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Autor Betreff: Unity III - Besprechung
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[*] Verfasst am: 12.9.2006 um 03:36
Unity III - Besprechung



So, bevor ich anfange, mal das Werk von @Dian zu würdigen, will ich erstmal fragen, wer es denn bislang alles schon gelesen hat.
Und wer Lust hat, das mal genauer zu besprechen.
Wie, ist mir egal, ich gehe gerne in Kapitelform vor, aber man kann es auch anders machen.

Äußert Euch mal!


EDIT:
BITTE NICHT WEITERLESEN, WENN IHR DAS BUCH NOCH NICHT KENNT:
GANZ OHNE ANGABEN AUS DEM INHALT KANN MAN DAS WERK NICHT BESPRECHEN UND DAS BUCH IST EIGENTLICH ZU SCHÖN, ALS DASS MAN DA MIT VORWISSEN DES INHALTS RANGEHEN SOLLTE!
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 12.9.2006 um 09:04


Kapitelform?? Auweh, und mir was von Dogmatismus hinknallen :D

Ich hab das Ding ja gelesen, aber ich bin nicht sonderlich brauchbar für Buchbesprechungen, weil ich irgendwie immer meine, sowas verzerrt bloß die Nuancen und ein Buch spricht doch für sich. (Eine Ausnahme liegt da höchstens vor, wenn der Autor irgendeinen blöden Gedanken intellektuell einwickelt und einwickelt bis jeder meint, dieser verkünstelte Kram kann nur hochgenial sein, da bin ich gleich bereit, was von Überschuss an formalem Kram und Mangel an Substanz und Echtheit zu meckern, aber das trifft hier sicher nicht zu.)

"Bücher über Bücher" - sowas ist nicht mein Fall.

Aber, @Arne, wenn du was schreibst, werde ich vermutlich schon meinen Senf dazugeben.
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HëllRÆZØR




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Motto: Ground Zero - auf ein Neues!

[*] Verfasst am: 12.9.2006 um 18:39


Lesen werde ich's auf jeden Fall, die Frage ist nur wann...
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Seneca






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 13.9.2006 um 00:56


Ich hab die anderen Bücher gelesen und werde auch Unity III lesen. Aber erst wenn ich wieder neuen Toner für den Drucker hab.
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[*] Verfasst am: 13.9.2006 um 03:41


Wie, noch keiner außer @Maria und mir, die das ganz gelesen haben?

Schämt Euch! Allmählich verstehe ich den Frust von @Dian hier!
Gut, dass es mir meistens wurscht ist, ob man meine Ergüsse liest.

Naja, @Maria, ich finde das gesamte Werk etwas zu komplex, als das man es im Ganzen besprechen kann. Außerdem muss ich ja auch noch manchmal etwas arbeiten (morgen zwar erst um 16h, aber trotzdem wäre das ein zu endloser Text, wenn ich alles, was mir auffiel, versuchen würde, in einem runterzuschreiben.)

Und außerdem muss ich mir erstmal selber ein Bild darüber machen, was da eigentlich alles in dem Werk drin steht, um das alles zu verdauen.


Aber fangen wir ganz einfach mal mit der Form an:

Die Form unterscheidet sich meines Erachtens schon von den vorhergehenden Bücher von @Dian. @Dian hat hier jetzt eindeutig den reinen Filmstil seiner Erzählungen verlassen. Es ist zwar immer noch größtenteils Handlung, die auch als Film erzählbar wäre, aber die Handlungsstränge spielen in unterschiedlichen Zeiten.
Es scheint, als hätte @Dian mal Marcel Proust oder Thomas Mann gelesen, die auch die erzählte Zeit von der Erzählzeit trennten. Normalerweise mag ich das nicht immer. Bei Marcel Proust 13 Bände "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" fiel mir am Ende auch nur ein, dass man die verlorenen Zeit darin evtl. finden könnte, als man die 13 Bände las.
Das ist aber Gott sei Dank in dem Buch trotz seines Umfanges nicht der Fall. Es spielt von Zeiten vor der österreichischen Besatzung der spanischen Niederlande (leider fälschlicherweise dort Belgien schon im Buch genannt, so hieß das damals noch nicht) bis ins 22 . Jahrhundert.
Die Stränge der Geschichte, die in der Vergangenheit liegen, werden von den Protagonisten des Buches erzählt. Für die Zukunft gibt es einen kleinen Trick, der aber schon angedeutet wird direkt am Anfang des Buches, zumindest läßt der erste Prolog etwas erahnen.
@Dian schafft es auch da schon, dass man schlecht das Lesen unterbrechen kann, da die Spannungsbögen fast immer so gelegt sind, dass man am Ende eines Kapitel wissen will, wie es weitergeht. Da der Anfang gleich mit einem eher mystischen scheinenden Plot beginnt, ist man zumindest darauf erpicht, zu wissen, was da vorgeht.
Und eine ansatzweise Erklärung folgt auch gleich in Prolog zwei.
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quaid




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Motto: their law

[*] Verfasst am: 13.9.2006 um 16:48


bin noch dabei :/
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[*] Verfasst am: 14.9.2006 um 03:02


EDIT:
SO, AB HIER WIRKLICH NICHT MEHR WEITERLESEN, BEVOR DAS BUCH GELESEN WURDE!!!!


Ich würde eigentlich ganz gerne damit anfangen, zuerst mal die einzelnen Charaktere zu besprechen, die da auftauchen.
Denn diesmal hat @Dian nicht einen Erzähler, sondern eben mehrere Protagonisten.
Man kann sagen, es geht hauptsächlich
-um einen Jungen aus Ostdeutschland, Nikita.
-um einen oder zwei Jungen, die so ungefähr in der Zeit geboren wurden, in der auch die Hauptperson aus Unity II stammt, Markus und Benjamin.
-um Janosch (auch bekannt aus Unity II)
-um einen Jungen aus Vietnam, der wegen einer Kriegsverletzung in Deutschland ist.

Der interessanteste Charakter ist eigentlich Markus:
Markus ist mal ein Typ, der etwas anders drauf ist, als die Helden aus @Dians Bücher.
Der Typ gehört zwar auch zu den totalen Brutalos, die @Dian sonst auch gerne heroisiert hat, aber diesmal ist diese Brutalität eher eine Folge von einer Art Schizophrenie.
Ist zwar wissenschaftlich nicht ganz sauber, weil @Dian das so darstellt, als wäre diese Schizophrenie eine Folge von Kriegserlebnissen und Schizophrenie nunmal immer bis auf evtl. eine Pfropfschizophrenie (die aber mit Intelligenzdefekten einhergeht), eine endogene Ursache hat, also von außen nur wenig beeinflusst wird.
Aber gut, warum sollte jemand nicht auch Schizo werden unabhängig von seinen Kriegserlebnissen.

Klasse finde ich daran, dass es kaum Anzeichen während der Erzählung gibt bis zum Plot, dass Markus und der Nachkriegs - Janosch identisch sind. Ist zwar etwas aus Fight Club geklaut, aber dennoch genial..Das wäre natürlich in ´ner filmischen Umsetzung wunderbar krud gewesen, dass als zwei verschiedene Menschen darzustellen und die Übergänge so zu machen, dass noch mehr Hinweise kämen.

Insgesamt erscheint mir hier aber auch die Form der Schizophrenie nicht ganz angebracht, um das Problem darzustellen, was gezeigt wird.

Markus ist meines Erachtens eher so der Typ, der aus ganz normalen Verhältnissen kommt und erst durch den Tod seines besten Freundes Benjamin langsam in den Wahnsinn treibt.
So entstehen eben zwei Bilder, zum einen der Markus, der aus dem kleinbürgerlichen Elternhaus kommt und eigentlich nicht viel mit Widerstand gegen die Nazizeit am Hut hat und der Markus - Janosch, der einen unerbittlichen Hass auf die Menschheit mit sich trägt.

Aber da hat @Dian was ganz geniales gemacht:
Die Lösung, dass unterschiedliche Charaktere in ihm wohnen, wird dadurch aufgebrochen, dass er sich bei einem Besuch in seinem früheren Leben, bei den Eltern eben, an die Zeiten mit Benjamin zurückerinnert und dabei Markus auffällt, dass er wahrscheinlich viel mehr für seinen Freund empfand, als einfach nur Freundschaft. Dass da auch sexuelle Gründe eine Rolle spielen könnten. Erst nachdem ihm das klar geworden war, ist er in der Lage, seinen zweiten Charakter, der den gesamten Hass auf die Menschheit repräsentiert, aufzugeben.
Die Szene, wo er sich an diese Zuneigung für Benjamin erinnert, ist auch genial geschrieben.
Man könnte das also so interpretieren, dass da die Unterdrückung sexueller Gefühle, die nicht der Norm entsprachen, zu einem unglaublichen Hass führten.

Markus scheint auch bis zum Ende seines Lebens keine großartigen Kontakte zu Frauen zu unterhalten, wird sogar von der Gegenseite als perverser Pädo bezeichnet, allerdings wird auch das Verhältnis, was zwischen den dreien besteht, nie so ganz erläutert. Da bleibt dem Leser auch ´ne Menge Spielraum für die eigene Phantasie.

Ich weiss nicht, ob ich da mit der Sexualität das alles als zu hoch mal wieder bewerte, aber diese Interpretationsmöglichkeit erscheint mir am einleuchtendsten.

Oder hat wer andere Ideen?
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 14.9.2006 um 09:54


Mann, Arne, verrat doch gleich alles, dann muss es gar niemand mehr lesen.
Tja, ich wäre für unkonkretes, strukturloses Rumschwallen gewesen - zumindest so lange, bis ne ordentliche Anzahl hier das Buch gelesen hat.
Aber das bringts ja auch nicht.

Bloß eins: Was mir am meisten an dem Buch aufgefallen ist, ist die im Vergleich zu Unity 1 und 2 arge Abkehr vom Idealismus, in diesen Büchern war alles klar (in U2 war es mir persönlich schon deutlich zu klar) aber hier ist gar nichts mehr klar. Eigentlich widerlegt sich da alles gegenseitig. Die Gegenwelt widerlegt die Welt, die Geschichte widerlegt die Gegenwelt und tieferlegende Strukturen widerlegen die Geschichte... Und trotzdem steckt da Kraft drin, sie liegt in der Sehnsucht und in der Intensität des Traumes und selbst die hoffnungslosesten Kreaturen da drin sind nicht irgendwie verzweifelt, sondern dämonische Zerstörer. Sie sind der folgerichtige Endpunkt und trotzdem sind sie die Stärksten von allen, und letztlich gibt es nur eins, das sie und die Welt und alles sonst ignoriert und das ist die Freundschaft. Doch selbst die bleibt nur in Gedanken ewig (und Gedanken können sich ändern).
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[*] Verfasst am: 15.9.2006 um 03:17


Also, erstmal:
Hast insofern Recht, als ich jetzt gleich erstmal den ersten Beitrag editiere und dabei schreibe, dass die Leute erstmal das Buch lesen sollen und dann hier weiterlesen sollen.
Ich bin zwar so blöd, und würde sowieso nicht erst ´ne Rezension lesen, bevor ich das Buch nicht ausgelesen habe, aber evtl. kommen ja Gäste dadurch auf den Geschmack.

Zum zweiten fällt mir auf, dass hier wirklich der Begriff "Sehnsucht" grandios ist.
Genau das ist es vor allen Dingen, was aus dem Buch spricht.

Wenn wir erstmal noch ein paar Takte besser rumschwallen, bevor wir weiter in die Einzelheiten der Charaktere gehen, dann würde ich schon sagen, dass dieser Begriff das wirklich trifft.

Fragt sich aber natürlich: Sehnsucht wonach?
Meinst Du wirklich, es ist nur die Sehnsucht nach der unendlichen Freundschaft oder Liebe, die dahinter steckt?
Es ist zumindest das einzige, was @Dian nicht widerlegt in seinem Buch, das stimmt.
In einer der Dimensionen kommt er ja sogar genau darauf zurück (Epilog I).
Wobei Epilog II schon wieder das auch etwas wiederlegt, weil Yaominh ja faktisch in seiner Dimension alleine bleibt und trotzdem einen Weg findet, was zumindest angenommen werden kann am Ende.

Man könnte es, so gesehen, auch ein sehr nihilistisches Werk nennen, weil eigentlich alles schief geht, so gesehen.
Wie Du schon geschrieben hast, der schöne Traum der Gegenwelt geht in an den Realitäten einer grausamen Umwelt zugrunde. Der Wiederaufbau hält nur so lange an, wie faktisch eine Rache der normalen und der finsteren Welt droht für die Verfehlungen aus der Vergangenheit.
Wobei ich dennoch denke, dass das Ende des Epilogs I das schönste ist, was @Dian jemals geschrieben hat. Schön auch, dass trotz allem, der Leser nicht weiss, ob das jetzt die Realität ist, oder doch das, was vorher stattfand die Realität bleibt.
Aber ich hab´das ja selber gerade erst erlebt, wie angenehm das ist, wenn man auf einmal wieder in den Wurzeln seiner Vergangenheit was findet, wo man sagen kann, das ist es damals eigentlich gewesen und das wird es sein für jetzt und für alle Ewigkeit.

Dennoch oder auch gerade deshalb hätte ich zumindest Yaominh und Nikita ein Ende a la Philemon und Baukis gewünscht. Und auch Markus und Benjamin. Der Epilog fehlt mir, wie die sich wiedertreffen.
Am besten in ihrer Jugend, wo sie dann alles mal so machen, wie es ihnen später bewusst wird, was sie eigentlich alles miteinander unternehmen können anstatt die großen Widerstandskämpfer zu werden. (Obwohl, das wohl etwas zu politisch inkorrekt gewesen wäre!)
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 17.9.2006 um 18:10


Zitat

Fragt sich aber natürlich: Sehnsucht wonach?
Meinst Du wirklich, es ist nur die Sehnsucht nach der unendlichen Freundschaft oder Liebe, die dahinter steckt?


Ach mei, was sind konkrete Sehnsüchte schon wert :D
Die Welt ist ein Geheimnis und was soll man suchen und wonach soll man sich sehnen wenn nicht nach dem unbekannten Gott - nach etwas, das in ihr liegt und das alles verspricht, ohne die Gewissheit oder selbst die Hoffnung, dass es sich jemals offenbart...
- na gut, in so einer "Interpretation" ist wahrscheinlich mehr von den eigenen Hirngespinsten drin als vom Text.

Konkret und halbwegs auf dem Boden der Tatsachen würde ich sagen, es ist nur die Sehnsucht nach einem richtigen, gelungenen, realen Leben. Die hatte doch jeder mal, aber die meisten geben sie auf, wenn sie in die Mühlen dieses Schwachsinns geraten, den wir zu unserem Alltag gemacht haben. Bizarrerweise sind die verdammt mächtig und irgendwann beschränken sich die meisten darauf, ihr Leben zu "managen" - unter Zeitdruck, mit Terminkalender, tollen Plänen und und ach so vielen ach so wichtigen Verpflichtungen. Ganz zu schweigen von dem ach so wichtigen Job, dem Gott schlechthin, wo man Denk- und Verhaltensregeln befolgt, gegen die der kumulierte Schwachsinn aus sämtlichen sog. Heiligen Büchern gar nix ist.
Wie gesagt, irgendwann führen sie ihr Leben und haben keins mehr - jedenfalls nichts Richtiges, Eigenes, nur noch ein bizarres Spiel mit bizarren Regeln, in dem sie (wohl zu ihrem Glück) zu tief drinstecken, um seinen Wahnsinn noch zu empfinden.

Die Sehnsucht nach etwas anderem - nach etwas Realerem - sollte eigentlich das Selbstverständlichste überhaupt sein, dass wir sie hier überhaupt feststellen müssen, ist schon eine weitere Seltsamkeit.


Zitat
Schön auch, dass trotz allem, der Leser nicht weiss, ob das jetzt die Realität ist, oder doch das, was vorher stattfand die Realität bleibt.


Das fand ich eigentlich ziemlich klar: "real" ist beides, aber wenn du mit "Realität" gerade diese Realität meinst, in der wir hier gerade drinstecken, so ist diese ganz offensichtlich nicht identisch mit der, in der der größte Teil der Geschichte spielt, weil "hier" im Herbst 93 nicht diese einschneidenden Ereignisse stattfanden.



Zitat
Der Epilog fehlt mir, wie die sich wiedertreffen.
Am besten in ihrer Jugend, wo sie dann alles mal so machen, wie es ihnen später bewusst wird, was sie eigentlich alles miteinander unternehmen können anstatt die großen Widerstandskämpfer zu werden. (Obwohl, das wohl etwas zu politisch inkorrekt gewesen wäre!)


Ich glaube nicht, dass das so geklappt hätte. Da war doch nichts politisch Motiviertes, die hatten ja nicht darauf hingearbeitet, die großen Widerstandskämpfer zu werden, sondern wurden schon durch ihr relativ wenig unangepasstes Verhalten da reingezogen. Benja insbesondere, der zu Hause nimmer bleiben konnte und Markus dann halt auch. Wenn die jetzt ihre anarchistischen und sonstigen Neigungen voll ausgelebt hätten, hätte die Katastrophe erst recht nicht ausbleiben können (wenn ich die Logik der Geschichte recht verstanden habe) die Konfrontation mit der Welt der anderen wäre erst recht unausweichlich geworden.
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[*] Verfasst am: 18.9.2006 um 02:59


Also, beim letzteren weiss ich nicht so recht, @Maria.
Wenn die beiden jetzt einfach nur ein schwules Liebespärchen hatten werden wollen ohne politischen Anspruch, hätten die das doch auch hinbekommen. Letztendlich sagen doch die beiden Epiloge aus, dass es wichtigeres gibt als immer den politischen Anspruch zu besitzen, den ideologischen korrekten Weg zu gehen.
Man kann eben auch ohne Gegenwelt und ohne Gewalt etwas aus seinem Leben machen.

Insofern ist das mit den Sehnsüchten doch auch relativ offen gelassen. Jeder sucht zwar was (in Epilog II mit Yaominh besonders deutlich.), aber man findet auch was im Kleinen, wie Nikita und Yaominh (der echte?) im Epilog I.

Und wenn das alles nur ein Traum gewesen wäre, dann müsstest Du allerdings den Sinn von Epilog II mal erklären, @Maria! Das passt dann nämlich überhaupt nicht.
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 18.9.2006 um 09:21


Fröhliches, freies, anarchistisches Schwulenpärchen 1943 bei der HJ - naja.

Zitat
Letztendlich sagen doch die beiden Epiloge aus, dass es wichtigeres gibt als immer den politischen Anspruch zu besitzen, den ideologischen korrekten Weg zu gehen.


Interpretierst du das echt so, dass die aus dem Grund zur Gegenwelt gehen wollten, weil sie die politischen Argumente und die Ideologie so überzeugt haben? Also ich hab das so verstanden, dass die einfach nur so leben wollten, wie es ihnen gefällt und dass sich immer mehr herauskritallisiert hat, wie schwierig das in der normalen Welt wird. Da wären sie vielleicht sogar noch an der Front gelandet, zumindest hätten sie einen großen Teil ihrer Freiheit aufgeben und sich einfügen müssen, früher oder später, "just a question of time".
Um das abzulehnen, braucht man doch kein ideologisches Konstrukt, keine politischen Argumente. Eigentlich wollten sie doch bloß Spaß haben. Und wenn sie in diesem letzten Sommer noch die letzten Konventionen überwunden und fröhlich miteinander rumgefickt hätten, hätte das am Lauf der Geschichte doch auch nix mehr geändert.
Hätten sie nach der Zerschlagung der Gegenwelt da im Wald bleiben, ein paar Hüttchen wieder aufbauen und da zu zweit leben sollen? Oder einfach wieder heimgehen? Vielleicht wäre das vernünftiger gewesen, aber die impulsive Reaktion war eben, sinnlos einfach irgendetwas tun zu wollen - und dann steckten sie drin.


Zitat
Und wenn das alles nur ein Traum gewesen wäre, dann müsstest Du allerdings den Sinn von Epilog II mal erklären, @Maria! Das passt dann nämlich überhaupt nicht.


Doch, sicher. Das ist ja eben kein Traum gewesen. Die Geschichte geht davon aus, dass es parallele Realitäten gibt und zwar nicht metaphorisch, sondern ganz konkret. Und in diesen ungeheuer vielen Welten gibt es auch uns ungeheuer oft - ob das nun Seelenwanderung oder einfach Zufall ist, der alles in beliebigen Variationen hervorbringt, wenn er nur genug Zeit und Platz dazu hat, ist ja erstmal egal.
Wir stecken hier in einer bestimmten Realität fest und die anderen sind unerreichbar. Doch in der Realität, in der die Geschichte spielt (und die mit unserer bis 93 fast identisch ist), hat eben jemand einen Weg gefunden, das zu ändern. Yaominh ist in dieser Zukunftswelt gelandet und Nikita in unserer - oder eben einer, die unserer sehr ähnlich sieht. Klar fragt er sich, ob nicht alles nur ein Traum war - er hat ja nicht die Informationen, die wir mit Epilog 2 haben, der eben zeigt, dass es nicht so ist.
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[*] Verfasst am: 19.9.2006 um 02:45


Naja, ich interpretiere das mal eher so, dass eben auch der Epilog I aussagt, dass man alles zu seiner Zeit machen sollte.
Widerstand dann, wenn er sinnvoll ist. Und Leben dann, wenn es sinnvoll ist.
Wobei Du jetzt natürlich sofort gegen das Wort "sinnvoll" wettern wirst, @Maria, weil das ja nun so gar nicht in Dein Weltbild passt. Stimmt´s?:D
Ob es nun wirklich eine Aussage ist, dass man eher zufällig in ein aufregendes Leben reinrutscht (oder anders ausgedrückt in ein erfülltes, denn das meine ich hier mit "sinnvoll"!), weiss ich nicht, aber das ist eben an diesem Roman mal das Schöne, dass @Dian das auch selber offen lässt.

Letztendlich ist der Leser am Ende nicht klüger als @Dian selbst, habe ich den Eindruck, und jeder muss sich selbst auf die Suche nach seiner Rolle in der Welt und Gegenwelt machen.

Insofern bin ich mir da auch nicht ganz sicher, ob es so einfach ist, jetzt zu sage, es gäbe da eine andere Realität als die unsere.
Letztendlich macht @Dian da ein Spielchen, dass ich schon aus "Star Trek" - Folgen kenne. Er spielt mit seinen Akteuren, denn ER ist der Autor, der Realitäten erschaffen kann. Bei "Star Trek" wird diese Rolle zumeist von Q übernommen, der auch den Filmautor repräsentiert, der letztendlich alles machen kann, was er will, mit den Figuren, auch völlig andere Realitäten schaffen kann.
Und mit dieser Form spielt hier Dian. Der Yaominh aus Epilog I ist ja nicht der gleiche aus Epilog II.
Und dennoch zeigt er für die beiden eine Perspektive auf, die durchaus gangbar ist.

Mir fällt noch eine interessante Komponente ein, die @Dian vielleicht gar nicht bedacht hat.
Markus und Benjamin sind relativ furchtlos in ihrem Vorgehen, was Markus dann nach dem Krieg als Janosch ja noch bis zu Geht - nicht - mehr fortführt.
Mir fiel dabei ein, dass letztendich das auch sogar ´ne Parabel zu dem Menschenbild der Nazis darstellt, dass damals vermittelt wurde.
In den germanischen Heldensagen, auf die die Nazis ja nun auch ziemlich standen, war der Held, Siegfried, stets furchtlos bis sogar dumm zu nennen in seiner Furchtlosigkeit. Nichts anderes trifft zuerst Benjamin, später Markus, der sich allerdings nur selbst in seiner Schizophrenie verstrickt.
Beide eifern in ihrer Kompromißlosigkeit eigentlich einem Nazi - Ideal nach.
Zumindest ist es durch die beiden versöhnlichen Enden so geschrieben, dass man eben dieses Nazi-Ideal nicht unbedingt als einzige Möglichkeit auffassen muss.
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Ina






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[*] Verfasst am: 19.9.2006 um 09:03


Zitat

Widerstand dann, wenn er sinnvoll ist. Und Leben dann, wenn es sinnvoll ist.
Wobei Du jetzt natürlich sofort gegen das Wort "sinnvoll" wettern wirst, @Maria, weil das ja nun so gar nicht in Dein Weltbild passt. Stimmt´s?


He, ich habe durchaus ein Konzept von "sinnvoll", irgendwie, irgendwo.
Aber wenn man mich mit diesem Begriff nerven will oder irgendwie planlos über irgendwas herumurteilt (das man vielleicht nichtmal versteht) lass ich halt ganz gerne raushängen, dass das so einfach nicht ist ;)


Zitat
Letztendlich macht @Dian da ein Spielchen, dass ich schon aus "Star Trek" - Folgen kenne. Er spielt mit seinen Akteuren, denn ER ist der Autor, der Realitäten erschaffen kann.


Klar, mit dieser Voraussetzung macht alles und jedes Sinn, diese Theorie erklärt in jeder Geschichte alles.
Aber ich glaube nicht, dass es letztlich darum geht, dem Leser auf die Nase zu binden, dass das alles nur eine Geschichte ist mit Dian in der Rolle des sadistischen Gottes.


Zitat
In den germanischen Heldensagen, auf die die Nazis ja nun auch ziemlich standen, war der Held, Siegfried, stets furchtlos bis sogar dumm zu nennen in seiner Furchtlosigkeit. Nichts anderes trifft zuerst Benjamin, später Markus, der sich allerdings nur selbst in seiner Schizophrenie verstrickt.
Beide eifern in ihrer Kompromißlosigkeit eigentlich einem Nazi - Ideal nach


Also diese Logik kommt mir jetzt krud vor.
Darf man jetzt nimmer furchtlos sein wollen, weil die Nazis gerne furchtlos gewesen wären und man damit jetzt einem "Nazi-Ideal" nacheifert??
Die Nazis haben dieses Ideal des starken, furchtlosen, kompromisslosen Helden ziemlich übel pervertiert, aber bloß weil man ein Ideal pervertieren kann, ist es doch noch lange nicht an sich schlecht.
Was kann man denn nicht pervertieren? Da blieben höchstens irgendwelche Erbärmlichkeiten übrig, die zu jämmerlich sind, um eine dunkle Seite zu haben.
"Seid furchtlos" steht doch schon in der Bibel, oder? D.h. die eifern auch irgendsoeinem Bibel-Ideal nach - KLEINBÜRGER :D
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[*] Verfasst am: 20.9.2006 um 02:53


Nä nä, da hast Du mich jetzt missverstanden, @Maria!
Dass das ´n Nazi - Ideal war oder ist, ist eben gar keine Kritik, sondern nur ´ne Feststellung. Da wäre ich als alter Richard-Wagner-Fan auch reichlich bescheuert, wenn ich das so einfach als Kritik sehen würde.
Ich les´ja auch gerne Bücher von Martin Walser, obwohl der politisch auch nur Scheiße labert, die in die Richtung geht. Oder frag´mal @Lonewolf oder @nightrainmonk, die sind absolute Ernst Jünger - Fans.
Irgendwas müssen die Nazis ja auch faszinierendes an sich gehabt haben, sonst wären die ja nicht so beliebt gewesen bei all dem Scheiß, den die sonst noch so bauten.
Das wäre ja genauso ´n Blödsinn, wie die blöde Rumheulerei gerade mal wieder in Deutschland, weil die NPD mal wieder in irgend so´n komischen Ostlandtag eingezogen ist.
Wovor haben die Leute denn Angst bei denen?
Dass die ´n Angriffskrieg führen gegen das Völkerrecht?
Das hat Rotgrün schon 1999 im Kosovo gemacht.
(Die Szene, wo der Alte der Engelskinder von Völkermorden auf dem Balkan spricht, ist auch imo die einzige Szene wo @Dian etwas politisch inkorrekt wird, weil man das kaum Völkermord nennen kann, wenn man gerade das damit verglecht, was in der Nazizeit abging!)
Dass die Rassismus verbreiten?
Hat rotgrün auch schon 2002 im Wahlkampf mit dem Antiamerikanismus hinbekommen.
Dass die antisemitisch werden?
Dass macht die ganze Presse gerade in Form des Antizionismus gegen Israel.
Das Pack, was sich heute über Nazis aufregt, denkt noch immer in den gleichen Kategorien wie die.
Und verwerflich an den Nazis ist eben gewesen, dass sie Menschen immer nur in Gruppen sehen (die Arier, die Juden, die Amerikaner etc.) und nie als Individuen.

Bei der Heldensage von Siegfried war es aber nicht so, weil der eben ein Individuum war. Zwar imo ein reichlich blödes manchmal, aber das ist schon korrekt., dass man sowas auch als einzelner Mensch mal in den Vordergrund rücken kann.
Nur, wenn man daraus, den Prototyp des "Ariers" machen will mit den drei Bs(Blond, blauäugig und blöd!), dann wird die Sage wieder zu einem Nazischeiß umfunktioniert.


Und nochmal zu der Sache mit den Autorenspässkens, die man haben kann, wenn man seine Personen in eine andere Realität setzt.
Den Spaß und diese Macht hat ja nicht nur der Autor. Wir als Leser sind ja auch nicht weniger herrschsüchtig denen gegenüber.
Wenn wir das Buch zuschlagen oder den PC abstellen, dann sterben die einfach für uns erstmal und stehen dann wieder auf, wenn wir weiterlesen wollen.
Das ist hier auch, denke ich, ´ne absichtliche oder unabsichtliche Andeutung auf das, was wir hier in der virtuellen Welt machen. Letztendlich komme ich spätabends in Netz nach der Arbeit und Du liest das dann morgens früh oder so, und dann ist das in dem Moment für Dich reell, obwohl ich das schon vor viel längerer Zeit an einem anderen Ort, zur einer anderen Zeit etc. geschrieben habe.
Und auf alle Bücher oder ähnliches kann man das nicht so leicht übertragen, weil die meisten Autoren eher versuchen, ihre Akteure in einer möglichst eindimensionalen Realität auftreten zu lassen. Ich glaube nicht, dass man einfach so auf die Idee kommt, seine Akteure in ganz unterschiedlichen Realitäten rein zu versetzen.

Darüber hatte ich mich schon mal mit @Dian unterhalten, als es um Unity I ging. Der Thread müsste auch noch hier irgendwo stecken.
Da fand ich das nämlich eher etwas doof, dass der dort das Ende dann wieder so hinbiegt, dass die ganze Schlacht da mit den Eltern nur ein Traum war und es dem Leser nicht überlassen bleibt, ob es Realität war oder Phantasie.

Da gefallen mir die Enden hier viel besser, bleiben rätselhafter.

Und gleichzeitig ist genug drin, was auch offen bleibt.
Z.B.:
Wie interpretierst Du das denn, dass kurzfristig Yaominh als drogenabhängig dargestellt wird und das ganze dann nicht weiter erläutert wird?
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Ina






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[*] Verfasst am: 20.9.2006 um 09:47


Zitat
Nä nä, da hast Du mich jetzt missverstanden, @Maria!


Na dann bin ich ja froh.
Und was das Geheule um rechte Parteien angeht - als Österreicherin ist man da eh abgestumpft...
Mich schockiert da höchstens die Dummheit des Volkes, das diese linearen Parolen als überzeugend empfindet.
Aber diese Dummheit ist ja nix Neues und Unerwartetes.


Zitat
Wie interpretierst Du das denn, dass kurzfristig Yaominh als drogenabhängig dargestellt wird und das ganze dann nicht weiter erläutert wird?


Na dass er halt drogenabhängig ist.
Es wird ja schon am Anfang erwähnt, dass er Morphium gegen die Schmerzen gekriegt hat, süchtig geworden ist und sie dann diese Abhängigkeit nicht in den Griff bekommen haben.
Insgesamt taucht Yaominh ja nur so 9 Stunden lang auf, deshalb kommt das nur so kurz vor.
In der Epilog-1-Realität haben sie ihn dann halt irgendwie doch von seiner Sucht kuriert - oder er kriegt seinen Stoff brav auf Rezept vom Doktor - und in Epilog 2, naja, da weiß man es jetzt nicht, aber in seiner Stellung dort wird er keine Probleme haben, an das Zeug zu kommen.
Die Dinge sind hier eben nimmer so eindeutig, der menschenfreundliche Markus massakriert Leute, wenn er irre wird, Nikita wird in Epilog 2 ein doofer Lemming und Yaominh, der strahlende Comicheld, ist ein Junkie.


Noch zu der Sache mit den vielen Welten, wenn das nur so eine Autorenspielerei sein soll, wie ist das dann mit dieser Maschine, die der Professor erfunden hat? Ist das in deiner Interpretation nun wirklich bloß eine Waffe, die alle einfach umbringt?
Es macht halt insgesamt Sinn, wenn man annimmt, dass dieses Ding die Leute wirklich in andere Realitäten katapultiert. Es wird ja auch öfter irgendwas geredet von vielen Dimensionen und wie unbedeutend deshalb eine einzige davon ist.
Klar, so wie du das erklärst, kann man das natürlich ebensogut plausibel machen, wie gesagt, mit "der Autor hat sich einen Spaß erlaubt" kann man alles in einem Buch erklären.
Ich weiß auch nicht, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, diesen Punkt so in Frage zu stellen wie du, ich fand das eigentlich ziemlich klar.
Aber das kommt vermutlich davon, dass in so populärwissenschaftlichen Büchern spätestens ab Seite 100 immer irgendwelche ungeheuer vielen Paralleluniversen auftauchen und ich somit früh an diesen Gedanken gewöhnt wurde ;)
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[*] Verfasst am: 21.9.2006 um 04:26


Yaominh als Junkie.
Der tolle hochgelobte, von @Dian schon bewundernd beschriebene Yaominh als Junkie.
Hm, könnte was dran sein.

Wo stand das denn mit der Morphinabhängigkeit? Das hab´ich irgendwie überlesen.

Also, nur um das mal vorwegzunehmen:
Mich haben die ja auch oft genug mit Morphium vollgepumpt. Erstmal nutzt das Zeug nach ´ner Weile nix mehr, wenn man wirklich Schmerzen hat und nach dem KH (ich war ja auch mal fast ´n Jahr lang drin, manchmal mit sechs Ampullen Morphium täglich) bin ich danach rausgegangen und war nur froh, dass ich das Zeugs nicht mehr brauchte. Weiss ich gar nicht, ob man davon wirklich abhängig werden kann. Ich bekam das zwar meistens über den Tropf, wenn man das pur in die Venen gespritzt bekommt (hatte ich immer auf der Intensiv), dann ist das wirklich ziemlich heavy, so ungefähr wie die Junkies auch ihren Heroin - Trip beschreiben mit Warm und Kalt und irgendetwas sonderbar unbeschreiblichen. Aber irgendwie nicht angenehm imo.
Vor allen Dingen merkte ich recht bald, dass das Zeug total launisch macht. Mal himmelhochjauchzend, mal tief depressiv. Das nervte mich ziemlich schnell.
Also, für mich war das nix. Ich steh´wohl nur auf Drogen, die man oral zu sich nehmen kann, vorzugsweise rauchend! Und außerdem fängt man bei so ´ner Dosis von 6 Ampullen am Tag auch mal an zu kotzen, weil man dann nix essen oder trinken kann. (War bei mir egal, durfte ich eh nicht, aber als ich später das Trinken wieder probieren sollte, und ich noch das Zeugs bekam, merkte ich das dann.)

Insofern halte ich die Theorie, dass man von dem Zeugs abhängig werden kann, wenn man das im KH bekommt eher für unwahrscheinlich, aber sei´s drum. Reagiert auch evtl. jeder anders drauf.

So, wenn Yaominh gar nicht so perfekt ist, dann deutet das schon darauf hin, dass sich @Dian wohl wirklich weiter gegen den Supermann, der alles perfekt macht, wehrt. Das zieht sich in diesem Falle ja auch fast durchs ganze Buch. Nikita kommt da noch am besten weg.
Naja, das ist ja hoffnungsvoll, denn letztendlich ist es ja auch das, was wir @Dian bei seinem Ausstieg hier noch gesagt haben, dass seine Ansprüche evtl. manchmal etwas hoch an die Menschen in seiner Umgebung sind, und das scheint er ja dann schon vorweggenommen zu haben durch die etwas unperfekte Darstellung seiner Helden diesmal.

Wobei mir bei Yaominh noch auffällt, dass insbesondere in den späteren Kapitel öfters auf seine soziale Herkunft hingewiesen wird. Dass er natürlich als jemand aus einem doch etwas unterentwickelteren Land nicht ganz so auf Rosen gebettet war, wird gegen Ende imo immer mehr dargestellt.

Nochmal zu der Realitätenverschiebung.
Also, ich bin da eher eigentlich Fan von realistischen Sachen.
Ich mag zwar Geschichten, wo Menschen unrealistisch handeln, aber es muss zumeist auch einen Punkt geben, der dies noch in dieser Realität möglich macht.
Diese Maschine erscheint mir ziemlicher Humbug, den @Dian eben erfunden hat, um dieses Spielchen treiben zu können. Wenn es hyperreelle Realitäten gibt, dann können wir sie zumindest doch nie erreichen. Das ist Fantasy. Liegt mir nicht ganz so.

Persönlich hätte ich das wohl eher so gemacht, dass ich eher Markus wieder mit dieser Maschine konfrontiert hätte, der dadurch Benjamin wiedertrifft, und damit darauf angespielt, dass auch diese Maschine nur ein Teil seiner krankhaften Wahnideen war, die man eben auch bei seiner schizophrenen Ader zu Janosch hin sehen konnte. Eben ein Vehikel eines wahnsinnig werdenden, der sich damit aus der Realität entfernen möchte.

Aber mal kurz dazwischen:

EYY, HABEN BISLANG IMMER NOCH NUR @MARIA UND ICH DAS GELESEN, IHR HIRNIS???
Mann, dann versteh´ich aber auch @Dian, dass der sich hier mal zurückgezogen hat!:50:
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Ina






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[*] Verfasst am: 21.9.2006 um 09:48


Zitat
Wo stand das denn mit der Morphinabhängigkeit? Das hab´ich irgendwie überlesen.


Das wird in Kapitel 2 bei der ersten Beschreibung Yaominhs ziemlich bald erwähnt.


Zitat
So, wenn Yaominh gar nicht so perfekt ist, dann deutet das schon darauf hin, dass sich @Dian wohl wirklich weiter gegen den Supermann, der alles perfekt macht, wehrt.


Perfekt, unperfekt..., sagen wir so, innerhalb irgendeines abartigen Konzepts könnte es durchaus zur Perfektion beitragen, ein Junkie zu sein :D

Zitat
Nikita kommt da noch am besten weg.


Man könnte auch das Gegenteil behaupten, weil der ein doofer Lemming wird, was innerhalb dieses abartigen Konzepts durchaus das Allermieseste sein könnte.


Zitat

Ich mag zwar Geschichten, wo Menschen unrealistisch handeln, aber es muss zumeist auch einen Punkt geben, der dies noch in dieser Realität möglich macht.
Diese Maschine erscheint mir ziemlicher Humbug, den @Dian eben erfunden hat, um dieses Spielchen treiben zu können. Wenn es hyperreelle Realitäten gibt, dann können wir sie zumindest doch nie erreichen. Das ist Fantasy.



Nicht unbedingt.
Hmm, ich muss jetzt ziemlich das Schwallen anfangen, um das zu erläutern.

Irgendwelche Wurmlöcher zwischen irgendwelchen Universen könnten wenigstens theoretisch schon möglich sein.
Unendlich viele Universen könnten aufeinanderliegen wie "zweidimensionale Blätter auf einem Stapel" - bloß dass die Blätter keine Dicke haben und somit beliebig nahe beieinander liegen können (erinnerst du dich an die "0*unendlich=1"-Geometriediskussion, die du verlinkt hast? Das war sowas ähnliches, nur noch 2 Dimensionen tiefer. Wir hingegen bräuchten das jetzt ein paar Dimensionen höher, was wir uns freilich nicht vorstellen können.)
Die nächsten Universen könnten näher bei dir sein als dein Computerbildschirm, aber eben in einer Richtung liegen, für die wir keinen Namen haben, die für uns unzugänglich ist und in der wir auch keine Kräfte spüren (Gravitation etc.), weil diese Kräfte eben nur dreidimensional wirken (oder meinetwegen auch 11-dimensional, wenn das irgendwelche Stringtheoretiker wollen - ist ja für das Prinzip egal).

Wir haben oben-unten, vorne-hinten, links-rechts. Drei Richtungen im dreidimensionalen Raum.
Die unbekannte Richtung, von der ich hier spreche, würde senkrecht auf all diesen drei Richtungen stehen... du siehst, für unser Verständnis klappt das nicht, aber das heißt nur, dass wir eben in unseren drei Dimensionen hier eingesperrt sind, so wie dein zweidimensionaler Schatten sich nicht vom Boden (oder halt sonst vom Untergrund, wenn du deinen Schatten z.B. an eine Wand wirfst) erheben kann.
Mathematisch denkbar wären beliebig viele solche Richtungen, die auf unseren drei und auch aufeinander immer senkrecht stehen - man kann mit sowas rechnen, man kann sagen, wieviele Ecken ein 11-Dimensionaler Würfel hat (es sind 2048 ;) ) oder eine Formel für das Volumen einer 20-dimensionalen Kugel angeben (die zu berechnen du mich jetzt aber bitte nicht nötigst), etc.

Wer sagt, dass nicht irgendeine kosmologische Anomalie diese "Blätter" nicht doch miteinander verbinden könnte?
Ich habe keine Ahnung von Einsteinschen Feldgleichungen, drum kann ich das jetzt nicht genauer sagen. Aber dein "Punkt, der dies noch in dieser Realität möglich macht", ist somit da.
Wirklich unrealistisch erscheinen mir da höchstens die Details ("Strahlenkanone", die Art wie das abläuft etc.), aber die sind ja nicht das Entscheidende.
Man muss bedenken, dass wir uns nach dieser Interpreation in einem anderen Universum befinden. Und wenn es so ungeheuer viele Universen gibt, dass "irgendwo" "irgendwann" so ziemlich alles passiert, dann erfindet eben ein Genie auch mal 1943 eine hochtechnologische Maschine, die woanders erst Jahrhunderte später entdeckt wird.

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die "Feinabstimmung" des Universums auf 10 hoch 52 passiert ist, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass aus "irgendeinem unfestgelegten Anfangszustand" unser Universum rauskommt, ist 1 zu 10 hoch 52. Wenn irgendwelche physikalische Konstanten nur leicht andere Werte hätten, wäre das alles hier nicht möglich, man hätte nur ein Meer von Strahlung, die sich nicht verklumpen und somit keine Strukturen bilden kann, oder sonst eine homogene Suppe, in der nix passiert, oder bloß einen Haufen schwarze Löcher, die halt im leeren Raum rumfliegen etc.
Was macht man aus dieser Information?
Klar kann dies der ungeheure, kosmische Zufall sein, aber bei 1 zu 10 hoch 52... Wir wissen auch nicht, wie das Universum wirklich funktioniert, es könnte alles ganz anders sein, unzugänglich anders - aber ich komme jetzt man mit den beiden in meinen Augen vernünftigsten Lösungen:
1. Man nimmt ein "höheres Wesen" (Gott, Programmierer) an, der die Regler richtig eingestellt hat
2. Man nimmt an, dass es genügend Versuche gab. Wenn es z.B. 10 hoch 1000 Universen gäbe, wäre klar, dass so ca. 10 hoch 948 mal ein Universum rauskommt, das unserem ähnlich sieht. Und wenn sich "nur" eine Milliarde mal die Geschichte darin so abspielt, wie bei uns bis 1943, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass in einer dieser Welten schon zu dieser Zeit jemand die ungeheure Entdeckung dieser Maschine macht.

Was ich nur sagen will: lässt man sich auf diese Interpretation ein, so ist sie so weit ich das sehe, durchaus in sich geschlossen - zumindest weiß man nicht genug, um sie zu widerlegen.



Zitat
EYY, HABEN BISLANG IMMER NOCH NUR @MARIA UND ICH DAS GELESEN, IHR HIRNIS???


Ihr seht doch, @Arne langweilt sich schon massiv mit mir hier :D
Also lest das Ding halt endlich mal, hier sind doch eh hauptsächlich Arbeitslose und Studenten in den Semesterferien. Und selbst wenn ihr das nicht seid, die 8 Stunden oder so, die man da investieren muss, werdet ihr doch wohl mal an einem Wochenende (oder zwei oder drei) haben.
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[*] Verfasst am: 22.9.2006 um 03:20


Och, langweilen tu´ich mich gar nicht, es ist nur das Problem, wenn wir jetzt mit der Diskussion über die Beschaffenheit des Universums anfangen, dann wird das wieder ein Thread, wo sich evtl. noch @hopeless und @Yog-Sothoth und evtl. @Jack zu gesellen und ansonsten keiner mehr durchblickt.

Nur eines kurz dazu:
Das ist mir schon klar, dass es u.U. sogar wesentlich wahrscheinlicher ist, dass da noch mehr Dimensionen existieren, evtl. sogar noch mehrere parallele Universen, das ist ja auch ein Grund, warum ich mir das Sterben durchaus spannend vorstellen kann, weil man eben nicht wissen kann, ob man in diesem Zusammenhang mal eine andere Dimension noch wahrnehmen kann, und meine Nahtoderlebnisse lassen ja auch bislang darauf schließen, dass da noch was interessantes folgen könnte, wenn es mir auch zu unheimlich ist, das nicht doch lieber alles für Zufälle meines kranken Gehirns zu halten.:D

Aber selbst bei den Annahmen, die Du da voraussetzt, muss man bedenken, dass wir zumindest in dem linearen Ablauf unseres Universums davon ausgehen müssen, dass die zeitliche Rangfolge so war, wie wir sie erkennen. und da war eben der sehr unwahrscheinliche Prozess mitinbegriffen, dass Leben entstehen konnte, was nun auch bei der Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass es dort noch andere Parallelen geben könnte, die eine ähnliche Entwicklung voraussetzen, wie sie bei uns stattfand.
Dazu müsste ich auch wieder mindestens voraussetzen, dass es eine hyperreelle Anzahl von Universen geben muss, dann ist das natürlich möglich, allerdings ist es relativ unwahrscheinlich für mich, dass es durch irgendwelche Gerätschaften, wie sie hier beschrieben wurden, möglich sein sollte, diese anderen Realitäten zu erreichen und sich dann auch noch aussuchen zu können, in welcher man landet.
Wenn @Dian diese Entdeckung dann wenigstens einem Zufall zugeschrieben hätte, oder das Durchschreiten der Realitäten nur durch einen Zufall geschehen würde, dann hätte das schon einen etwas anderen Reiz.

Im übrigen ist mir da noch ein Knackpunkt aufgefallen, nämlich, dass es Nikita ja in Epilog I gelingt, auf einmal sich einer anderen Realität entsinnen zu können.
Und das ist meines Erachtens auch bei den vielfachen Dimensionen nicht möglich, oder würde das ganze überflüssig machen. Wenn ich evtl. dauernd durch mehrere Dimensionen springe, und mir jederzeit die Vergangenheit der anderen Realität aneigne, dann bemerke ich es doch als derjenige, der jetzt hier z.B. gerade schreibt überhaupt nicht mehr, dass ich in einer anderen Realität bin.
Wieso bemerkt dies Yaominh und wieso nicht Nikita?
Wenn schon technische Voraussetzungen dafür maßgebend sein sollten, dann gäbe es bei einer Transformation von einer Realität in eine andere einer Sache oder einer Person doch wohl die gleichen Voraussetzungen!

Im übrigen glaube ich auch gar nicht, dass der Dargestellte in Epilog II wirklich Nikita ist. Es wird ja auch erwähnt, dass Yao den schon lange sucht und immer wieder auf den falschen trifft.
Der Yao, in der Realität, in der Nikita in Epi I lebt, ist ja auch nicht der Yao aus Epilog II.

Da ist dann zumindest ein Punkt drin, den man nur nachvollziehen kann, wenn wir auch voraussetzen, dass Logik sowieso keine Rolle spielt bei den Sachen.

So, erstmal genug geschwallt.
Wie gesagt, dazu müsstest Du dann doch noch eine logische Erklärung finden, um das ganze wirklich realistischer erscheinen zu lassen.
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Ina






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[*] Verfasst am: 22.9.2006 um 14:24


Zitat

es ist nur das Problem, wenn wir jetzt mit der Diskussion über die Beschaffenheit des Universums anfangen, dann wird das wieder ein Thread, wo sich evtl. noch @hopeless und @Yog-Sothoth und evtl. @Jack zu gesellen und ansonsten keiner mehr durchblickt.


Nee, das machen wir hier bitte nicht, ich wollte mit dieser Abschweifung nur diesen Einwand, das wäre reine Fanatsy, ein bisschen relativieren.

Zitat
Dazu müsste ich auch wieder mindestens voraussetzen, dass es eine hyperreelle Anzahl von Universen geben muss, dann ist das natürlich möglich


"sauviele" reichen doch.


Zitat
allerdings ist es relativ unwahrscheinlich für mich, dass es durch irgendwelche Gerätschaften, wie sie hier beschrieben wurden, möglich sein sollte, diese anderen Realitäten zu erreichen und sich dann auch noch aussuchen zu können, in welcher man landet.


Naja, das weiß niemand, ich könnte mir das auch nur so vorstellen, dass man irgendwie einen "Kanal" durch die "Blätter" legt und dann eben irgendwo "aussteigt" oder auch nicht.


Zitat

Wenn @Dian diese Entdeckung dann wenigstens einem Zufall zugeschrieben hätte, oder das Durchschreiten der Realitäten nur durch einen Zufall geschehen würde, dann hätte das schon einen etwas anderen Reiz.


Wie gesagt, die Details der Sache sind mir, so wie sie beschrieben werden, auch suspekt.


Zitat
Im übrigen ist mir da noch ein Knackpunkt aufgefallen, nämlich, dass es Nikita ja in Epilog I gelingt, auf einmal sich einer anderen Realität entsinnen zu können.


Ja, als der Nikita der Realität, in der die Geschichte vorher spielt, die Realität von Epilog 1 betritt, "verschmilzt" er irgendwie mit dem Nikita aus dieser Realiät.
Dem Yaominh aus Epilog 1 passiert das nicht, darum ist der "ganz normal".
Im Epilog 2 ist es andersrum, da ist es Yaominh, der in dieser Relaität irgendwie doppelt vorkommt und mit seinem alten Ich verschmilzt und entsprechend erinnert sich "Nikita" (angenommen, er ist das wirklich, genau weiß man das freilich nicht) nicht an die andere Welt.
Ich bin damit auch nicht so recht klargekommen.
Wie du ja auch sagst:

Zitat
Der Yao, in der Realität, in der Nikita in Epi I lebt, ist ja auch nicht der Yao aus Epilog II.


Strenggenommen stimmt das. Die Yaos waren identisch bis zu der Zeit, als Yao nach Westdeutschland gegangen ist, aber unterschiedliche Erlebnisse ließen sie eigentlich zu unterschiedlichen Menschen werden.
Wo fangen "Nikita" oder "Yaominh" an, wo hören sie auf?
Da ist wohl ein spirituelles Element in der Geschichte angenommen, das gemeinhin als "Seele" bezeichnet wird. Schau dir nochmal das Gerede gegen Ende von Kapitel 37 von Festplatten und Programmen an, das deutet drauf hin, dass wirklich so etwas gemeint ist.
Und so ist es auch halbwegs sinnvoll, dass der Nikita, der die Welt von Epilog 1 bzw. der Yao, der die Welt von Epilog 2 betritt, mit ihren jeweiligen Ichs aus diesen Welten verschmelzen: sie sind ja dieselbe Seele.

Tja, @Arne, wir sind halt beide ziemliche Materialisten, ich glaube auch nicht an Seelen, aber Dian tuts wohl und mit diesem Konzept ist da kein Widerspruch drin und die entsprechende Dynamik (wie diese obskure Verschmelzung) kann ihren eigenen Gesetzen gehorchen.
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[*] Verfasst am: 23.9.2006 um 03:40


Also, damit wiederlegst Du aber doch ein bisschen die Möglichkeit, dass man nur "sauviele" Realitäten haben müsste, um auch nur irgendwo eine annähernd ähnliche Realität wie diese hier zu erreichen.

Denn, wenn diese Universen alle den gleichen Anfangspunkt hätten in den Dimensionen, entwickeln sie sich eben unterschiedlich.
Und dann setz´Dich mal hin und rechne aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass es eine DNA - Kombination gab, die Leben ermöglichte und dass diese dann auch noch auf einem Planet in der Nähe einer Sonne stattfand, die dort ein Leben wie das unsrige ermöglicht und ab dem Entstehungspunkt des Universums müssten wieder alle möglichen anderen Zufälle der Evolution und der Entscheidungen identisch sein, um eine annähernd gleiche Realität zu erzeugen.

Das wäre noch was anderes, wenn wir wüssten, dass eben alle Dimensionen sich jederzeit wieder neu entwickeln könnten, dann hielte ich das noch für wahrscheinlich!
Aber jemand, der von der einen Dimension in eine andere springt, kann dann eben unmöglich der gleiche sein, wie er in einer anderen war.

Das wäre irgendwie schöner gewesen, wenn beide, sowohl Nikita als auch Yaominh nichts, aber auch rein gar nichts mehr von dieser anderen Realität wissen würde.

Dann hätte man das auch mit dem Festplattenvergleich gut gebrauchen können, wenn diese beiden auf einmal wirklich völlig andere Menschen gewesen wären.
Wie gesagt, aus Gründen der Romantik wären mir ja sowieso Benja und Markus lieber gewesen, die sich in einer anderen Dimension wieder treffen. Und wenn sie sich dann zufällig begegnen und wortlos aneinander vorübergehen. Das wäre doch herzzerreißend traurig schön gewesen. So ein bisschen hat das @Dian ja auch dargestellt mit dem Epilog II, wenn man davon ausgeht, dass es in Yaos Welt einen Nikita gibt, der ihn aber nicht erkennt.
Das wäre ein herrlicher Stoff dann für ein Unity IV gewesen, wenn alle (auch Markus, Benja, Janosch und die Bewahrer) alle in einer Welt existieren würden mit ihrer alten Persönlichkeit (also "Seele" ist mir doch zu mystisch) und dort aneinander vorbeileben würden, obwohl sie häufiger miteinander in Kontakt gebracht werden. Wie sie auf einmal auf unterschiedlichen Seiten stehen. Markus als Alt - Nazi, der sich in einen Widerstands-Benja verliebt oder umgekehrt. Nikita als gebeutelter Schüler eines Lehrers Yao auf der Penne. Oder Janosch als Führer der Nazis. Also eine Welt, aus der alle nicht rauskommen und sich dauernd begegnen und alle meinen, sie kennen sich und alle verachten genau das gleiche, können sich aber nicht befreien, bis zu dem Punkt, wo sie sich der dauernden Suche entledigen und auch ohne ihre Vorbilder und Freunde anderwertig glücklich und menschlich werden. Der ganze Epilog II könnte noch ein eigenes Werk werden.

Aber das war immer das schöne an @Dians Werken, dass er seine Charaktere eigentlich so deutlich zeichnet, dass man als Leser immer wieder dazu neigt, seine Phantasie so zu beflügeln, dass man eben selber diese Maschine bauen möchte und sie alle mal in Realitäten versetzen möchte. Leider fehlt mir jedwedes Talent zum prosaischen Schreiben, so dass ich da nicht weiter machen kann.

Aber mal eine Kritik, die mir gerade einfällt. Nämlich gerade die Szene, die Du ansprachst, @Maria, aus dem Kapitel 37, ist etwas ungünstig platziert. Das ist mir eben auch mit der (Traum- ?)Szene eingefallen, wo faktisch Janosch die Persönlichkeit in Teilen von Markus übernimmt. Das sind auch sehr interessante Szenen, die insofern nicht ganz imo zur Geltung kommen, weil man ausgerechnet in diesen Momenten natürlich gespannt ist, wie die Handlung weitergeht.
Da zeigt sich mal ausnahmsweise @Dians hervorragende Fähigkeit, gute Spannungsbögen aufzubauen, als nachteilig.


Naja, "Seele".
Ganz ausgeschlossen ist es ja nicht, dass es sowas gibt. Ich meine sogar, neulich von einer neurologischen Forschung gelesen zu haben, die die Punkte im Gehirn ausfindig machen will, die so unzerstörlich sind, dass dort durch chemische Reaktionen ein Teil der Persönlichkeit sitzt, die zwar dauernd beeinflussbar ist durch aktuelle Ereignisse, aber nie ganz auszulöschen ist (zumindest nicht durch die chemischen Prozesse im Gehirn, maximal durch äußere Manipulationen).

Aber auch das ist mal wieder ein rein materialistischer Ansatz, wie ich gerade feststelle beim Schreiben, der natürlich recht wenig Spielraum für mystische Erklärungsansätze läßt.

Okay, 1:0 mal wieder für Dich, @Maria!
Jemand wie ich, der selbst noch seine Sehnsüchte dadurch kompensiert, dass er sie sich erfüllt, ist wahrscheinlich für alle anderen Ansätze außer den materialistischen ungeeignet.

Bis auf diese eine Szene damals auf der Intensivstation, wo ich erlebte, wie mein Ex-Ex aus dem Fenster springen wollte, und er das da tatsächlich in der Realität einige Kilometer weiter machen wollte, habe ich nichts erlebt, was ich mir nicht materialistisch erklären kann und das kann auch noch was mit der Art der "Seelenverwandtschaft" zu tun haben, die wir einfach haben und die eher zufällig bedingt sein kann.


Ey, es wird wirklich mal Zeit, dass ein paar hinzukommen, die die Welt weniger wissenschaftlich betrachten als wir.
Um mal zu verhindern, dass wir gleich in einer Diskussion über die Wahrscheinlichkeitsrechnungen von entstandenen Realitäten und deren Parallelen zu unserer Realität oder in einer biochemischen Diskussion über Hirnregionen abgleiten, kannst Du ja sonst mal erzählen, wie Du Dir noch andere Epiloge oder Fortsetzungen des Werkes vorstellen kann, sofern das auch Deine Phantasie beflügelt hat.
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Ina






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[*] Verfasst am: 23.9.2006 um 14:41


Ok, bloß eins noch dazu, "nur sauviel" du hast keinen Begriff, wie viel "sauviel" sein kann ;)

Hast du z.B. schonmal über eine Zahl wie 100 hoch (100 hoch 100) nachgedacht? Unser ganzes Universum gäbe nicht annähernd genug Zeit, Raum und Materie her, um die aufzuschreiben, ganz zu schweigen von ihrer unfassbaren Bedeutung. Und selbst diese Zahl ist noch ganz und gar nicht hyperreell, ist von "unendlich" genauso weit entfernt wie die 1.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Welt wie unsere mit Leben und Bewusstsein etc. entsteht, ist tatsächlich winzig. Klar wären wir nicht in der Lage, uns diese Frage zu stellen, wenn wir nicht da wären, aber trotzdem hast du mit nur einem Universum nen Erklärungsnotstand, wenn du sagen willst, warum es so gut feinabgestimmt ist und nicht bloß ne homogene Strahlungssuppe oder sowas da ist - ganz zu schweigen von all den anderen Zufällen, dass wir nicht nur rumschwimmende RNA-Moleküle oder Einzeller haben und so.
Und falls die Programmierer der Matrix das so gut gemacht haben, wer hat denen dann ihr Universum so schön eingestellt? etc. etc...

Zitat
Aber mal eine Kritik, die mir gerade einfällt. Nämlich gerade die Szene, die Du ansprachst, @Maria, aus dem Kapitel 37, ist etwas ungünstig platziert. Das ist mir eben auch mit der (Traum- ?)Szene eingefallen, wo faktisch Janosch die Persönlichkeit in Teilen von Markus übernimmt. Das sind auch sehr interessante Szenen, die insofern nicht ganz imo zur Geltung kommen, weil man ausgerechnet in diesen Momenten natürlich gespannt ist, wie die Handlung weitergeht. Da zeigt sich mal ausnahmsweise @Dians hervorragende Fähigkeit, gute Spannungsbögen aufzubauen, als nachteilig.


Also mir gings nicht so, ich mag diese Zwischenszenen, ich hab sie auch nicht irgendwie überlesen oder so, im Gegenteil. Ich finde, so kommt man erst richtig nach, wenn sich die Ereignisse überschlagen und der Extremzustand wird ordentlich ausgekostet.

Zitat
wie gesagt, aus Gründen der Romantik wären mir ja sowieso Benja und Markus lieber gewesen, die sich in einer anderen Dimension wieder treffen. Und wenn sie sich dann zufällig begegnen und wortlos aneinander vorübergehen.


och, das hätte dann aber schon arg nach "Butterfly-Effect" ausgesehen...

Und was diese Fortsetzungen etc. angeht, also das ist ja nicht meine Geschichte, ich hab da höchstens noch ein bisschen weiter gesponnen, was so aus den Engelskindern wird und den anderen dort, wie diese Welt künftig aussieht und so. Aber nur ziemlich diffus.
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[*] Verfasst am: 24.9.2006 um 03:27


Mensch, @Maria!
Du wirst ja richtig religiös, wenn nicht gar zur Kreationistin in Deiner Bewunderung für die Feinabstimmungen des Universums.
Ich erlaube mir dennoch , dass lieber für einen Zufall zu halten, Du darfst mir zwar gerne ein paar Gegenargumente gegen die Zufälligkeit nennen, dennoch, glaube ich kaum, dass der Mensch, wenn er schon so klug geworden ist, sich als Individuum nicht so ernst zu nehmen und es dann auch mal unterlässt, die ganze Menschheit für ungeheuer wichtig zu halten oder ersatzweise die Erde, er glücklicher wird, wenn er das Universum nun als Substitut nimmt für die eigenen Unwesentlichkeit.

Mag brutal klingen, aber ansonsten werde ich noch größenwahnsinnig angesichts der Vorstellung, dass ich mir eigentlich ein glückliches Leben mache und halte mich noch für den neuen Gottessohn, der nur ein paar Prüfungen überstehen musste, wo irgendein kosmisches Wesen mal versuchte, mit mir Kontakt aufzunehmen. Aber vergebens, war es bei mir eben falsch verbunden. :p


Vielleicht haben Dich die Zwischenstücke weniger abgelenkt, weil Du das ganze Buch ja wohl an einem Stück gelesen hast. Ich habe ja immer versucht, mich zu reglementieren und nur immer ein bis zwei Kapitel am Tag zu lesen. Da kann es natürlich sein, dass man dann diese Zwischentexte anders aufnimmt. Aber für mich bleiben die Figuren dann länger lebendig. Ich lebe dann ein paar Tage mit ihnen faktisch zusammen.

Zum Butterfly - Ende. Das ist doch auch herrlich, oder?
Ich mag das. Ich bin ja eh eher der Typ, der, wenn etwas tragisches passiert, kaum Rührung zeigen kann. Als meine Mutter starb, musste ich auch erstmal ein paar Tage später irgendwelche alten Filmschinken gucken, um mal richtig flennen zu können.
Wenn man schon im Leben sonst wenig trauriges erlebt, will man doch wenigstens in der Literatur oder sonstigen Kunst, was tragisches erleben.

Und Du hättest Dich eher für die Engelskinder interessiert?
Was war denn da Dein Ergebnis?
Überhaupt, wie siehst Du denn Deine Sympathien verteilt in der Geschichte?

Wenn ich jetzt daraus mal was praktisches ableiten wolle, dann wäre es so, dass ich eigentlich die Vorstellung von der Gegenwelt gar nicht so übel finde. Am angenehmsten empfand ich die Vorstellung, dass man wirklich mit genialen Fälschern zusammenleben könnte, die Banknoten und Papiere und alles andere mal nachmachen könnten, also alles so die kleinen unwesentlichen Dinge, die zwar in der heutigen Welt unentbehrlich sind, aber dennoch eigentlich nur Schein darstellen und keinen tatsächlichen Wert beinhalten.

Die Janosch/Engelskindervariante sagt mir dabei weniger zu. Dafür bin ich dann doch irgendwie zu moralisch angehaucht, als dass ich unbedingt Menschen abmurksen müsste um des Tötens willens. Aus Rache, okay. Kann man mal machen, aber mir hat auch noch keiner im Leben soviel angetan, dass ich ihn unbedingt umbringen müsste.
Da kloppe ich mich lieber mal mit meinen Bewohner von Angesichts zu Angesicht mit meinen Händen, das ist fairer, geht meistens unblutig aus und regt auch ab.

Einziger Grund wäre, in einer so beschissenen doofen Welt gewalttätig zu werden, wäre eben, um das nötige Geld für einen vernünftigen Lebenswandel zu erhalten, aber da würden auch einige gute Fälscher oder hier und dort mal ein Banküberfall reichen, um über die Runden zu kommen, kann auch mal ein Kaufhaus sein. Aber ich Blödmann habe ja auch noch ´ne Arbeit, die ich ganz gerne mache.
Dennoch könnte mir auch eine andere Form des Überlebens so Gegenweltartig Spaß machen.
Allerdings bräuchte man dafür wirklich ein paar Menschen, die jederzeit mitziehen.
Wobei so ein altes Arbeitstier wie ich, wohl auch eher die Möglichkeit nutzen würde, dann ein paar Bewohner, die mir ans Herz gewachsen waren, aus den Heimen zu befreien, in die sie verstaut worden sind. Da bräuchte man dann auch noch Ärzte oder sowas in der Gruppe, um vollständig in den Untergrund zu gehen.
Wobei ich ja sowieso der Typ wäre, der lieber auf den Meeren und an den Küsten rumkreuzen würde mit denen, als in den Bergen und Tälern, die Dir so liegen.
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Ina






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[*] Verfasst am: 24.9.2006 um 21:47


Zitat

Mensch, @Maria!
Du wirst ja richtig religiös, wenn nicht gar zur Kreationistin in Deiner Bewunderung für die Feinabstimmungen des Universums.
Ich erlaube mir dennoch , dass lieber für einen Zufall zu halten, Du darfst mir zwar gerne ein paar Gegenargumente gegen die Zufälligkeit nennen



Nö, jetzt hast DU mich falsch verstanden, natürlich ist das Zufall :D

Aber so ausgelutscht das Argument auch ist, etwas unbehaglich wird einem bei dieser winzigen Wahrscheinlichkeit (die du ja auch erwähnt hast) schon.
Doch wenn die Entstehung eines Universums kein Einzelereignis wäre, sondern im Gegenteil etwas "ganz Alltägliches", dann wäre dieser Zufall nicht ganz so extrem.


Zitat

dennoch, glaube ich kaum, dass der Mensch, wenn er schon so klug geworden ist, sich als Individuum nicht so ernst zu nehmen und es dann auch mal unterlässt, die ganze Menschheit für ungeheuer wichtig zu halten oder ersatzweise die Erde, er glücklicher wird, wenn er das Universum nun als Substitut nimmt für die eigenen Unwesentlichkeit.

Mag brutal klingen, aber ansonsten werde ich noch größenwahnsinnig angesichts der Vorstellung, dass ich mir eigentlich ein glückliches Leben mache und halte mich noch für den neuen Gottessohn, der nur ein paar Prüfungen überstehen musste, wo irgendein kosmisches Wesen mal versuchte, mit mir Kontakt aufzunehmen.


Also erstmal, ich halte dich nicht für den neuesten Gottessohn ;)
Ansonsten kapier jetzt nicht so recht, was du mir sagen willst, höchstwahrscheinlich ist es ein klassischer Fall von Projektion, wenn man die Sinnlosigkeit des eigenen Lebens in alle Menschen, die Erde und schließlich das Universum und den ganzen Rest hineinspiegelt - allerdings kann ich mich als jemand, der das so macht, natürlich darauf berufen, dass diese Interpretation wiederum bloß ein klassischer Fall von schandhafter Ursache-Wirkungs-Verwirrung ist *g*


Zitat
Zum Butterfly - Ende. Das ist doch auch herrlich, oder?


Ja. Das einzige, was mich daran störte war, dass die angepasste, voll erfolgreiche, adrett gekleidete und nett geschminkte Geschäftsfrau als DAS Ideal ihres gelungenen Lebens dargestellt wird :12:


Zitat

Und Du hättest Dich eher für die Engelskinder interessiert?
Was war denn da Dein Ergebnis?


Nicht so speziell die Engelskinder, sondern diese spätere Welt hätte mich interessiert, was so erstmal mit all den normalen Menschen passiert, wie viele von ihnen sich noch zurechtfinden. Und dann natürlich später, was sich dann Gesellschaftsartiges herausbildet, so ein Haufen lokaler Despoten und andere so hübsche Sachen - denen man dann aber hoffentlich auskommt, ist ja jetzt genug Platz und wie man die GPS-Satelliten und Weltraumkameras bedient, weiß hoffentlich keiner mehr ;)
Andererseits, so Atombomben und anderes Zivilisationsspielzeug liegen offen rum - könnte lustig werden. Vielleicht kriegen sie den letzten Rest auch noch ausgerottet.


Zitat
Überhaupt, wie siehst Du denn Deine Sympathien verteilt in der Geschichte?


Ach diese total irren Engelskinder hatten die durchaus. So Sprüche wie "niemand ist unschuldig" passen sehr gut in die Windungen meines Hirns. Ihr Wahnsinn hat etwas kompromisslos Folgerichtiges.
Denn was müsste man eigentlich tun, wenn man nihilistisch empfindet? - Seine Menschlichkeit ablegen, seinem Hass und seinen Rachegefühlen nichts entgegensetzen, und, wenn einem danach ist, alles zerstören.
Doch auch ich trenne Theorie und Praxis und glaube trotz allem noch an etwas Verwandtes außerhalb von mir, und dass dieses bloß aufgrund der Tatsache, dass es nicht von meiner Empfindungssphäre eingeschlossen wird, irgendwie schützenswerter sein sollte als ich selber. Und ich sehe öfter mal nicht genau hin, um die Schlüsse nicht ziehen zu müssen, die mir auf der Zunge liegen, rede mir dann ein, dass es viele Menschenwelten gibt, und meine nur eine davon ist, und ich hätte halt einfach Pech gehabt, dass hier die Mehrheit anders denkt, fertig.
Die Engelskinder sind die härtere und irgendwie logischere Version, allerdings muss einem echt irgendwas Furchtbares passiert sein, damit man diesen blinden Fanatismus entwickelt, den die trotz allem haben. Sie zweifeln nicht an ihrer Logik und nichts - keine Rücksichten, kein Mitgefühl, keine Furcht - schläfert sie ein.
Und deshalb, weil ich immer noch fähig bin, mit den Augen anderer zu sehen, kann ich kein Engelskind sein. Meine Sympathien haben sie trotzdem.

Die bösen Bewahrer haben übrigens auch ihre Folgerichtigkeit ;)

Was die Lebenssysteme da angeht, bei der "alten" Gegenwelt fürchte ich irgendwie, dass ich da auf Dauer das Rumzicken anfangen würde bei soviel Harmonie. So ein hochkultuerelles Genie sein, ein so toll entwickeltes Menschenwesen mit voller Entfaltung all seiner Möglichkeiten, also nein, das Recht auf ein verpfuschtes Leben ist unantastbar :D
Nee, ich bin dazu wohl einfach nur zu prollig veranlagt, ich glaube, ich würde mich in so einer Gemeinschaft längerfristig unbeliebt machen. Ich weiß auch nicht genau, ich hab halt immer mal wieder ziemlich stark das Gefühl, dass weder ich jemand anders, noch jemand anders mich auf Dauer echt aushalten könnte, wenn man sich mehr als oberflächlich miteinander befasst.
Ich fände es mit der Zeit auch anstrengend, so dass mir das wortlose Herumvegetieren der Engelskinder und ihre Trostlosigkeit auf längere Sicht fast lieber wären, da wird alles geschluckt, man weiß ja, dass der andere spinnt. Aber auf irgendeiner tiefen Ebene ist man trotzdem miteinander verbunden, würde füreinander sterben und leben und was halt so dazugehört. Naja, oder auch nicht. So deutlich wird das da ja nicht.
Die "neue" Gegenwelt (also die, wo dann Markus aufbaut) scheint da allerdings etwas ausgewogener zu sein.


Zitat
Am angenehmsten empfand ich die Vorstellung, dass man wirklich mit genialen Fälschern zusammenleben könnte, die Banknoten und Papiere und alles andere mal nachmachen könnten, also alles so die kleinen unwesentlichen Dinge, die zwar in der heutigen Welt unentbehrlich sind, aber dennoch eigentlich nur Schein darstellen und keinen tatsächlichen Wert beinhalten.


Das wird nur dummerweise zusehens schwieriger.


Zitat
Wobei ich ja sowieso der Typ wäre, der lieber auf den Meeren und an den Küsten rumkreuzen würde mit denen, als in den Bergen und Tälern, die Dir so liegen.


Tja, @Arne, also wirds doch nix mit unsrer Gegenwelt, oder wie? :D
(Ich hab halt erst mit 15 das erste Mal das Meer gesehen und war auch seitdem nie lange genug da, um eine enge Beziehung zu ihm aufzubauen, wie ich sie halt zu Bergen und Tälern habe, wo meine Sippe seit der Völkerwanderung oder so rumlebt.)
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[*] Verfasst am: 25.9.2006 um 03:57


Na, dann bin ich ja erstmal beruhigt, dass wir doch eher an die Zufälligkeit glauben als an den göttlichen Plan.
Vielleicht ist es auch irgendetwas, was wir jetzt mit unseren beschränkten Gehirnen noch nicht erkennen können, dass es diese Feinabstimmungen gibt, aber theoretisch wäre es nicht auszuschießen, dass alle paar Sekunden ein neues Universum entsteht.
(Allerdings auch eine Vorstellung, die bei der Beschaffenheit des hiesigen Universums, insbesonderer des Planeten, auf dem Leben existiert, keine besonders rosige!:31:. Naja, aufgrund der fehlenden Abstimmungen existieren die meisten ja evtl. nur Bruchteile von Sekunden! )

Dass mit der Projektion, aus der eigenen Sinnlosigkeit auch mal auf die Sinnlosigkeit des Universums schließen zu wollen, hast Du schon richtig verstanden.


Und die "Bewahrer" würde ich nicht mit den Engelskindern auf eine Stufe stellen, denn die haben noch einen Plan, die glauben doch auch tatsächlich, dass man nur eine Tür aufstoßen muss und dahinter liege das Paradies. Nä, danke! Solche Ideologien habe ich schon zur Genüge kennengelernt. Sind ganz brauchbar, wenn man mal was zur Volkswirtschaft sagen kann und ein bisschen vom Kommunismus schwärmen kann, aber ansonsten auch nutzlos.
Ob die Engelskinder rein nihilistisch sind, weiss ich auch nicht, dafür sind sie mit ihrer Destruktivtät schon wieder zu zielstrebig, das passt nicht ganz zu einem echten Nihilismus, wie ich ihn mir vorstelle. Da empfinde ich das Gros der Menschheit dann doch viel nihilistischer als die paar Jüngelkes.

Und Du hast erst mit 15 das Meer gesehen???oO
Naja, mit Bergen kann ich Dir zumindest an der niederländischen Küste nun gar nicht dienen. das höchste, was die haben, sind ein paar Deiche, manche evtl. mal auf 50 m an einigen Stellen, aber das ist es dann auch, und die mussten sie künstlich anlegen, weil die Niederländer vorab immer alle wegespült wurden vom Wasser. Ist ein ganz anderer Akt gegen die Natur, den die da spielen müssen als in den Bergen. Aber mir gefällt das Element Wasser auch eher als die Berge. Das kommt irgendwie langsamer und unheimlicher und ist außerdem unendlicher als eine Landschaft imo.
Wir können ja weiter suchen, wo es bergige Küsten gibt. Evtl. die Kreidefelsen von Dover, aber GB hat auch nicht soviel Berge, evtl. in Schottland, da bin ich noch nie gewesen.
Der Felsen von Gibraltar bietet sich natürlich noch an, ist aber etwas klein, aber da kämen auch genug Schiffe vorbei, die man ausrauben könnte!:D

Die alte Gegenwelt erinnerte mich auch eher an irgendwelche autarken Ökogemeinschaften, die es früher in Massen gab in den achtzigern. Das sind wahrscheinlich alles mittlerweile gut florierende Ökobetriebe, also auch integriert.
Und die neue Gegenwelt von Markus ist ja doch relativ beschaubar, sie besteht ja eigentlich nur aus ihm und den beiden Kiddies da.

Dabei fällt mir ein:
Wie empfandest Du eigentlich die Szene in der Kirche, in der der Gegenweltler Vogt behauptet, dass Markus ein alter pädophiler Sack sei (was gar nicht stimmen könnte in dem Falle, es wäre maximal ein adoleszentophiler bei dem Alter von den beiden!).
Es hätte nicht zu @Dians Büchern gepasst, wenn sich dort auf einmal eine Wendung ergeben hätte, aber zumindest nachdenken musste ich schon, warum diese Möglichkeit dort auf einmal eingebaut wurde. Zumindest erscheint es sonderbar, warum sich nur jüngere dort bei Markus einfinden und das auch im ganzen Buch und in der Gegenwelt immer so eine Überhöhung des Kind-seins erfolgt.
Ich persönlich kann eigentlich nicht sagen, dass ich ich als Kind soviel glücklicher gefühlt hätte als heute. War ganz nett, aber man hat doch immer Erwachsener gespielt. (Irgendwie mache ich das ja auch noch heute!)
Entweder hat @Dian in der Zeit irgendetwas so tolles erlebt, was sich nicht mehr im Leben wiederholen läßt oder es ist eine etwas naive Vorstellung, wie man sich jungsein vorstellen soll.
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