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Autor Betreff: Opfermentalität
dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 15.2.2006 um 21:33
Opfermentalität



Im Thread "Happy Slapping" habe ich schon ein paar Beispiele genannt...
von Menschen, die sich gewohnheitsmäsig fertigmachen lassen, sei es nun von ihren Mitschülern, Arbeitskollegen/Vorgesetzten oder von ihrem Lebenspartner/ihrer Lebenspartnerin.
Aber in dem Thread ist das, was ich eigentlich sagen wollte, wohl ein wenig untergegangen, denn das, was ich mit fehlendem Kampfgeist bzw. Opfermentalität meine, geht ja eigentlich weit über Themen wie Mobbing oder Gewalt an den Schulen hinaus.
Auch die Tatsache, dass viele jungen Leute einfach den Weg der Masse gehen, anstatt Widerstand zu leisten und sich diesem beschissenen Plastikleben zu widersetzen, hat für mich etwas mit Opfermentalität zu tun.
Man lässt sich bereitwillig in Bildungsanstalten stecken, ok, zunächst noch eher widerwillig... viele fühlen sich anfangs eingesperrt und motzen über die Hausaufgaben, aber bei den meisten hört das dann doch irgendwann auf, spätestens, wenn der Ernst des Lebens naht.
Da hat man dann eher Angst davor, beim Bewerbungsgespräch durchzufallen, als dass man sich noch grossartig darüber aufregen würde, dass die Erwachsenen einen wie ein Stück Vieh behandeln. Dann ist man irgendwann im Job drin, buckelt und betet, dass man den Job behält...
und wenn die Entlassung droht, geht man vielleicht ab und zu auf die Strasse. Aber nicht, um mal richtig Krawall zu machen und allen zu sagen, wie sehr einen dieses stressige System ankotzt, sondern eher, um für sein Recht zu streiten, weiter für seine ausbeuterischen Bosse arbeiten zu dürfen.
"Bitte bitte, lass mich dein Sklave sein!"
Und dann schauen sie sich abends im TV Filme wie "Robin Hood" an, oder Action-Serien mit coolen Helden, die sich von niemandem was gefallen lassen und die unbeirrbar ihren Weg gehen.
Sie lesen Bücher und Gedichte von irgendwelchen freigeistigen Künstlern, und hören Rock- oder Rap-Musik, in der ja auch nicht unbedingt zum angepassten Leben im System aufgerufen wird, sondern eher dazu, sich keine Vorschriften machen zu lassen.
Von all dem scheint aber letztlich nicht viel hängen zu bleiben, denn sonst hätten wir ja wohl eine wesentlich aufregendere und buntere Welt.

Perfekt ins Bild passt auch die wirtschaftliche Jammerstimmung im Land. "Wieder nur 0,5 Wirtschaftswachstum... HIIIILFEEEE! WIR WERDEN ALLE STERBEN!!!!"
Schüler denken an Selbstmord wegen dem täglichen Druck, sind aber nicht in der Lage, ihren Lehrern und Eltern mal ordentlich die Meinung zu sagen.
Eltern hingegen können ihre Kinder oft nur noch mit Hilfe von Super-Nannys erziehen, weil sie selbst nie genug Lebenserfahrung und Weisheit gesammelt haben, um ihre Kinder angemessen verstehen zu können.
Psychologen haben Hochkonjunktur, weil immer mehr Menschen mit ihrem Alltag nicht mehr zurecht kommen und profesionelle Hilfe benötigen, um weiterhin lebensfähig zu sein.
Im Kontrast dazu fällt mir dann wieder das ein, was ich im Thread zum Film "Schildkröten können sterben" schon geschrieben habe.
Die Flüchtlingskinder dort sitzen wahrlich mehr in der Scheisse als 99 Prozent der Menschen in Europa... und doch kämpfen sie wie selbstverständlich um ihr tägliches Überleben.
Wer sich dort aufgibt und nicht mehr kämpfen würde, wäre innerhalb kürzester Zeit tot.
Wer sich dagegen bei uns in Deutschland aufgibt, kann trotzdem 80 Jahre alt werden, denn man braucht ja auch gar keinen Kampfgeist mehr. Man muss sich in der Regel nicht jeden Tag aufs Neue einen Platz für die Nacht und einen Job suchen.
Man sucht sich den Job einmal, macht eine Ausbildung, am besten, so lange man noch jung und formbar ist... und wenn man den Job dann hat, muss man da nur noch tagtäglich hingehen und das im Hinterkopf abgespeicherte Sklaven-Programm abrufen, bis einem irgendwann der Rentenbescheid verkündet, dass man jetzt die nächsten 30 Jahre nur noch auf den Tod zu warten braucht.
Wo ist das Heroische an so einem Leben?
Wo sind die Krieger-Seelen?
Wo ist die Wut?
Mit jedem Tag, wo da draussen alles seinen normalen Lauf geht, fühle ich mich unverstandener, denn wenn es nach mir ginge, würden wir in einer völlig anderen Welt leben.
Ich würde morgens aufstehen und alle lägen noch faul in ihren Betten. Ich ginge zum Bäcker, aber der hat zu, und auf seiner Tür steht geschrieben: "Wollte mal ausschlafen. Wenn ihr Brot möchtet, kommt heute Nachmittag wieder vorbei!"
Auf der Strasse käme mir ein Lehrer entgegen, der sich darüber aufregt, dass seine Schulklasse nicht zum Unterricht erschienen ist. Der Polizist, dem er dies meldet, sagt ihm nur: "Leck mich am Arsch. Ich hab euch Spiesser noch nie leiden können! Wenn du willst, dass dir die Kinder zuhören, dann musst du sie schon selbst dafür begeistern."
Nebenan an der Ecke würden ein paar unbekannte Krieger stehen. Man würde sich respektvoll grüssen, wissend, dass man nicht allein ist, und dass diese Welt voller Menschen ist, die aufeinander acht geben, die sich aber auch zu wehren verstehen, falls ihnen jemand ihre Freiheit streitig machen sollte.
Ja, so in etwa wäre die Welt, wie ich sie mir vorstelle... wie sie eigentlich auch sein müsste...
Aber sie ist es nicht, und das verstehe ich mit jedem Tag weniger.
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Unmensch






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[*] Verfasst am: 15.2.2006 um 22:01


Ja so ist das. Und es wir nicht besser. Gab es vor einigen Jahrzehnten noch Kulturen, die sich dagegen gestellt haben, so sind diese inzwischen auch nicht mehr präsent. Sogar die RAF hat sich mittlerweile aufgelöst. Heute gammeln jene, die es verstanden haben, nur noch in Internetforen herum, kommen letztendlich aber auch keinen Schritt voran. Man müsste wirklich mal einen ganz eigenen Staat ausrufen, sich mit ein paar Andersdenkenden zusammenschliessen, und vielleicht vorerst auf der Ebene eines kleinen Dörfchens sein komplett eigenes, komplett selbstverwaltetes Leben - allein und doch zusammen - führen. Das wäre was, und eine kleine Masse könnte man sicherlich ebenso leicht zusammen führen. Aber sobald der Aufruf dazu stattfinden würde, sässe einem wohl promt der Verfassungsschutz im Nacken und man würde als Terrorist abgestempelt werden. Denn: Es muss alles bleiben, wie es ist!
Und so bliebe weiterhin nur das hoffen und harren auf etwas, was sowieso nicht besser wird; im Gegenteil. Siehe Textanfang.
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Seneca






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 15.2.2006 um 22:07


Ich schätze mal das scheitert daran, dass der Drang nach Freiheit bei jedem unterschiedlich ausgeprägt ist. Manche wollen eben wenn sie zum Bäcker gehen feste Öffnungszeiten und sofort ihr Brot haben, andere sind flexibel. Ich hätte zum Beispiel kein Problem damit am Nachmittag wiederzukommen, aber wenn der Bäcker dann auch keine Lust hat und ich noch mal vor ner geschlossenen Türe stehe, dann krieg ich aber langsam mal Hunger. Was die Schule angeht, so kommt das immer stark darauf an wie man das sieht. Natürlich werden viele von ihren Eltern genötigt in die Schule zu gehen und eine Schulpflicht gibts ja auch. Aber ich zum Beispiel gehe freiwillig in die Schule und könnte mich auch jederzeit abmelden. Die Fächer, die mich interessieren dafür arbeite ich auch was und den Rest kann man ja schleifen lassen.

Die den Alltagsdruck und die Kriegerseele angeht, so ist denke ich auch das unterschiedlich ausgeprägt. Manche brechen unter dem Druck fast zusammen, andere widerstehen, andere rebellieren. Ich persönlich bin mit meiner persönlichen Situation recht zufrieden. Ich sag mir auch immer: Regeln sind dafür da um gebrochen zu werden. Dies ist unproblematisch solange es niemand merkt und etwas problematischer wenn es jemand merkt. So hat man seine Anarchie im kleinen Rahmen. Ich finde man sollte auch in der Lage sein mal auszubrechen und zu sagen: Jetzt reichts. Muss aber nicht unbedingt was mit Dauerrebellion zu tun haben. Jedem wie's beliebt. =)
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Seneca






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 15.2.2006 um 22:10


hab den Post von @unmensch erst später gesehen. So etwas wie ein kleines freies Kollektiv könnte ich mir durchaus auch vorstellen. Die Frage ist in wie weit es Isolation statt Freiheit bedeuten könnte. In unserer Gesellschaft sicher schwer einzurichten.
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[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 02:50


Daß sich die Menschen viel zu stark auf Arbeit konzentrieren, habe ich ja auch schon geschrieben.
Ich denke, es kommt eben hinzu, daß "Selbstbestimmung" eben ein Wert ist, der überhaupt nicht mehr vermittelt wird.
Wie man das aber wieder ändern kann, weiß ich auch nicht. Ich denke dann immer, daß es ja auch noch ein paar Ausnahmen gibt. Es war ja nun auch früher nicht so, daß alle Jugendlichen der RAF hinterher rannten (muß auch nicht sein, die haben auch ´ne ganze Menge Scheiße gebaut), sondern es war eine kleine, aber durchaus wahrnehmbare Gruppe, die bereit war, ihre Auffassungen zu vertreten.
Wenn man sich jedoch anschaut, was aus denen alles geworden ist, ist es wahrscheinlich auch kein Verlust, daß es sowas heute nicht mehr gibt.
Ich hab´auch keinen Bock, ´ne eigene Gang aufzumachen, die alle verprügelt, die mit Markenklamotten oder arbeitend durch die Straße laufen, das kann ja jeder so handhaben, wie er will, aber es müßte doch etwas mehr in der Öffentlichkeit diskutiert werden, daß man aus diesem Kreislauf ausbrechen kann.
Niemand sollte mehr darüber nachdenken, was er morgen macht, ob er ´ne Stelle findet, oder so was. Man sollte zusehen, daß man den nächsten Tag überlebt. Wer keinen Bock auf die Schule hat, sollte es sein lassen.
Als ich klein war, gab es folgendes Lied:
"Bleiben sie doch mal ihrer Arbeit fern,
gehen sie stattdessen spazieren,
schlafen sie aus oder lesen sie was.
Alles wird weitergeh´n ohne sie.
Sie werden gar nicht riskieren.
Sie werden sagen, wenn alle das täten,
dann wär´das ein schrecklicher Schlag.
Ja, wenn alle das täten,
dann hätten halt alle einen herrlichen Vormittag."
Das geht noch vier Strophen weiter. Kann ich bei Bedarf mal zitieren. Ist von Georg Kreisler.
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hopeless






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 10:26


ich will dazu eigentlich nichts schreiben, aber ich fands ganz witzig, dass ich zufällig grad beim lesen folgendes lied gehört hab:

(mother tongue - f.t.w.)
I’ve been bit by dogs of all colors
Big power ties hangin’ from their collars
This pound, pounds me down I’ve been breakin’
Come on, come on and I’ll be yours for the takin

Fuck their world Fuck their world
Cause I’m leavin’, leavin’ leavin’
Fuck their world Fuck their world
We can take them on

They cut me up and I spread my seeds
They cut me up and I spread my seeds
No man is holy till he bleeds
No man is holy till he bleeds

Fuck their world Fuck their world
Cause I’m leavin’, leavin’ leavin’
Fuck their world Fuck their world
We can take them on

I love the world, I love the world
beautiful world, I love the world
Fuck their world feeds us their guns
Fuck their world and their murder reruns
Fuck their world and all of their sin
Fuck their world cause we’re gonna win
I said win

Fuck their world Fuck their world
Cause I’m leavin’, leavin’ leavin’
Fuck their world Fuck their world
We can take them on
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 10:30


@dian

Zitat
Man sucht sich den Job einmal, macht eine Ausbildung, am besten, so lange man noch jung und formbar ist... und wenn man den Job dann hat, muss man da nur noch tagtäglich hingehen und das im Hinterkopf abgespeicherte Sklaven-Programm abrufen


das ist witzig, gestern abend habe ich so ziemlich dasselbe gedacht, etwas anders formuliert: Ich hatte nämlich an dem Tag ein paar Logikbausteine programmiert, wo man einmal ein Programm schreibt, das reinbrennt und dann macht das Ding künftig, was es soll und dachte mir, dass so auch die meisten Menschen funktionieren und das sogar wollen.

Ach ja, man versucht mal wieder, mich zu Dingen zu bringen, die ich nicht tun will, ich bin erstaunt, was Menschen alles auf sich nehmen "für bessere Berufschancen", "für die Zukunft" und fast alle tun das und wenn sie intellektuell wirklich was drauf haben erst recht. So spannt man die Intelligenten Menschen ein, das werden nur die besseren Sklaven, eine unfassbare Scheiße.
Tja, ich hab öfter mal versucht, mich anzupassen, das geht kurzzeitig, aber nicht auf Dauer. Soll wohl nicht sein, ist mir auch recht, wenn diese Welt nichts mit meinen Talenten anfangen will, dann soll sie es halt lassen :D
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Gast






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[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 16:49


Ich bin fest davon überzeugt, dass es möglich ist, so eine kleine regionale „anarchie“ hinzubekommen. Allerdings bedeutet das auch viel Arbeit. Denn autark bedeutet eben auch, dass man nicht einfach zum bäcker oder zum aldi nebenan gehen kann. Mann muss sich eben selbst versorgen.
Diese ganzen schöngeistigen gedanken und diese sehnsucht nach freiheit können wir uns nur leisten, weils uns eben gut geht und weil wir eben zum aldi gehen können und nicht tagtäglich ums überleben kämpfen müssen oder uns selbst versorgen.
Diese menschen die noch diesen wie du meinst kampfgeist haben, dian, ich weiß nicht, ob die auch von deinem planeten kommen. Wenn wir hier ums überleben kämpfen müssten – da würden viele menschen auch wieder kämpfen und zum egoisten werden. Das passiert schon noch, wenn die primären grundbedürfnisse nicht mehr gedeckt werden. Das problem sind diese sekundären bedürfnisse wie bsp. die freiheit oder gleichgesinnte um sich zu haben. Wenn die menschen daran mangel haben, ist das irgendwie anders – komisch, wer weiß wieso.

Lasst uns doch mal eine art planspiel entwerfen. Also mal realistisch rumspinnen wie so ein dorf aussähe, so eine gemeinschaft sag ich mal. Wie stellt ihr euch das vor? Wir könnten doch mal simultativ wie eine art Internetdorf errichten – mal schauen was passiert?
Wie wärs – neuen thread öffnen und beschreiben, was man den lieben langen tag so tut… Habt ihr lust???
Dian, zum beispiel deine vision von wegen faul ausschlafen, dann mal lostrotten und so. Mal abgesehen davon gibt’s ja da auch unterschiedliche charaktere – ich bevorzuge die absolut ruhigen frühen morgenstunden, wenn man wirklich noch das gefühl hat, man ist ganz allein auf der welt. Ne, aber so denke ich auch, dass du vollkommen recht hast, dass das natürliche leben so laufen sollte. Ich glaub genetisch sind wir auf ein wenig arbeit eingestellt und ansonsten nur feiern und leben. Allerdings waren das noch ganz andere umgebungen damals, im regenwald. Da brauchte man sich ja auch um nichts kümmern – es war immer warm, die früchte hingen einfach so am baum rum – hmmm. Ist heute etwas komplizierter, aber ich glaube trotzdem noch machbar….
Ich sehe das nicht nur als spiel an – das ist mein vollkommener ernst irgendwann einmal so etwas zu realisieren!
clairesun
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quaid




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Motto: their law

[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 17:03


dazu fällt mir eine typische menschliche eigenschaft ein, die bei den frauen besonders ausgeprägt sein soll.
es geht um das mitziehen, und das hochziehen. da brauch nur einer besonders überzeugen über irgendwas reden während ein anderer mit weniger selbstüberzeugung und meinung zu dem thema sich das reinzieht. er zieht sich daran hoch und ist bald derselben meinung: das ist scheisse.
ist schwer zu beschreiben, aber auch eine form der mitläuferei.

frauen lachen ja übrigens oft nur aus solidarität (mit)..
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 20:10


@q

Was du nicht alles weißt :12:

Solidarität an sich ist ja nichts Schlimmes und Lachen aus diesem Grund auch nicht, es geht darum, warum man mit irgendwem solidarisch ist. Ob aus Trägheit, weils so üblich ist oder aus sonst einem Grund.

@clairesun:

wieso sich mit einem eigenen Garten abrackern, wenn Grundnahrungsmittel so billig sind?
Da können sie Hartz IV noch stark kürzen, bis man wirklich am Hungertuch nagen würde.
Das ist doch noch das geilste an dieser Gesellschaft - die billigen Grundnahrungsmittel, das gehört ausgenutzt :D

Der Mensch, so wie wir ihn kennen, hat sich aber eher in unwirtlichen Gegenden entwickelt, als er aus dem Dschungel herauskam und in die Steppe oder im Norden in die Eiszeit geriet.
Im Dschungel, wo alles an den Bäumen hängt, gibt es keinen Grund, warum man ein Hirn entwickeln sollte.
Ich habe gehört, Menschenbabys hätten mit den höchsten Fettanteil im ganzen Tierreich, sogar einen höheren als Eisbären oder Robben, was dadurch zu erklären ist, dass junge Menschen lange Zeit vom Hungertod bedroht waren und deshalb im Mutterleib raffen mussten, was nur ging, um später zu überleben.
Zweitens habe ich gehört, der Genpool der Menschheit sei sehr homogen, was darauf hindeute, dass die Menschheit einmal fast ausgestorben war, nur ein paar Exemplare hätten überlebt.
Ich kann nicht mit Sicherheit bezeugen, dass beides stimmt, wie gesagt, ich habe es nur gehört, aber das deutet nicht darauf hin, dass wir genetisch auf harmonische Zustände ausgerichtet sind.
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Ina






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 16.2.2006 um 23:50


@dian nochmal, ich bin mit ein paar Beispielen deiner Opfertiere nicht zufrieden.

Es gibt außer Feigheit noch andere Gründe, warum man nicht kämpft, vielleicht sieht man einfach nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Um auf ein Beispiel zurückzukommen, das du einmal gebracht hast: Du hast gemeint, im Russlandfeldzug seien nicht jene die Helden gewesen, die bis zum letzten Atemzug für ihr Vaterland gekämpft hatten, sondern jene, die die Sinnlosigkeit dieses Krieges erkannt hatten und desertiert seien.
Nun, aber auch die "Opfertiere", die nicht weitermachen wollten, sich in den Schnee legten und starben, waren auf ihre Weise heldenhaft. Denn was wie endgültiges Gebrochensein aussieht, kann ebenso die Weigerung sein, es bis dahin kommen zu lassen. Es könnte sein, dass man sein Leben aufgibt, um sich nicht die Seele rauben zu lassen, indem man zu etwas würde, das man nicht sein will.
Ähnliches gilt für dein Beispiel mit dem Jugendlichen, der sich wegen schulischem Druck umbringt. Die wirkliche Niederlage wäre in meinen Augen gewesen, sich so lange um Anpassung zu bemühen, bis es geht, also z.B. die Schule zu wechseln, einen schlechten Abschluss zu machen, um eine Lehrstelle zu betteln, um einen Job zu betteln, darum betteln, den Job behalten zu dürfen usw. (also so ziemlich das, was einem ein Psychologe in diesem Fall beibringen würde - normale Lebensfähigkeit halt *löl*).
Das Maß an seelischer Kraft, das man besitzt, kann man nur begrenzt beeinflussen, ebenso können manche Leute wenig dafür, dass sie dumm sind. Und so war er vielleicht nicht fähig, sich frei zu kämpfen (und sah wohl auch nicht, wozu das gut sein sollte), aber durch den Selbstmord ließ er nicht zu, gebrochen zu werden. Er zog somit den Tod einem Leben vor, das nicht überdurchschnittlich unbequem, aber irgendwie erbärmlich geworden wäre. So etwas ist heldenhaft.

Klar, vielleicht war er ja wirklich nur feige, verlor wegen so etwas etwas Blödem wie schulischem Druck völlig den Durchblick und brachte sich schließlich aus Dummheit um. Ich will nur sagen, dass es auch andere Wege gibt, die zum selben Ergebnis führen.

Naja, ich sehe schon, ich hab mich ein bisschen verstiegen. Hoffentlich wird trotzdem halbwegs klar, was ich meine (auch wenn wir offenbar nicht vom selben Stern sind :12: ).
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dian




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[*] Verfasst am: 17.2.2006 um 00:22


@ Maria:
Zitat
Ähnliches gilt für dein Beispiel mit dem Jugendlichen, der sich wegen schulischem Druck umbringt. Die wirkliche Niederlage wäre in meinen Augen gewesen, sich so lange um Anpassung zu bemühen, bis es geht

Ja. Selbstmord ist in gewisser weise natürlich die ultimative Rebellion gegen das Establishment.
Man sagt allen "Leckt mich am Arsch!" - Der Schule, den Eltern, den Freunden, den Medien, sogar dem Lieben Gott, der einem dieses Leben zugeteilt hat...
Ich wäre auch der Letzte, der da kein Verständnis dafür hätte. Nur glaube ich eben, dass das Leben ein Videospiel ist. Und wenn ich in höchster Bedrängnis den Stecker aus der Dose ziehe, kann ich natürlich mit Fug und Recht behaupten, dass es dem Endgegner nicht gelungen ist, mich fertig zu machen... wirklich befriedigen würde es mich aber wahrscheinlich nicht. ;)
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[*] Verfasst am: 17.2.2006 um 05:46


Naja, @Dian, daß es bei dem Spiel ab und an mal zu einem Strom - oder Systemausfall kommt und man das alles erstmal neu starten muß, daran kann man sich auch gewöhnen, gehört zum Spiel und macht es auch zumindest nicht uninteressanter.
Aber selber würde ich den Stecker nur ziehen, wenn gar nix mehr läuft, dafür ist es viel zu interessant, das System erstmal zu überladen.

Ob man das mit den billigen Lebensmitteln wirklich ausnutzen sollte, @Maria, weiß ich nicht. In Wahrheit sind sie ja noch viel preiswerter, als das, was wir dafür bezahlen, weil wir ja die ganzen milliardenschweren EU - Subventionen schon durch unsere Steuergelder gezahlt haben und damit auch die ganzen Lebensmittel, die wir zahlen, eigentlich schon lange bezahlt haben, bevor wir sie kaufen (zumindest diejenigen von uns, die schon mal Steuern wie Lohn - und Einkommensteuer gezahlt haben und Mehrwertsteuer zahlt eh jeder).
Aber diese Subventionen nehmen auch den anderen Staaten, denen es eben nicht so toll geht, die Möglichkeit, preiswert in unsere Länder zu exportieren, weil die natürlich nicht mit den Mrd. an Subventionen mithalten können, die wir dafür aufbringen.
Es bringt aber auch nix, wenn wir jetzt nur noch "fair" gehandelte Waren kaufen, denn es ist nicht Aufgabe von Kleinverdienern die Welt durch ihre Konsumwünsche zu ändern, sondern es ist eigentlich Aufgabe derjenigen, die selber unterdrückt sind, was daran zu ändern. Denen würde ich eher Hilfe in Form von politischen Unterricht geben als in Form vom Kaffee - oder Schokoladenkauf., sonst übertragen wir nämlich daß hier schon geltende perverse System von Anpassung an den normalen Markt auch noch auf die armen Ländern und packen die wieder in eine Opferrolle.

Zur Frage der Entwicklung von Menschen ist zumindest zu sagen, daß eben nur die Arten der Menschen überlebt haben, die auch eine hohe Anpassungsfähigkeit zur Umgebung hatten, also der homo sapiens eben. Der ist allerdings noch immer recht unterschiedlich ausgeprägt, was sich an manchen in ganzen Ethnien vorhanden Eigenarten der Körperpsyche zeigt (z.B., daß Asiaten kein Milcheiweiß vertragen).
Es gab aber auch durchaus schon ganz gut und hirnmäßig normal entwickelte Nomadenstämme, die eben nicht seßhaft waren und keinen Ackerbau betrieben, allerdings war eben gerade dann bei denen die Notwendigkeit gegeben , @clairesun, sich auch von Fleisch ernähren zu wollen. Die rein vegetarisch lebenden Menschenarten waren schneller seßhaft geworden als eben die Jäger und Sammler. Irgendwo hat sich das dann eben vermischt und die Fleischfresser haben sich durchgesetzt, weil es eben, wie @Maria schon schrieb, es einfacher war in vielen Gegenden, sich auch fleischliche Nahrung als Zusatzernährung anzueignen, da man eben als Mensch nicht so einfach nur von Steppengras und Plankton leben konnte.

Aber wenn Du trotzdem mal so einen Thread mit dem Planspiel eröffnen willst, fände ich das interessant, wie das funktionieren sollte. Mach´das mal!
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[*] Verfasst am: 17.2.2006 um 17:00


oh je oh je - ich wollte definitiv keine erneute diskussion über vegetarismus oder so starten!!!
ja, eine jägerkultur ist ja auch natürlich hier in diesen gefilden - da hätte man trotzdem noch genug zeit für andere dinge.
es ging nur darum, dass man sich ja irgendwie ernähren muss - und überleben muss - wenn man eben nicht in dieser kapitalistischen gesellschaft mit machen will.
ich wollte rüberbringen, dass es nicht so einfach ist, und dass man das bedenken sollte, wenn man gegen diese gesellschaft wettert - dass es schwierig ist OHNE sie zu leben.
das braucht am anfang ziemlich viel arbeit. gut, wird wohl nicht funktionieren irgendwo ein gebiet zu kaufen, ein paar büffel auszuwildern und dann indianer zu spielen - obwohls ja auch ne theoretische möglchkeit wäre... ;-)

ich wollte mich selbst und alle anderen nur dazu anregen, mal drüber nach zu denken, wie es möglich wäre wirklich praktisch ohne diese gesellschaft zu leben - was wir uns hier ja irgendwie alle wünschen (davon bin ich mal ausgegangen - aber korrigiert mich...)

ja, dann setzt ich mich die tage mal dran, was ich denn in so nem thread schreiben würde und eröffne ihn dann
clairesun
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[*] Verfasst am: 18.2.2006 um 03:33


Jau, mach´das mal, @clairesun!
Klasse Idee!

Kannst ja erstmal mit einer grundsätzlichen Gedankensammlung von allen anfangen, denn aufgrund Deines Einwandes und dem von @Maria fällt mir auch schon auf, daß ich vielleicht doch in der Gesellschaft leben, aber trotzdem autonom von ihr sein will. Also ich habe zumindest nix gegen eine arbeitsteilige Gesellschaft.
Mir würde das Arbeiten in der Landwirtschaft bestimmt keinen Spaß machen, aber ich denke, es gibt auch genug Menschen, die keinen Spaß dabei haben, vollgeschissene Pampers von erwachsenen geistig behinderten Menschen weg zu packen.
Aber fang´mal mit dem Thread an, @clairesun, dann können wir ja über so was alles noch reden.
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