in dem Fall möchte ich wenigstens wissen, wohin der Strom mich treiben wird.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
jan91






Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 15.3.2007 um 22:14


nun, ich hab garantiert nicht so viel erlebt, wie die meisten hier im forum, aber ich kann dir mit gewissheit sagen, das es für dich schlecht wäre, dich vom strom treiben zu lassen, wie du sagst!
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 15.3.2007 um 22:50


[QUOTE]nun, ich hab garantiert nicht so viel erlebt, wie die meisten hier im forum, aber ich kann dir mit gewissheit sagen, das es für dich schlechtwäre, dich vom strom treiben zu lassen, wie du sagst![/QUOTE]

Keine Angst, aus dem Strom bin ich draußen, Ich frage mich nur, wohin es jetzt noch gehen könnte. Wenn sich hier jemand meldet, der schon einmal so gefühlt hat wie ich, dann wäre das die Bestätigung, dass man in dieser Welt auch leben kann, wenn man...nun, ich ist. Und danach sehne ich mich wohl schon, sonst würde ich hier nicht posten.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Ina






Beiträge: 1162
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 00:35


Nun, diese Bestätigung kannst du schon kriegen.
Freilich ist es immer schwer zu beurteilen, ob man wirklich so gefühlt hat wie ein anderer, selbst wenn man sich in seinem Text teilweise wiedererkennt: aber man sieht eben oft genug nur das, was man selbst ist.
Dennoch - das Leben als eine Aneinanderreihung von äußeren Zwängen und Trivialitäten, die nichts mit einem zu tun haben, das kommt mir vertraut vor. Man ist nach außen irgendwas, interagiert irgendwie - reagiert im Grunde nur.
Irgendwo innerlich, im Geheimen lebt man vor sich hin - mehr oder weniger.

Nun, man kann so leben, ja.
Das Umfeld allerdings ist strapazierbar, ich hab zeitweise derb die Leute provoziert, war einfach permanent genervt, bin wegen dem kleinsten Scheiß in die Luft gegangen und hatte keinen Grund, mich irgendwie zurückzuhalten. Ich war wirklich nicht nett und hab die niedergemacht, die sich niedermachen ließen.
Davon passiert aber nicht viel. Man wird halt gemieden. Und manche Leute kriegen ein bisschen Angst vor einem, was wirklich spaßig ist, weil man sich wert- und hilfloser kaum fühlen kann.

Aber wie gesagt, es geht dann schon weiter.
Ich tat dann halt, was anstand, ging den einfachsten Weg, d.h. Schule fertig, dann Studium - ohne dass das alles wesentlich was mit mir zu tun gehabt hätte. Allerdings hat es mich beschäftigt - es gab viel zu reagieren, wenig eigenes Leben.
Der größte Witz: wenn man mal ausreichend apathisch und innerlich erstarrt ist, wird man plötzlich von den anderen akzeptiert. Denn nun findet die Bewegung nur außerhalb statt und man hat gelegentlich ein "richtiges", d.h. mit der Außenwelt wechselwirkendes Dasein. Es ist tatsächlich möglich, erst dann als wirklich präsent empfunden zu werden, wenn alles Eigene und Innere müde geworden ist.

Und dann wird man sehen, wie es weitergeht:
Lässt man sich einsaugen von dem Strudel und nimmt man diese wunderbare Möglichkeit an, tot zu sein, ohne sterben zu müssen?
Oder wehrt sich dann doch noch was in dir?

Du bist jetzt halt gerade in einer Situation, wo die Außenwelt große Aufmerksamkeit fordert. In die Schule ging man einfach bloß, und saß da rum. Das ging die letzten 13 Jahre so und jetzt muss sich das alles ändern. In solchen Situationen läuft man leicht Gefahr, sich zu verlieren, insbesondere, wenn alles reibungslos klappt und man vielleicht auch Leute findet, mit denen einen oberflächliche Interessen wie das Studienfach z.B. verbinden: man kommt dann nämlich auf die Idee, dieses seltsame Leben der anderen sei doch nicht so seltsam und man könnte es mit leichten Modifikationen durchaus ertragen. Immerhin wäre man so von sich selbst erlöst - was so weit gehen kann, dass man paradoxerweise meinen kann, zu Hause angekommen zu sein und endlich seinen Platz in der Welt gefunden zu haben...

Zitat
oder ich werde freiwillig aus dieser Welt verschwinden - natürlich, man kann nie beurteilen, ob man dazu in der Lage sein wird und je mehr man darüber redet und nachdenkt, desto unwahrscheinlicher wird die Möglichkeit denke ich.


Mit Nachdenken kommst du mal nicht dahin. Das ist bloß abstrakt, aber dich umzubringen fordert Gewaltsamkeit, unmittelbare, körperliche Konkretheit mit ungeheueren, allzu deutlichen Konsequenzen.
Oder auch: wenn man nicht lebt, kann man nicht sterben. Da muss man erst wieder träumen lernen und den Traum zerbrechen sehen... ach ich weiß auch nicht genau - glücklicherweise wohl.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
...






Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 03:56


Ich kann mich noch sehr gut erinnern, @Doc Benway.
Du hattest damals einige sehr gut recherchierte Beiträge zur APPD gepostet, die ich auch sehr interessant fand und ich habe mich danach öfter gefragt, wo Du eigentlich geblieben bist, weil es irgendwie nicht passte, dass Du auch zu den "Kurzzeitbesuchern" hier zählen würdest.
Dafür warst Du zu pingelig in den Darstellungen, als dass es Dir egal wäre.
Aber nun gut, man denkt dann, der hat evtl. ein anderes Forum gefunden, dass auch etwas pingeliger ist und nicht so privat, wie wir manchmal.

Zu Deinem Problem kann ich zwar auch etwas sagen, aber ich fühlte mich nie ganz so in der Situation, wie Du Dich jetzt fühlst.

Aber ich wechsele Zeit meines Lebens immer wieder alles:
Meine Berufe, meine Arbeitgeber, politische Parteien (seltener jedoch meine politischen Ansichten), meine Freunde, meine Beziehungen (obwohl ich da auch wieder mal da gelandet bin, wo ich imo hingehöre, wo ich schon mal vor 8 Jahren war), selbst meine sexuellen Orientierungen.
Ich kann Dir nicht mal sagen, warum ich das mache.
Es gab früher immer so ein sonderbares Gefühl, dass ich ab und an mal dachte: "Das ist nicht Deine Welt! Du gehörst hier nicht hin. Hier ist irgendetwas falsch!"
Aber das habe ich seit dem Ende meiner Schulzeit nicht mehr gehabt. Seitdem wechsele ich manchmal aus völlig unerfindlichen Gründen.
Z.B. war ich mal Fraktionsgeschäftsführer der Grünen hier in meiner Heimatstadt. Verdiente ganz okay und hätte wahrscheinlich auch noch mehr Karriere machen können und wäre als Außenminister oder ähnliches Mau mau geendet.
Allerheiligen 1985 saß ich dann bei meinem besten Freund und wir hörten den Trauermarsch aus der "Götterdämmerung" in der Version von Sir George Solti. In dem Moment wusste ich, dass ich keine Lust mehr darauf habe. Ich schmiss den Job und ab dem Moment ließ ich mich treiben (Okay, ich hatte schon immer ein relativ zielstrebiges Wesen, wenn ich einen Strom gefunden hatte, in dem ich mich gerne treiben lassen wollte, dann sah ich zu, dass ich zumindest soweit schwimme, dass ich in diesem Strom weitertreiben kann.).
Ich bin damit wunderbar klargekommen. Ich habe allerdings auch unendlich viel Geduld und irgendwie wurde das bisher immer belohnt.

Suizidale Absichten habe ich allerdings erst wieder für den Fall, dass mich mal eine schwere Erkrankung heimsucht. Dann sollte man aus seinem Tod schon was machen. Ein kleiner Amoklauf, eine terroristische Aktion, ein Selbstmordattentat oder ähnliches. Mal sehen, wie fit ich dann noch bin. Zumindest würde ich mich nie freiwillig verabschieden, ohne nochmal ein Zeichen zu setzen. Das ist wieder meine elendige Zielstrebigkeit, irgendwas bewirken zu wollen.

Frage Dich mal, was Dir bisher am meisten Spaß gemacht hat, und ob Du daraus nicht eine Berufung oder zumindest einen Beruf machen kannst.
Wenn's da nix gibt, dann einfach mal suchen. Dafür ist das Treiben gut. Im übrigen auch, wenn man nach sinnerfüllende Beziehungen Ausschau hält.
Hast Du denn schon mal eine Beziehung überhaupt gehabt?
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
jan91






Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 14:43


ich denke mal, jeder kann in usnerer welt (damit meine ich unseren planeten) leben und überleben. es git sicher genug gelegenheiten und freunde, egal, wer oder was man ist. man muss bloß sie finden und nutzen.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 23:26


Danke Ina für deinen Beitrag, der mich durch seine Ehrlichkeit beeindruckt hat. Einiges von dem was du schreibst kommt mir bekannt vor...oder bestätigt einfach nur die Eindrücke, die ich die letzten Monate über selbst gesammelt habe. Die Außenwelt ist belastbar, elastisch wie eine Gummizelle, und je verzweifelter man dagegen anrennt, desto schneller wird man in eine Schublade einsortiert in der man nicht landen möchte. Es ist zum Verzweifeln: alles was man sagt oder tut, selbst das bloße Dasein wird von der 'Außenwelt' gnadenlos durch Filter betrachtet und bewertet, die nicht die meinen sind...aber tun kann ich nichts dagegen und irgendwann arrangiert man sich dann wahrscheinlich sowieso mit der sozialen Rolle, die einem die Außenwelt anbietet, und wenn es die des 'Außenseiters' ist.

[QUOTE]Man wird halt gemieden. Und manche Leute kriegen ein bisschen Angst vor einem, was wirklich spaßig ist, weil man sich wert- und hilfloser kaumfühlen kann.[/QUOTE]
Das kenne ich.

[QUOTE]Ich tat dann halt, was anstand, ging den einfachsten Weg, d.h. Schule fertig, dann Studium - ohne dass das alles wesentlich was mit mir zu tungehabt hätte. Allerdings hat es mich beschäftigt - es gab viel zu reagieren, wenig eigenes Leben.[/QUOTE]
[QUOTE]Der größte Witz: wenn man mal ausreichend apathisch und innerlich erstarrt ist, wird man plötzlich von den anderen akzeptiert. Denn nunfindet die Bewegung nur außerhalb statt und man hat gelegentlich ein "richtiges", d.h. mit der Außenwelt wechselwirkendes Dasein.[/QUOTE]

Das werd ich wohl noch kennenlernen. Was ich jetzt schon kenne ist dieser Zwiespalt zwischen apathischem Reagieren und den Momenten, in denen sich etwas in mir aufbäumen möchte und Konsequenzen fordert. Ich bin sehr froh, dass ich mich aus dieser Situation inzwischen erlöst fühle...entweder werde ich mich bald fallen lassen oder ich bäume mich auf...ich bin ganz froh, dass es diese gesellschaftlich akzeptierte Bruchstelle im Lebenslauf gibt, bei der man sich für seinen Platz in der Gesellschaft entscheiden soll...so bleibt mir wenigstens ein weiteres Dahinleben erspart, auch wenn Entscheidungen naturgemäß mit Stress verbunden sind. Manchmal erscheint ein Leben, das eigentlich ein traumloser Schlaf ist, als die sicherere Alternative im Vergleich zu allem Anderen, ich denke das kannst du nachvollziehen.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 23:27


An Arne: nett zu lesen, dass du dich an meine pingelige Art des Diskutierens erinnerst...wobei ich glaube, die inzwischen losgeworden zu sein. Ein Stück weit hat sich die Kompromisslosigkeit glücklicherweise ins echte Leben verlagert. Und ich glaube, zur Zeit bin ich auch zu kompromisslos, als dass ich mich anhand von bestehenden Möglichkeiten, die mir alle nicht 100% zusagen, durchs Leben hangeln kann...ich muss sehen, wie weit ich die Kollision meiner inneren Welt mit den äußeren Gegebenheiten treiben kann und welche Folgen das für mich und die anderen haben wird.
'Suizidale Absichten' sehe ich bei mir eigentlich nicht..wenn ich mich schon so klar entschieden hätte, müsste ich nicht in Foren unschuldigen Mitglidern davon erzählen. Wenn es also so rübergekommen sein sollte, dass ich akut selbstmordgefährdet bin und gaanz dringend Hilfe brauche, dann ahb ich mich sehr unklar ausgedrückt...es ist eher so, dass es da doch so etwas wie eine Todessehnsucht (ein besseres Wort will mir nicht einfallen) gibt, die mein Leben zur Zeit beinflusst, die mich Sachen tun lässt, an die ich sonst nicht denken würde. Aber eine echte Freitodentscheidung ist das nicht...wohl eher das 'frustrierter Teenager aus gutem Hause'-Syndrom.
Beziehungen hatte ich, ja...kurze und lange, intensive und belanglose...zu Mädchen, Jungs und Männern. Eine Beziehung zu einer Freundin, die für meine Verhältnisse sehr lange gehalten hat, ist vor kurzem zu Ende gegangen...wobei ich ihr ganz klar genug Anlass dazu gegeben habe. Mag sein, dass einfach das der Grund für meine veränderte Gefühlslage ist. Wenn ja ist es mir auch egal...ich fühle mich freier und damit auf verquere Art auch besser, als ich es die letzten Jahre über jemals erlebt habe.
An eine Berufung durch Erwerbsarbeit glaube ich allerdings nicht...ich mache zur Zeit meinen Zivildienst und betreue geistig behinderte Kinder...was mit weitem Abstand die sinnvollste Arbeit ist, die ich in meinem Leben je geleistet habe. Mehr Motivation zum Dasein und So-Bleiben werde ich aus einer Arbeit wohl nie schöpfen können, aber trotzdem reicht es nicht. Ich werde bald Entscheidungen treffen müssen, da komme ich nicht drum rum.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 16.3.2007 um 23:28


[QUOTE]ich denke mal, jeder kann in usnerer welt (damit meine ich unseren planeten) leben und überleben. es git sicher genug gelegenheiten undfreunde, egal, wer oder was man ist. man muss bloß sie finden und nutzen. [/QUOTE]

Nun, ich bin dabei herauszufinden, wie konsequent einer wie ich in dieser Welt leben kann. Dabei hilft es, wenn man sich auf einer Ebene entschieden hat, dass das Nicht-Sein eigentlich nciht zu fürchten wäre (lächerliche Argumentation, ich weiß...wahrscheinlich würde kein Mensch, der wirklich das Potential zum Freitod mitbringt jemals so denken). Ich habe allerdings den Verdacht, dass Inas Erfahrungen nicht einfach nur leere Worte sind...dass man tatsächlich ein halbes Leben lang mit aller Gewalt gegen die Realität, die sich die anderen Menschen schaffen, anrennen kann und doch immer nur selbst immer mehr Blessuren davonträgt.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
...






Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 17.3.2007 um 06:22


Hast Du mal überlegt, ob die Arbeit mit den geistig behinderten Kindern etwas wäre, was Du längerfristig machen willst?
Ich bin ja da auch über den Zivildienst hingekommen und dann da hängengeblieben (eben durchs Treiben). Erfordert nicht so viel an Intellekt (bei Kindern auch nicht soviel an Kraft), aber immer etwas an Nerven, ist aber in der Regel 'ne sehr selbstbestimmte Arbeit, wenn man nicht auf Deubel komm' raus an einem Arbeitgeber kleben möchten.

Bereut habe ich das eigentlich noch nie. Wird allerdings, wenn man mal älter und evtl. auch mal krank wird, eben doch etwas schwieriger, dann noch was geeignetes für sich zu finden, weil man eben dann auch nicht mehr jeden erwachsenen Rollifahrer durch die Gegend schleppen kann, aber da bräuchtest Du ja auch erstmal nix zu befürchten in Deinem Alter.

Unterschied zu der Sache bei mir wäre eben, dass ich vorab schon 'ne Menge kennengelernt habe und diese Tätigkeit auch als Ausbrechen aus allen bisher kennengelernten bürgerlichen Anschauungen von Beruf interpretieren konnte.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Ina






Beiträge: 1162
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 17.3.2007 um 17:18


Zitat
Es ist zum Verzweifeln: alles was man sagt oder tut, selbst das bloße Dasein wird von der 'Außenwelt' gnadenlos durch Filter betrachtet und bewertet, die nicht die meinen sind...


Nein, man kommt ihren Filtern nicht aus. Die sehen ihre Filter nicht, wie sollten sie sie loswerden.
Ich hab da auch keinen bock mehr. Diskutieren bringt nix.
Meine Methode ist mitleriweile der Rückzug, bzw., wenn das nicht geht, die Manipulation, d.h. ich lasse mich auf ihr System ein und handle so, dass mir ihre vorhersehbaren Reaktionen wenigstens nicht schaden und dazu führen, dass ich möglichst meine Ruhe habe.

Zitat
Manchmal erscheint ein Leben, das eigentlich ein traumloser Schlaf ist, als die sicherere Alternative im Vergleich zu allem Anderen, ich denke das kannst du nachvollziehen.


Hmm, ja durchaus. Auch buchstäblich. Zeitweise war 24h durchzuschlafen meine Vorstellung von einem perfekten Tag. Aber bezogen aufs sog. "normale Leben": Wirklich traumlos ist dieser Schlaf nicht, es können einen ausgewachsene Alpträume quälen. Das Hauptproblem, dass ich dabei hatte, war die Abhängigkeit von der Außenwelt-Maschinerie: Wenn man sich ihr einmal unterworfen hat, weil es in diesem Moment einfach war, kann sie einen reißen, wohin sie will. Man hängt hilflos drin. Und man ist dort nach wie vor ein Fremdling - man hat einen großen Teil der Abwehrmechanismen nicht, die anderen helfen, dort zu existieren.
Irgendwie wird sie einen immer zermürben, völlig wird man an ihren Freuden und Vorteilen niemals teilhaben, dazu hat man zu viel "von der anderen Seite" gesehen. Und irgendwie wird man sich immer gefangen fühlen und mit manchen Dingen, die anderen so leicht zu fallen scheinen, nicht zurechtkommen.
Man weiß dort z.B. nur sehr selten, warum man tut, was man tut.
Denn ich glaube nicht, dass du selbst im tiefsten Schlaf jemals Antworten wie "für die geile neue Karre, die der Nachbar auch hat" akzeptieren wirst.
Das Problem ist halt, dass man trotzdem so endet, wenn man sich einfach treiben lässt. Man landet dann sogar leicht in der untersten Schiene davon, weil andere den Ehrgeiz haben, es innerhalb dieses kranken Systems zu was zu bringen.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 17.3.2007 um 20:26


Klar könnte ich mir vorstellen, mit geistig Behinderten zu arbeiten, Arne, auch längerfristig - wie gesagt: zur Zeit hab ich das Gefühl, endlich mal was Sinnvolles zu tun den Tag über, eine schöne Abwechslung nach 13 Jahren Schule. Dazu kommt, dass ich mich als ZDLer noch nicht mal einschleimen muss bei der Schulleitung, mir keine autoritären Erziehungskonzepte aus den Fingern saugen muss um irgendwelche Prüfer zu beeindrucken und nicht an Kollegiumsausflügen teilnehmen muss...ich kann einfach mit anpacken, da wo es wirklich nötig ist. Der Job ist zur Zeit also perfekt, reichen tut es aber trotzdem nicht. Da muss noch was Anderes kommen im Leben, damit ich mir vorstellen könnte, den Stand der Dinge so wie er jetzt ist irgendwie akzeptieren zu können (und ich weiß ja nicht mal, ob das wünschenswert wäre). Nach dem Zivildienst einfach in der Behindertenfürsorge weiterzumachen kommt auf jeden Fall nicht in Frage...vielleicht geh ich studieren, vielleicht such ich mir einen mcjob und leb ein bisschen in den Tag hinein, vielleicht werd ich auch den Versuch unternehmen, ganz auszusteigen (oder was man da halt so drunter versteht) und schauen, ob sich für mich irgendwo eine Kommune findet. Das ist für mich alles gerade noch ziemlich weit weg (wie alles, was vermutlich erst in mehr als vier Wochen passieren wird) und ich bin zur Zeit eher damit beschäftigt, mir jetzt, morgens zum Aufstehen, einen akzeptablen Sinn zu suchen.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 17.3.2007 um 20:28


Ina schrieb:
[QUOTE]Meine Methode ist mitleriweile der Rückzug, bzw., wenn das nicht geht, die Manipulation, d.h. ich lasse mich auf ihr System ein und handle so,dass mir ihre vorhersehbaren Reaktionen wenigstens nicht schaden und dazu führen, dass ich möglichst meine Ruhe habe.[/QUOTE]
Es ist verdammt schwer, sich selbst genug zu sein und menschliche Wesen, die ich theoretisch durchaus als ernstzunehmende Gegenüber, denen ich mich vielleicht gern mitteilen würde, betrachte, nur als Marionetten zu sehen...viel einsamer kann man eigentlich nicht sein. Natürlich, es ist nur realistisch - das Mitteilen klappt sowieso nicht und immer wieder den Versuch zu machen, den Anderen die eigenen Denkkategorien nahezubringen, ist eine sinnlose Arbeit. Aber trotzdem kommt man wenn man um drei Uhr nachts allein durch die Straßen oder Wälder streift oder wach im Bett liegt, nicht darum herum, sich selbst den Vorwurf zu machen, dass man sich selbst nur jeden Tag aufs Neue die Realität konstruiert, die es einem unmöglich macht, sich auf andere Menschen einzulassen.
Was einerseits natürlich völlig wahr ist...andererseits würde ich im Nachhinein jeden einzelnen Versuch rückgängig machen, mich anderen Menschen auf ihrer Ebene zu nähern oder mich zu "öffnen" wie man so schön sagt...es führt immer nur dazu, dass ich mich selbst 'falsch' behandelt oder einsortiert fühle und mich dann fragen muss, warum ich mich wieder verstellt habe, so dass dieser Eindruck entstehen konnte. Für ein Leben in konsequenter Einsamkeit bin ich nicht stark genug, für ein angepasstes Halbleben aber auch nicht...ich bewundere Arthur Schopenhauer, auch wenn ich den Verdacht habe, dass auch er sich zeitweise mit heftigen Zweifeln herumschlagen musste.

Ina schrieb:
[QUOTE]die Abhängigkeit von der Außenwelt-Maschinerie: Wenn man sich ihr einmal unterworfen hat, weil es in diesem Moment einfach war, kann sie einen reißen, wohin sie will. Man hängt hilflos drin. Und man ist dort nach wie vor ein Fremdling - man hat einen großen Teil der Abwehrmechanismen nicht, die anderen helfen, dort zu existieren.[/QUOTE]
Ohja...dass ich vor Jahren oder Monaten mal so verhalten habe, wie Andere das erwartet haben, schwingt dann bis heute noch nach und es kommt niemand auf die Idee, dass ich die Realität durch andere Kategorien sehe als sie, nur weil ich mich einmal auf ihre Kategorien eingelassen habe. Dabei könnte ich, selbst wenn ich wollte, nicht so denken, reden und handeln, dass bei den Anderen dabei langfristig keine Irritationen aufkämen...Smalltalk führen zB hab ich verlernt.
Ist wohl eine evolutionäre Angelegenheit: zunehmendes 'Bewusstsein' und zunehmende Differenzierungsleistungen sind nicht immer hilfreich, unbewusst zu atmen oder eine Treppe hinunterzusteigen ist einfach, wenn man anfängt, auf einer Meta-Ebene darüber nachzudenken, wird das alles aber verdammt schwierig. Selbst wenn ich mal keinen anderen Ausweg sehen sollte, als die totale Anpassung, werde ich wie du schreibst wohl schon zu viel von der "anderen Seite" gesehen haben, als dass es noch möglich wäre...wer nichts hinterfragt und sich einfach voll auf dieses beschissene Leben konzentrieren kann, wird immer einen entscheidenden Vorteil vor Leuten wie uns haben. Dass man ganz schnell in die unterste Schiene reinrutschen kann, wenn alle anderen losrennen um sich mit Matsch zu bewerfen und man selbst der einzige ist, der stehen bleibt und sich fragt was das Alles soll, das hab ich auch schon erlebt...und wenn man erstmal voll von Erwerbsarbeit abhängig ist, werden die Auswirkungen davon mit Sicherheit noch drastischer.
Oh man, ich will nicht wissen, was ein Psychiater dazu sagen würde, wie ich mir hier meine eigene Märtyrer-Realität konstruiere...irgendwas zwischen Autist und Soziopath wahrscheinlich...was natürlich auch völlig stimmt, aber eben wieder nur auf einer Seite :(
Ich hab dir übrigens ne kurze Mail geschrieben, bin mir aber nicht sicher, ob sie angekommen ist, die Verbindung war kurz darauf tot. Kannst ja mal in dein Postfach schauen, würde mich freuen :)
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Ina






Beiträge: 1162
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 17.3.2007 um 23:04


Gut, dass du das sagst, ich bin schlampig beim Mail-Checken, die liegen oft tagelang unbemerkt rum.

Die Zweifel, dass doch vieles von dem stimmt, was man gesagt bekommt und man einfach nur dumm und unfähig ist, sich neurotisch eine Welt zusammenspinnt und auch noch "Gleichgesinnte" haben will, damit man seine Krankhaftigkeit möglichst lange aufrechterhalten kann, werden sich wohl niemals völlig abstellen lassen.
Wenn man das mal wieder denkt, kann man den Zweifel höchstens mit sich selbst überlisten und sich mit dem Gedanken beruhigen, dass das Meiste im Grunde unbegreifbar ist. Insofern ist es doch egal, welcher Illusion man nun nachhängt, sie werden alle mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihre Weise falsch sein...

Aber du bist schonmal nicht "konsequent einsam", weil du hier schreibst. Und ich bin das erst recht nicht, weil ich hier schon bei über 800 Beiträgen bin ;)

Du bist also gerade daran, wieder einen solchen Fehler zu begehen, von denen du schon einige bereust - dich zu öffnen und so.
Ich glaube allerdings: auch wenn man noch so selbstgenügsam lebt und reich genug ist, um sein eigenes Universum zu erschaffen - man wird die Neugierde nicht loswerden und nach wie vor herausfinden wollen, ob da draußen nicht irgendetwas ist.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Pig Pen






Beiträge: 88
Registriert seit: 25.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.3.2007 um 03:47
RE: Das Ende eines Kapitels



Zitat
Original von Doc Benway
,...wenn es nur etwas gäbe in diesem Leben, für das es sich morgens aufzustehen und abends fallenzulassen lohnt...einen roten Faden meines Daseins, etwas, auf das ich hinarbeiten kann oder ein Mensch, für den ich da sein möchte. Ich muss zwar wirklich nicht viel leiden in meinem Leben zur Zeit (und die größte Leidensquelle ist meine selbstgewählte Einsamkeit)...aber ohne irgend etwas, für dass es sich zu leiden lohnen würde, ist selbst dieses Quäntchen Leid zu viel verlangt.


... mit ähnlichem "Elend" quäle ich mich seit insgesamt mehr als über 40 Jahren rum, ok, in den ersten 13 Jahren war mir das nicht so bewußt, bzw. dieses Gefühl war in der Kindheit schlichtweg noch nicht so vorhanden...
... ich hatte vor 2-3 Jahren jedoch das Glück, ein paar Leute kennenzulernen, die ich mittlerweile quasi als "Freunde" bezeichnen kann, sowas hilft schon ungemein, macht das Elend aba nur etwas erträglicher... , ansonsten versuche ich einfach durchzuhalten, was mal mehr und mal weniger klappt, jedoch ohne die letzte Konsequenz zu ziehen, denn die ergibt sich eh irgendwann von selbst! ...
... hab mich dann mit verschiedenen politischen(?) Themen auseinandergesetzt, in meinem Fall war´s u.a.. die Tierrechtsbewegung, wodurch ich meine Energie wieder kanalisieren konnte..., gab meinem Leben, zumindest in der Phase, wieder einen gewissen Sinn(?!) ...
Bei mir verhält es sich eher phasenbedingt, wobei die einzelnen Phasen durchaus mehrere Jahre(!!!) betragen können, was einen (mich) auch durchaus des öfteren an den Rand der Verzweiflung gebracht hat, mittlerweile hat sich, was die Rahmenbedingungen betrifft, bei mir leider ( oder zum Glück?) eine gewisse Lethargie eingestellt..., hilft zumindest am Leben zu bleiben, und wären da zwischendurch nicht ein paar kleine "Highlights" gewesen könnte ich hier in diesem Forum nix mehr schreiben...
... will heißen..., is eh alles vor´n Arsch aba Tel Aviv..., mach das möglichste daraus und halt länger durch als es dir möglich erscheint...
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
...






Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 18.3.2007 um 05:35


@Doc Benway:
Ich würde auch heute niemanden mehr empfehlen, sich dauerhaft mit der Behindertenarbeit abzugeben, wenn er nicht auch was anderes kennt.
Heutzutage ist das Leben der Hauptamtlichen sowieso in erster Linie aus dem Führen für ISO-Listen und ähnliches bestimmt. Da gehen Stunden für Scheiße drauf, die man besser mit den Menschen nutzen könnte.

Insofern, laß Dich treiben!!!
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
MAUS




Avatar


Beiträge: 670
Registriert seit: 13.7.2007
Wohnort: NRW
Mitglied ist Offline

Motto: Too old to die young

[*] Verfasst am: 19.3.2007 um 13:27
RE: Das Ende eines Kapitels



Zitat
Original von Doc Benway
Vor ein paar Monaten hab ich mich in diesem Forum angemeldet und ein paar unwesentliche Beiträge gepostet...wirklich nichts von Bedeutung -

Och... also ich fand Deinen Thread über Selbstmord (der kam direkt, nachdem ich mich hier angemeldet habe) alles andere als unbedeutend, das mag natürlich eine persönlich bedingte Einschätzung sein :D

Zitat
Original von Doc Benway
wenn es nur etwas gäbe in diesem Leben, für das es sich morgens aufzustehen und abends fallenzulassen lohnt...einen roten Faden meines Daseins, etwas, auf das ich hinarbeiten kann oder ein Mensch, für den ich da sein möchte.

Ja so ein Grund würde das Leben doch um einiges erleichtern, meine Clique damals war einer, aber wie das mit guten Dingen nunmal so ist, sie gehen vorbei, Scheiße hingegen schwimmt immer oben...

Zitat
Original von Doc Benway
Ich muss zwar wirklich nicht viel leiden in meinem Leben zur Zeit (und die größte Leidensquelle ist meine selbstgewählte Einsamkeit)...aber ohne irgend etwas, für dass es sich zu leiden lohnen würde, ist selbst dieses Quäntchen Leid zu viel verlangt.

Hm, ne, über zu wenig Leidensgründe kann ich nun seit Jahren nicht mehr gerade "klagen", aber auch selbstgewählte Einsamkeit (die ja vermutlich aufgrund der fehlenden Alternativen auch gar nicht so selbstgewählt ist) ist ja eigentlich Qual genug.

Zitat
Original von Doc Benway
Andererseits bin ich mir sicher (also wirklich sicher), dass ich nicht wieder zurückkehren werde in diese gleichgültige Existenz, in der ich mir täglich einreden muss, dass es Menschen gibt, denen ich etwas bedeute und die mich 'kennen', nur um die Kraft zum Weiterleben zu haben...ich glaube wirklich, dass ich noch genug Kraft haben werde, um eine Entscheidung zu treffen - und das ist ein Fortschritt gegenüber all den verschwendeten Jahren bisher.

Na dann kann man Dich ja nur beglückwünschen, ich brauch den Selbstbetrug immer noch in regelmäßigen Abständen *seufz*

Zitat
Original von Doc Benway
Ich bin überzeugt davon, dass Leiden aus den selben Quellen entspringt, dass Menschen qualitativ gleich sind und gleich reagieren...und weil ich davon wirklich überzeugt bin, bin ich mir sicher, dass es Menschen gibt, die so oder ähnlich wie ich schon gefühlt haben, die die selbe 'Entrückung' (ich kann es nicht besser benennen) vom Leben gespürt haben und die ihre Schlüsse bereits gezogen haben - das glaube ich, obwohl mir meine Gefühle hartnäckig weismachen wollen, dass es niemanden gibt wie mich, dass nie jemand so einsam war oder so gelitten hat...so wie sich wohl jeder fühlt im Leiden.

Ähnlich gefühlt sicher, aber genauso...? Na zumindest hab ich da bis jetzt noch niemanden gefunden... Die Entrückung vom Leben würde ich bei mir halt als das Gefühl hier falsch zu sein bezeichnen, und das hab ich seit frühester Kindheit. Jep, ich denke auch, daß sich im Leiden selbst wohl tatsächlich alle genau mit diesen Zweifeln konfrontiert sehen...

Zitat
Original von Doc Benway
Vielleicht liest das hier ja jemand, der weiß was ich fühle, der mir sagen kann, welche Alternative für ihn die richtige war...

Also ne Alternative hab ich bis heute nicht gefunden, sonst würde es mir ja nicht immer wieder so dreckig gehen, aber mir hilft zumindest Musik in den akuten Phasen der depressiven Verstimmung ungemein, ohne diese könnte ich diese Zeilen wohl auch nicht mehr schreiben (*g* und der im Selbstmordthread schon erwähnte Trotz). Was mir wirklich helfen könnte, wären halt verläßliche Freunde, aber gibt es die wirklich (außerdem ändern die auch nix an den restlichen Rahmenbedingungen auf der Welt, sie können sie aber leichter erträglich machen)? Meistens stellt sich "Freundschaft" eben doch nur als zeitlich begrenzt heraus, spätenstens, wenn man mal länger krank ist, und nicht mehr mithalten kann, dünnt sich der sogenannte Freundeskreis doch ungemein aus... Naja, aber irgendwie krieg ich ja bis jetzt doch immer wieder die Kurve, und das nun schon viele Jahre länger, als ich mir das jemals hätte vorstellen können, in diesem Sinne wünsch ich Dir, daß es Dir besser ergeht, und Du etwas findest, wofür sich das Leben wirklich lohnt :13:
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 00:12


[QUOTE]Ich glaube allerdings: auch wenn man noch so selbstgenügsam lebt und reich genug ist, um sein eigenes Universum zu erschaffen - man wird dieNeugierde nicht loswerden und nach wie vor herausfinden wollen, ob da draußen nicht irgendetwas ist.[/QUOTE]

Ja, dieser Wille ist leider nicht totzukriegen...und auf einer Ebene kann ich es nicht verleugnen: wenn es da draußen eine Sache gäbe, die ich noch bewirken könnte oder einen Menschen, für den sich das Sein lohnt, dann hätte sich diese ganze sinnlose Ewigkeit bisher doch irgendwie ausgezahlt. Nur dass ich daran meistens nicht glauben kann - und so zieht man sich dann halt doch wieder in sich zurück und versucht den Alltag mit möglichst wenig Schrammen zu überstehen und dabei auch noch möglichst nichts zu fühlen...
Den Fehler, mich zu öffnen und damit doch wieder ein Fühlen zuzulassen, mache ich hier im Forum übrigens denke ich nicht und du sicher genausowenig...hier zu schreiben hat für mich ehrlich gesagt nicht mehr Wirklichkeit als ein Selbstgespräch - ob ich es nun schaffe, mich mitzuteilen oder nicht, es ändert an meiner Lebenssituation doch nichts. Und mein Denken, das würde ich inzwischen sowieso nicht mehr ändern, ob es nun irgendjemand auf der Welt versteht oder nicht.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Tzakahra




Avatar


Beiträge: 193
Registriert seit: 14.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 00:26


Hallo,

also teilweise erkenne ich mich in Texten hier wieder, teilweise auch nicht. Mir ging es nach der Schule eigentlich so, dass ich nicht wusste was ich tun soll, also hab ich Zivi gemacht. Währenddessen hab ich mich dann für ein Studium beworben obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das überhaupt will. Jetzt ist die halbe Studienzeit vorbei und mir geht es eigentlich wie Pig Pen:

Es gibt Phasen in denen ist es total ok so zu leben und ich treibe einfach so mit und es gibt Phasen in denen ich es kaum aushalte. Dummerweise wechselt das manchmal von einem Tag auf den anderen.

Zitat
...im Grunde genommen bin ich nämlich noch immer ein Feigling, der sich einfach treiben lassen und nicht entscheiden möchte...

Ja so ist das auch bei mir. Ich habe zur Zeit einen Schrank voller Masken und je nach Situation hole ich die passende heraus. Nur manchmal wenn ich in meinem Zimmer hocke oder bei besonderen Leuten bin fallen die Masken herunter. Die Frage ist: Welche Masken spiegeln denn am passendsten wieder wer ich eigentlich bin? Wer bin ich eigentlich? Wieso fehlt da ein Stück Mut zur konsequenten Durchsetzung einer Linie?


Zitat
wenn es da draußen eine Sache gäbe, die ich noch bewirken könnte oder einen Menschen, für den sich das Sein lohnt, dann hätte sich diese ganze sinnlose Ewigkeit bisher doch irgendwie ausgezahlt.

Hab auch mal geglaubt, dass ich einfach nur einen Anlass von außen brauche. Aber denke mal je nachdem wie man aufgewachsen ist steckt diese Entrückung, diese Spaltung, dieses Wegwollen und doch Festklammern ganz schön tief. Mit dem Öffnen habe ich keine Probleme, da es sich bisher eigentlich immer als recht nützlich erwies um Leute kennenzulernen mit denen ich mich verbunden gefühlt hab, aber nach einer gewissen Zeit stellt sich zugegebenermaßen schon ein gewisser Schutzmechanismus ein, der einfach alles abblockt um eventuelle Enttäuschung oder eine klare Sicht auf die eigene Inkonsequenz - welche sich in der Begegnung mit "freien" Menschen offenbart - verhindert.


Denke auch viel Leiden ist selbstgemacht: Zuerst Leiden weil die Aussenwelt erdrückend erscheint und dazu dann noch Leiden, da ein großer Selbstzweifel entsteht, wegen der Unfähigkeit sich gegen diese Aussenwelt aufzulehnen. Vielleicht nicht mal Unfähigkeit, sondern einfach Unverständnis für die eigene Lage: Im Kopf getrennt von den Vorstellungen der Außenwelt zu sein und doch noch darin zu leben.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
...






Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline


[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 03:40


Ich finde es im übrigen überhaupt nicht feige, sich treiben zu lassen, sondern es viel feiger, sich zu entscheiden.

Und ich meinte auch schon mit 17 den Sinn und den Zweck des Lebens entdeckt zu haben, und habe immer wieder alles hingeschmissen.
Und ich habe auch noch später immer wieder einen neuen Sinn gefunden und mein Leben unterhaltsam gestaltet, meine große Liebe habe ich auch erst mit 30 entdeckt und auch mal wieder verloren und jetzt doch wieder die gleiche wiedergefunden.

Nun gut, nun kann man sagen: Wer das schon mit 17 wusste, weiß das eben auch mit 45 und wer das mit 17 nicht weiß, wird das nie wissen.
Aber ich hab' mich auch so um die 20 herum sehr stark mit den Rollenerwartungen der Menschen um mich herum auseinandergesetzt und das mal irgendwann sein gelassen und man kommt auch so aus, wie man ist.
Allerdings räume ich ein, dass dafür letztendlich dann wirklich mal ein Partner notwendig war, der einen bedingungslos so akzeptiert, wie man ist.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Ina






Beiträge: 1162
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 15:26


Zitat
hier zu schreiben hat für mich ehrlich gesagt nicht mehr Wirklichkeit als ein Selbstgespräch -


Ich hatte mal ne Phase, wo ich mich ausgiebig mit Chatbots beschäftigt habe.
Die bezeichnen sich ja hochtrabend gern als "selbstlernend" - also hab ich halt versucht, die Dinger ein bisschen zu erziehen, sprich: sie so lange mit meinen Phrasen zu füttern, bis sie auf primitivster Ebene "ein bisschen so ticken" wie ich - bzw. sich halt so anhören.
Ich dachte, da kämen vielleicht ein paar neue, interessante Konstellationen raus.
Aber nee, wirklich gebracht hat es das nicht. Am Anfang war es ganz faszinierend, dass da ein Programm ist, das wenigstens ein bisschen so reagiert wie ein bewusstes Gegenüber, aber mit der Zeit wird einem das Ganze zu durchsichtig.

Da sind Internetforen schon witziger. Manche User unterscheiden sich da zwar auch nicht groß von einem Chatbot (man sagt z.B. ein Stichwort und sie labern was runter oder prügeln drauf los, ohne dass sie eine Ahnung hätten, worum es einem geht), aber immerhin gibt es gelegentlich einige Überraschungen - die Programmierung ist nicht ganz so durchschaubar ;)

Was das "sich öffnen" und die "Masken" angeht: man meint ja erstmal, es macht nicht viel aus, wenn andere bloß eine Maske nicht leiden können. Deshalb besteht ein großes Risiko darin, sich zu öffnen, denn dann könnte man ja mal zurückgewiesen werden für das, was man tatsächlich ist.
Vielleicht muss man echt mal massiv und irreversibel zurückgewiesen worden sein, für das, was man NICHT ist, bis man merkt, dass das noch viel beschissener ist.

Und noch zu den Identitätsproblemen, die @Tzakahra anspricht: vielleicht stimmt es tatsächlich: man wird erst dann etwas Konkretes, wenn man mit anderen wechselwirkt und eine Umwelt hat, die einen wiederspiegelt. Wenn man nur in sich selber eingesponnen ist, spricht man mit sich und man antwortet sich - man kann ein Dutzend Persönlichkeiten aus sich erfinden, die einem das soziale Umfeld ersetzen - aber hat keine Ahnung, was man selbst ist. Das sieht man erst, wenn man Abstand von sich hat. Und den erreicht man z.B., wenn man sich mit den Augen eines anderen sieht. Klar geht es auch anders, aber da kommen i.d.R. nur wieder krampfhafte Konstrukte raus, keine echte "Außensicht" - oder seht ihr das anders?
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 18:40


Pig Pen schrieb:
[QUOTE]... will heißen..., is eh alles vor´n Arsch aba Tel Aviv..., mach das möglichste daraus und halt länger durch als es dir möglicherscheint... [/QUOTE]


Ja, teilweise kann man so leben, aber zumindest mich holen die Zweifel, das Verdrängte, die Einsamkeit, die Trostlosigkeit dann immer wieder ein - wie gesagt: ich muss mich jeden morgen aufs Neue davon überzeugen, dass es sich am Abend gelohnt haben wird, aufgestanden zu sein. Jaaa gut, vielleicht bin ich ein Jammerlappen - aber auf der anderen Seite kommt es mir zur Zeit ganz mutig vor, mir gewisse Dinge einzugestehen, anstatt einfach immer weiterzumachen.
Klar, man kann sich für gewisse Dinge engagieren, die auf einer Ebene auch Sinn machen, sei es die Tierrechtsbewegung oder bei mir zur Zeit die Arbeit mit geistig Behinderten. Aber dass sich diese beschissene und einfach grund'falsche' Welt auf diese Art etwa verändern ließe, das kann ich mir nicht mal einreden, wenn ich eine Menge Gläser über den Durst getrunken hab...ich glaube, für Arne und andere Menschen wie ihn ist es evtl. so und daraus lässt sich eine Menge Kraft ziehen - diese Ansicht ist ja auch nicht wahrer oder falscher als meine.
Mh, dass du dich über 40 Jahre mit einer so früh als sinnfrei erkannten Welt rumschlagen konntest, beeindruckt mich trotzdem...
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 18:46


Arne schrieb:

[QUOTE]Ich würde auch heute niemanden mehr empfehlen, sich dauerhaft mit der Behindertenarbeit abzugeben, wenn er nicht auch was anderes kennt. Heutzutage ist das Leben der Hauptamtlichen sowieso in erster Linie aus dem Führen für ISO-Listen und ähnliches bestimmt. Da gehen Stunden für Scheiße drauf, die man besser mit den Menschen nutzen könnte.[/QUOTE]

Das kann ich bestätigen - und wir sind immerhin noch eine reguläre Schule für geistig Behinderte, keine stationäre Betreuungseinrichtung...da geht's bestimmt noch um einiges übler zu. Wobei es mir als Laie sogar so vorkommt, dass man sich die ganzen Lehrpläne und individuellen Lernkonzepte, die sich die Lehrer hier zwangsweise ausdenken müssen, auch sparen könnte...am meisten profitieren die Schüler hier ganz einfach von Zuwendung, ganz gleich von wem, und davon, dass sie mit jemandem interagieren können - da kommt dann von allein bei jedem das ganze Potential zum Vorschein. (Perfekt wär's in diesem Sinne, wenn die notwendige "Arbeit" die man in ein geistig Behindertes Kind stecken sollte gleich von den Bezugspersonen übernommen würde, mit denen das Kind am meisten zu tun hat...aber meine Vorliebe für ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass es jedem erlauben würde, sich unmittelbar den gesellschaftlich nötigen Aufgaben zuzuwenden, hab ich in diesem Forum glaub ich schon kundgetan).

[QUOTE]Aber ich hab' mich auch so um die 20 herum sehr stark mit den Rollenerwartungen der Menschen um mich herum auseinandergesetzt und das malirgendwann sein gelassen und man kommt auch so aus, wie man ist.[/QUOTE]

Joa, ich denke man kann sich immer treiben lassen, sich nicht groß verstellen und die Außenwelt wird keine andere Wahl haben, als einen so zu akzeptieren (bzw. sogar durchzufüttern), wie man ist...fast alle Ängste, die man als "Außenseiter" in dieser Beziehung bewusst oder unbewusst aufbaut sind mit Sicherheit total unbegründet und nur ein evolutionäres Rudiment, das in der Schimpansenherde noch greift, im Sozialstaat allerdings nicht mehr. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass man auch keine Chancen hat, die Außenwelt zu verändern, wenn man nicht bereit ist, sich selbst anzupassen um zB die sozial akzeptierten Kanäle der Veränderung wie die Parteienpolitik nutzen zu können. Aber mit sich selbst kann man auf die Weise wohl schon ins Reine kommen (und dem Rest der Welt dann halt gezwungenermaßen den Mittelfinger entgegen strecken)...wobei die Selbstzweifel wohl mit der Zeit nachlassen.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 18:49


MAUS schrieb:
[QUOTE]Och... also ich fand Deinen Thread über Selbstmord (der kam direkt, nachdem ich mich hier angemeldet habe) alles andere als unbedeutend, dasmag natürlich eine persönlich bedingte Einschätzung sein[/QUOTE]

Kein Problem, hab mir das grade nochmal durchgelesen - von den Thesen, die ich damals vertreten hab, könnte ich heute eigentlich nichts mehr unterschreiben *g*

[QUOTE]aber wie das mit guten Dingen nunmal so ist, sie gehen vorbei, Scheiße hingegen schwimmt immer oben...[/QUOTE]

Jepp, damit hast du die tiefsinnige philosophische Lehre des Theradvata-Buddhismus kurz und prägnant formuliert.

[QUOTE]Na dann kann man Dich ja nur beglückwünschen, ich brauch den Selbstbetrug immer noch in regelmäßigen Abständen *seufz*[/QUOTE]
Mir gehen eben zur Zeit die Augen auf, dass ein Großteil meines gefühlten Leidens auch aus dem Selbstbetrug erwächst, aus diesem selbstverordneten Zwangsoptimismus, den ich eigentlich verachte, zum Überleben aber genau so sehr nötig habe, wie jeder andere. Dieses Bewusstsein ist vielleicht das eigentliche "Problem".

[QUOTE]Die Entrückung vom Leben würde ich bei mir halt als das Gefühl hier falsch zu sein bezeichnen, und das hab ich seit frühester Kindheit.Jep, ich denke auch, daß sich im Leiden selbst wohl tatsächlich alle genau mit diesen Zweifeln konfrontiert sehen...[/QUOTE]

Ja, aber irgendwie klappt es dann trotzdem nicht, sich zusammenzuschließen...hat man sich erst einmal entschieden, auch unter hohem Anpassungsdruck auf seine "Individualität" doer wie auch immer man das nennen mag, was wir hier hochhalten, zu pochen, nimmt die Kompatibilitätsrate zu anderen "Individuen" leider ganz schnell rapide ab.

[QUOTE]Also ne Alternative hab ich bis heute nicht gefunden, sonst würde es mir ja nicht immer wieder so dreckig gehen, aber mir hilft zumindestMusik in den akuten Phasen der depressiven Verstimmung ungemein,[/QUOTE]

Es gibt immer Menschen (lebende und tote) die ich bewundern kann, Gedanken, die mich mitreißen, Kunst, in die ich richtig hineinfallen kann...kurzfristig sind das natürlich immer gute Gründe für Sein und Bewusstsein...aber dann kehrt man wieder zurück in eine Wirklichkeit, die einfach nur grau und konturlos ist, genau wie die Menschen, die darin leben...und die Diskrepanz zu dem was sein könnte, spürt man dann nur umso stärker. Man kann seine Erwartungen, die man aus anderen Quellen als der Alltagswelt geschöpft hat, natürlich gnadenlos anwenden und auf Kollisionskurs mit der Außenwelt gehen, Totalverweigerung halt...aber seit Ina es so klar formuliert hat, bin ich mir noch sicherer, dass man sich dabei nur selbst verletzt...die graue Außenwelt ist stark genug, sie hat immer funktioniert und wird immer funktionieren...die direkte Anpassung an die Forderungen des Tages wird immer "funktionieren", bis zu dem Tag an dem sich alles aufgrund dieses reibungslosen Funktionierens letztendlich selbst auslöscht.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
Benway




Avatar


Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline

Motto: fire walk with me

[*] Verfasst am: 21.3.2007 um 18:51


Tzakahra, vieles von dem was du schreibst, kann ich unterschreiben.
Hab auch mal geglaubt, dass ich einfach nur einen Anlass von außen brauche. Aber denke mal je nachdem wie man aufgewachsen ist steckt diese Entrückung, diese Spaltung, dieses Wegwollen und doch Festklammern ganz schön tief.
Das wäre wirklich schlimm, wenn es sich dabei um ein angelerntes Schema handelt, aus dem man nicht mal herauskommt, wenn die äußeren Bedingungen es theoretisch zulassen würden. Ich muss tatsächlich zugeben: auf einer gewissen Ebene hab ich wohl auch Angst vor Menschen, die meiner Ansicht nach wirklich frei leben - die eigene Unzulänglichkeit tritt einem in solchen Momenten eben deutlicher vor Augen. Im eigenen kopf kann man sich viel zurechtlegen, auch einen Totalgegensatz "Ich-Die Anderen", der so eigentlich gar nicht existiert. Wobei es irgendwie auch einfach logisch ist, dass man eine Angst vor dem "Nicht-Genügen" entwickelt, wenn man von der Außenwelt ständig solche Rückmeldungen erhält...und sich damit natürlich weiter in die Außenseiterrolle drängen lässt bzw aktiv hineinwächst...ein sich selbst verstärkender Zyklus und am Ende steht meine "Persönlichkeit"...deprimierende Vorstellung.
Alle Beiträge des Benutzers ansehen PN-Nachricht an Benutzer
 Seiten:  1  2  3


  Gehe zum Anfang


[Abfragen: 19]
[PHP: 65.3% - SQL: 34.7%]