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étoile-filante
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Verfasst am: 7.5.2007 um 22:49 |
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Zivilcourage und wegsehen
folgendes ist mir letzte Woche passiert:
auf dem weg zum Sport stand ich an der Bushaltestelle, als ein besoffener Russe zwei etwa elf oder zwölf Jahre alte Mädchen, die auf der Rasenkante
auf dem Fußboden saßen, anquatschte und versuchte ihnen, für irgendwas 20 € anzudrehen. vielleicht wollte er sich eins mit nach Hause nehmen. ich
weiß es nicht.
die Haltestelle befindet sich direkt vor einem großen Einkaufszentrum. Es standen also überall erwachsen Menschen und vor allem auch kräftige
Männer rum, die hätten einschreiten können. Aber alle gucken nur, manche drehen sich sogar weg. Also muss ich ( 1,58 m kleines 16jähriges
Mädchen) zu diesem sturzbetrunkenen Typen hingehen. ich sehe das ehrlich gesagt nicht ein.
jedenfalls hab ich dann von irgendwoher ein bisschen Mut zusammen gesucht und bin hingegangen. einer muss ja den ersten Schritt machen, hab ich mir
gedacht, dann kommen die anderen sicher zu Hilfe...
Ich hab ihn dann angesprochen: "würden Sie bitte die Mädchen in Ruhe lassen? Ich bin sicher, die brauchen Ihr Geld nicht". Da hat er sich
aufgerichtet und gelallt, er wöllte ihnen doch nur was gutes tun und ich hab mich wiederholt. Er kam auf mich zu und stellte sich ganz nah vor mich,
so dass ich ihn nicht mehr direkt ansehen konnte sondern zu ihm aufblicken musste. Er war über einen Kopf größer als mich und überschritt
eindeutig meine Wohlfühldistanz. Er hätte mir quasi auf den Kopf spucken können. Dann fängt er an zu erzählen, er wäre der dritte
Klitschko-Bruder und nach zwei Schlägen würde ich am Boden liegen. Ich hab zufällig auf seine Hand geschaut und gesehen, dass ihm zwei Fingerkuppen
fehlten. Die hätte er als Offizier in Novosibirsk verloren, er wäre dort ein ganz hohes Tier gewesen und ich solle mir bloß überlegen wie ich mit
ihm rede. Ich hab ihn nicht ganz verstanden weil er so lallte und nen ziemlich starken russischen Akzent hatte und da ist er sauer geworden. Ich roch
die ganze Zeit den Alkohol aus seinem Mund und wusste nicht, wie enthemmt er schon war. ich hatte wirklich richtig Angst, mein Herz schlug bis zum
Hals und ich musste mich extrem konzentrieren um meine Stimme ruhig und fest zu halten und nicht zu zittern oder einen Schritt zurück zu machen. Das
hätte ihn noch bestärkt. Jedenfalls fing er dann an, meinen anzufassen, hat mich immer so mit einer paar Fingern zur Seite geschubst. Und er fing
an, mich zu duzen. Mittlerweile hatte ich wirklich riesige Angst ,wie das ausgehen sollte. Und rundrum, die Leute? Die schauen zu (wenn überhaupt)
oder sehen in eine andere Richtung. Manche stecken sich demonstrativ die Kopfhörer in die Ohren und drehen sich weg. Ich , die ich nun alles andere
als kräftig gebaut bin oder sonst irgendeinen Vorteil gegenüber dem Russen hatte, steh dort ganz alleine und muss mir gefallen lassen, dass der mich
antatscht und bedroht.
Glücklicherweise wurde er dann vom ankommenden Bus abgelenkt. Es war seiner. Eigentlich wollte ich auch mitfahren, aber ich hab in gerne fortfahren
lassen. Zum Abschied hat der Typ mir noch zugerufen "wir sehen uns noch" und ist eingestiegen.
Ich hab aus dem Vorfall gelernt, dass man sich auf Zivilcourage nicht verlassen kann. Jeder ist sich selbst der nächste. Aus dem Grund werde ich
wieder helfen. Ist ja auch gut für's Ego, so eine kleine Heldengeschichte ;-) . Aber ich werde es anders machen. Ich werde jemanden ansprechen und
zu zweit hingehen. Und wenn ich bedroht werden sollte, werde ich rufen und auf mich aufmerksam machen, damit niemand sich einfach wegdrehen kann!
Welche Erfahrungen habt ihr schon zum Thema Zivilcourage gemacht? Wie sollte man eurer Meinung nach in Gefahrensituationen reagieren?
Was denkt ihr, ist diese Wegseh-Mentalität reiner Selbstschutz oder vielleicht pure Sensationsgier?
Ich freu mich auf eure Berichte!
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Black Sunshine
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Verfasst am: 7.5.2007 um 23:07 |
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Die Leute die drum rum stehen haben einfach Angst, Angst etwas falsches zu sagen, Angst Prügel zu kassieren, Angst sich zu blamieren. Deshalb schauen
viele weg, es ist nicht ihre Sache, also warum sich in die Sachen anderer einmischen?!
Bei mir war das mal so, ich hatte früher aus, ging zum Busbahnhof, wo viele Leute auf dem Bus warten. Da schlief dann eine alte Frau, spärlich
bekleidet auf ner Bank. Keiner hat sich um die gekümmert...Bin dann zu ihr hin und hab sie versucht anzusprechen, zeigte nicht wirklich ne Reaktion.
Als ich dann mein Handy rausgeholt habe, kam aus einem Geschäft eine Frau rausgelaufen die mir mitteilte, dass der Krankenwagen schon unterwegs war.
Der kam dann auch keine Minute später...
Ich frage mich echt ob manche Leute blind sind, bzw. einfach nur Angst haben zu der Frau hinzugehen und zu fragen ob alles OK sei. Hätte am nächsten
Tag in der Zeitung gestanden: "Frau in unserer Stadt erfroren" , hätten sich alle aufgeregt und gewundert wie denn so etwas hätte passieren
können.
Wenn dir so etwas noch mal passieren sollten, dann sprich die Leute die um dich rum stehen und weg sehen an: "Sie da mit der roten Jacke, warum
schauen sie weg, ich brauche Hilfe!" So sind die Leute konfrontiert und können sich nicht mehr in der Masse verstecken.
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scaydcast
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Verfasst am: 8.5.2007 um 00:18 |
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Respekt, dass du dich das getraut und in deiner Situation so gehandelt hast. Sollte mehr so Menschen geben. Aber Zivilcourage ist etwas, was einem
heutzutage schon fast per Gesetz verboten wird. Ein Freund von mir war mal beruflich Begleitfahrzeugführer (son Typ, der in den Blinkerautos vor
Schwerlasttransporten herfährt), sprich: Er hatte ne Maschine mit warntechnischer Vollausstattung.
Eines Winters, die Straße spiegelglatt und die Sicht unter 5m, fuhr er auf ner Autobahn und direkt hinter einer Kurve war auf der linken Spur ein
Auto liegengeblieben, der Fahrer bewusstlos. Folglich konnte niemand ein Warndreieck aufstellen oder Hilfe holen und das nächste Fahrzeug, was auf
der linken Spur gefahren wäre, wäre dem Wagen reingeknallt und hätte dadurch den Fahrer warscheinlich sogar getötet. Also hat mein Freund seinen
Wagen mit angeschalteten Blinkern und einem Pfeil nach rechts vor der Kurve aufgestellt, sodass jeder dazu gezwungen war, nach rechts auszuweichen und
somit nicht auf den Wagen prallte. Danach hat er Hilfe gerufen, Polizei usw.
Ein paar Wochen später hatte er eine Vorladung vor Gericht, wo er wegen illegalen Einsetzen von Warnlichtern angeklagt wurde und zu ner Geldstrafe
verdonnert wurde. Da hat er dem Richter auch gesagt, dass die mit solchen Urteilen dafür sorgen, dass keiner mehr auf den Straßen hilft. Dafür gabs
gleich nochmal ne Geldstrafe. Aber ich denke, sowas ist die Ursache, warum die Leute - selbst wenn andere neben ihnen verrecken - lieber wegschauen,
als für sie einzustehen. Die Konsequenzen von Hilfe in der Öffentlichkeit sind heutzutage schon fast schlimmer als das Verbrechen selbst. Und
niemand weiß, wo er sich in diesem Rechtssystem dann wieder reinreitet. Auf der einen Seite unterlassene Hilfeleistung, auf der andren Seite eben
sowas.
Und zum anderen ist mir aufgefallen: Was war der Typ? Besoffen. Was richtet Alkohol u.a. also an? Szenen wie diese. Und wieso trinke ich nicht? Fragen
über Fragen...
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Soulmirror
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Verfasst am: 8.5.2007 um 00:19 |
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[QUOTE]Ich werde jemanden ansprechen und zu zweit hingehen. Und wenn ich bedroht werden sollte, werde ich rufen und auf mich aufmerksam machen, damitniemand sich einfach wegdrehen kann![/QUOTE]
da haste eigentlich schon die besten lösungen für solche situationen(für dich) ja schon gewählt denke ich mal.
naja grundsätzlich ists ja mit zivilcourage eh nicht weit her und darauf zu hoffen ist meißt vergebens.
wie man sich so verhalten soll kommt wohl immer auf die situation einzeln an. also es ist halt schon ein unterschied obs nen besoffener russe, ein
aufdringlicher alter wichser oder obs 4 assi kanacken sind. meißt läufts halt irgendwo auf diese 2 grundrichtungen hinaus: entweder kuschen und eben
auf diplomatie machen, bzw. den spacken ihren tropfen bestätigung geben und hoffen, dass es glimpflich ausgeht oder eben zurückmaulen und sich
selbst groß darstellen.
was im endeffekt angebrachter ist, muss man wohl für sich selbst und wohl auch von der situation her entscheiden. bei dem selber rummaulen kommt man
meißt wohl besser bei rum oder man kriegts richtig ab. ist halt son bissl alles oder nichts entscheidung. richtig scheiße kanns aber auch laufen
wenn man schwäche zeigt und sein gegenüber sich dann richtig ausleben will an einem.
naja die goldene regel gibts da wohl nicht und deswegen ist man meißt gut dran wenn man freunde hat die bei sowas mit einem aufs maul kriegen wenns
drauf ankommt, auch wenn meißt bei so situationen keiner dabei ist
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M.F
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Verfasst am: 8.5.2007 um 00:49 |
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DA ich mich nen bischen mit SV und so beschäftigt habe, muss ich leider sagen:
Wenn man keinen Ärger mit unserem Rechtssystem will, ist Weggsehen am besten.
Mh moralisch ist wieder ne andere Sache...
Vielleicht scuh ich mal morgen nen par nette Fälle raus, wo Zivilcourage vom Gericht belohnt wurde.
Man darf sich in Deutschland einfach nicht verteidigen, ohne Angst vor rechtlich konsequenzen zu haben.
Also wenns einen Selber betrifft oder gute Freunde, bin ich der Meinung, sollte man einfach alle tun was in der Situation notwendig ist.
Bei Fremden ist das sone Sache....
Ich würd warscheinlich einfach danach handeln was mir mein Gefühl in der Situation sagt.
Immerhin ist jede anders.
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Tetrarchos
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Verfasst am: 8.5.2007 um 03:25 |
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Im extremen Ernstfall, bei körperlicher Belästigung durch einen überlegenen Täter, soll folgender Trick überraschende Ergebnisse erzielen:
Man wirft sich laut schreiend zu Boden und täuscht möglichst intensiv einen Anfall vor!
Erstens steigt dadurch zumindest etwas die Chance, daß weitere leute aufmerksam werden.
Zweitens wird dadurch der Täter mit einer Situation konfrontiert die ihm zu 100% nicht geheuer ist. Der Täter wird instinktiv befürchten das man
IHN mit diesem Anfall in Verbindung bringen könnte und das es etwas sehr schlimmes sein könnte. Bei fast allen Täter löst das SOFORTIGE FLUCHT
aus, also sie brechen die Belästigung ab!
Und wisst Ihr wo das empfohlen wurde? Als taktischer Ablenkungs- oder Betrugstrick in einem Lehrbuch über Ninjas-Krieger! Wahres Ninjutsu bedeutet
nicht brutalsten Nahkampf, sondern maximale MANIPULATION der Umwelt und Mitmenschen, mit dem GERINGSTEN Mittel. Im Unterschied zum Samurai benutzt der
Ninja dabei auch Methoden, die ihn scheinbar der Lächerlichkeit preisgeben. Sogar vortäuschen von Schwäche oder Krankheiten gehört dazu!
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...
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Verfasst am: 8.5.2007 um 04:10 |
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Immer eine Einzelfallfrage, denke ich auch.
In diesem Beispiel, @étoile-filante, waren das zwei Mädchen, von denen eines aufstehen hätte können und um Hilfe bitten
können.
Wäre für mich in dieser Situation kein Grund gewesen, einzugreifen, sofern ich keine unmittelbare Einwirkung von physischer Gewalt gesehen
hätte.
Der erste Schritt wäre dann aber auch gewesen, dass ich nachgefragt hätte, ob die Hilfe überhaupt brauchen.
Es gibt da, außer einen Helferkomplex auszuleben, eben auch noch die persönliche Autonomie des einzelnen. In diesem Falle wären eben die beiden
Mädchen auch für ihr Verhalten verantwortlich, sofern sie keine Hilfe holen oder niemanden fragen, ob er behilflich sein könnte.
Ich persönlich schätze bei rein verbalen Belästigungen eher die Eigenverantwortung des Belästigten, der mich fragen kann, wenn er Hilfe braucht.
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Unmensch
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Verfasst am: 8.5.2007 um 05:40 |
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Zitat | Original von scaydcast
Da hat er dem Richter auch gesagt, dass die mit solchen Urteilen dafür sorgen, dass keiner mehr auf den Straßen hilft. Dafür gabs gleich nochmal ne
Geldstrafe. |
Ganz so war es ja wohl nicht. Was war denn der wirkliche Grund? War er in Rage, hat er offene Drohungen ausgesprochen oder ist laut geworden?
Ansonsten auch meinen Respekt an étoile-filante. Tolle Aktion!
Leider sehen wirklich zu viele weg, aber wie es schon erwähnt wurde, ist das Ansprechen der vorbeilaufenden Masse immer noch die beste Methode. Sie
fühlen sich einfach nicht zuständig, wenn sie angesprochen werden, stecken sie aber zwangsläufig mit drin. Nur wer wirklich oberfeige ist, wird
auch dieses angesprochen werden ignorieren. In so einem Fall bleibt einem natürlich nur übrig, selbst etwas zu unternehmen. Dass fast jeder heute
ein Handy hat, ist endlich mal ein Vorteil an diesem Konsumwahn. Und falls nicht, dann spricht man umherstehende Leute darauf auf, die Polizei zu
verständigen, das erfordert immerhin viel weniger Mut, als selbst Hand anzulegen.
Dafür empfiehlt sich dann natürlich durchaus eine Kampfsportart, wenn man sie denn beherrscht. Ich bin mir sicher, dass bekommt man aber auch so
hin, wenn man nicht gerade der Grobmotoriker vom Dienst ist. Das grösste Problem ist wohl vielmehr den Mut für den ersten Schritt zu haben. Aber
angesichts, dass einem jemand körperlich überlegen ist, aber dafür z.B. angetrunken und dadurch wieder benachteiligt, ist das für einen selbst
schon mal von Vorteil. Zudem ist der Überraschungseffekt immer auf der eigenen Seite. Im Falle von étoile-filante kam es zu keinerlei
Handgreiflichkeiten, dennoch ist die Situation gut ausgegangen, auch wenn der Herr natürlich augenscheinlich die Oberhand bewahren musste (merkte man
dann auch an seinem Schlusssatz).
Im Grunde kann man aber auch so eine Überheblichkeit bremsen. Worte reichen da schon. Wenn man übertrieben laut und scharf spricht, schüchtert das
extrem ein, zumal damit nicht gerechnet wird (schon gar nicht, wenn man vom Körperbau so gar nicht der Typ für sowas ist). Aber der Täter wird
erschrocken sein, wenn man überzeigend genug überbringt - oder wenn einfach die passende Körpergrösse dafür besitzt, dann hat man die Runde im
Grunde sowieso schon gewonnen. Und selbst wenn nicht, die ersten Sekunden ist der Gegenüber auf jeden Fall eingeschüchtert und muss sich neu ordnen.
In diesem Fall setzt wieder der Überraschungsvorteil ein. Man zückt entweder sein mitgeführtes CS-Gas, ruft um Hilfe, gibt dem Täter einen
ordentlichen Tritt vor das Schienbein oder nimmt einfach die Beine in der Hand, sollte die Situation wirklich so aussichtslos sein, dass sie das
erfordert bzw. wenn eine ganze Horde einem ganz klar überlegen ist. In so einem Fall dienen die eben aufgezählten Möglichkeiten natürlich nur
dafür, heil aus der Situation rauszukommen, nicht unbedingt dafür, die Gegner zu besiegen oder gar K.O. zu schlagen.
Ich würde übrigens jedem empfehlen, zumindest gedanklich mal so eine Situation durchzuspielen und sich dabei zu überlegen, wie er denn selbst
handeln würde. Ok, jetzt habe ich schon einige Dinge genannt, das käme jetzt nicht mehr so spontan, ist aber egal, Hauptsache man weiss sich
überhaupt zu helfen. Und das ist leider nicht der Fall, wenn man noch nie in einer ernsten Situation gesteckt hat und das dann so überraschend
kommt, dass man erst mal gelähmt ist und sich nicht zu helfen weiss. Und falls doch, dann wahrscheinlich genau das falsche tut. Daher sich lieber
vorher mal einen Kopf machen; heutzutage kann man es gebrauchen, und mit Hilfe von aussen hat man sowieso erst mal nie zu rechnen.
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dian
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Verfasst am: 8.5.2007 um 11:13 |
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@ étoile-filante:
Respekt. Das war sehr mutig von dir... kannst stolz auf dich sein!
Generell ist es aber so eine Sache mit der Zivilcourage. (Nicht, dass ich euch aus Prinzip wiedersprechen wollte... aber ich möchte einfach jetzt
auch mal die andere Seite davon beleuchten.)
Die Grenzen von Zivilcourage und Denunziantentum können nämlich sehr fließend sein.
Im Fall von zwei Mädchen, die von einem Besoffenen belästigt werden, ist der Sachverhalt natürlich klar.... wenn man da hilft, tut man garantiert
nichts Falsches.
Aber wie ist es mit dem Autofahrer, der einen anderen Wagen beschädigt und dann abhaut.
Soll man sich die Nummer notieren und der Polizei melden? Also ich würde das nicht tun (höchstens vielleicht, wenn ich den Fahrer sehen könnte und
er mir optisch eindeutig dermaßen unsympathisch ist, so dass ich fände, dass er eine harte Strafe verdient hätte)
Denn wenn ich ihn anzeigen würde, wäre ich dann wirklich ein Held, oder nicht etwa bloß ein Helfer des Bullenstaates bzw. der bürgerlichen
Justizgesellschaft, die ich ja eigentlich ablehne? Vielleicht nehmen die dem Mann dann den Führerschein ab, er verliert seinen Job und bringt sich am
Ende um... nur, weil er einmal die Nerven verloren hat bzw. einfach keinen Bock auf die Herren in Grün hatte. (was ich ja schlecht jemandem vorwerfen
kann)
Außerdem gibt es ja oft den Fall, dass sich bei einer Prügelei beide Parteien prügeln wollen. Wenn die freundliche Russen-Gang sich mit ein paar
angetrunkenen Kosovo-Albanern anlegt, würde ich da auch nicht unbedingt einschreiten wollen... egal, wer von denen da nun mit dem Streit angefangen
hat.
Ein weiteres gutes Argument GEGEN Zivilcourage ist auch immer:
"Ich würde mich ja einmischen, wenn ich eine Schusswaffe besitzen dürfte. Aber eine Gesellschaft, die mir verbietet, mich angemessen gegen Gewalt
verteidigen zu können, kann nicht von mir erwarten, dass ich mir ihretwegen blaue Flecken oder irgendwelche schlimmeren Verletzungen hole."
Bin ja schließlich kein Masochist... :D
Wie gesagt, wenn eindeutig hilsbedürftige Personen wie kleine Kinder oder wehrlose Alte in Bedrängnis sind, verlangt es schon mein Ehrgefühl, dass
ich da eingreife. Aber in allen anderen Fällen wäre ich sehr vorsichtig und würde mir zweimal überlegen, wie ich reagiere.
Wenn ich beispielsweise auf der Straße beobachte, wie ein Gartenzwerg einen Kollegen mit einem Messer ermordet, muss das nicht zwangsläufig ein
echter Mord sein... sondern es könnte sich dabei durchaus um die Dreharbeiten für eine dämliche Comedy-Sendung handeln. Wenn ich dann einfach
hingehen und den mit dem Messer umhauen würde, könnte ich juristisch wirklich Ärger bekommen.
Nee, die heutige Gesellschaft hat es wirklich nicht verdient, dass man sich für sie die Hände schmutzig macht. Für einzelne Individuen, die einem
sympathisch erscheinen, ja. Aber nicht für das "Funktionieren des Gemeinwesens" oder ähnlichen Scheiß.
Da muss ich auch an den spießigen Familienvater denken, der meinte, einen Fahrer, der zu schnell durch die 30er Zone gefahren ist, persönlich
verfolgen und in Polizeimanier stellen zu müssen. Tja, der ist dann von dem Fahrer erschossen worden. Und irgendwie hatte ich nicht mal Mitleid.
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scaydcast
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Verfasst am: 8.5.2007 um 13:28 |
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Zitat | Original von Unmensch
Ganz so war es ja wohl nicht. Was war denn der wirkliche Grund? War er in Rage, hat er offene Drohungen ausgesprochen oder ist laut geworden?
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Der Richter hat sich angepisst gefühlt, vor versammelter Mannschaft so etwas an den Kopf geworfen zu kriegen, indem mein Freund sein ausgesprochenes
Urteil ruhigen Tones so kommentiert hat? Weiß ich, ob der Richter einen schlechten Tag hatte oder was da vorgefallen ist, mir wurde es von meinem
Freund so erzählt und ich habe es 1:1 wiedergegeben. Aber cool, dass du weißt, dass es ganz so ja wohl nicht war. Wie kannst du das? oO
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Hansi
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Motto: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
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Verfasst am: 8.5.2007 um 13:56 |
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also erstmal auch von mir meinen größten respekt @étoile-filante. also ich finde auch, dass du das richtig gemacht hast. aber für mich ist das
sone sache mit den wegschauenden leuten, da ich nicht weiß wie ich selbst reagieren würde, wenn ich mal in sone situation kommen würde (war ich bis
jetz noch nich). jetzt wenn ich hier so sicher hinter dem pc hocke, sag ich mir auch ich würde eingreifen, nun bin ich aber ein extrem
emotions-gesteuerter mensch, d. h. je nach situation kann ich da jeden guten vorsatz über den haufen werfen. kommt natürlich auch immer darauf an,
wie ich mein gegenübereinschätze. umso mehr respekt hab ich dann vor leuten wie dir, die wirklich eingreifen. was ich wirklich nicht mag sind dann
leute, die aus purer gleichgültigkeit wegsehen, so nach dem motto: "was gehts mich an?!?". und ich weiß auch nicht mit welchem gefühl ich besser
leben könnte - der angst in einer brenzligen situation zu sein oder dem miesen gefühl nicht eingegriffen zu haben und mich schuldig zu fühlen. ich
denke zweiteres wäre zumindest bei mir genauso unangenehm. aber zumindest den guten vorsatz eingreifen zu wollen, sollte man sich fassen und dann
auch beherzigen.
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Tetrarchos
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Verfasst am: 8.5.2007 um 14:21 |
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1.91m, 100kg Lebendgewicht, meine unbedeutende Figur... :12:
Also Einzeltäter oder Halbstarke versuchen es bei mir zum Glück meist garnicht.
Höchstens eine Horde Schläger, oder durchgeknallte Typen die sofort eine Waffe ziehen.
Bisher hatte ich aber Glück. Wenn ich in der S-Bahn halbstarke sehe die mich oder andere Leute nerven, werde ich schonmal laut und schiebe meine
Körpermasse vor. Mit einem Blick auf meine Figur zerstreuen sich solche Kiddies dann in alle Windrichtungen. :12:
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Unmensch
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Verfasst am: 8.5.2007 um 14:31 |
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Zitat | Original von scaydcast
Aber cool, dass du weißt, dass es ganz so ja wohl nicht war. Wie kannst du das? oO |
Weil ich nicht glaube, dass das folgendermaßen abgelaufen ist:
Richter: ...damit ist das Urteil rechtsgültig. Die Verhaltung ist geschlossen.
Dein Freund: Finde ich nicht in Ordnung, damit entstehen doch nur neue Probleme!
Richter: Ich habe gesprochen und mein Wort ist Gesetz! Gerichtsdiener, führen sie den Herrn aus dem Saal und setzen sie anschliessend ein
Ordnungsgeld in Höhe von 100 Euro aus. Der Lümmel hat mir widersprochen!
Zitat | Original von dian
Aber wie ist es mit dem Autofahrer, der einen anderen Wagen beschädigt und dann abhaut.
Soll man sich die Nummer notieren und der Polizei melden? Also ich würde das nicht tun |
Und wenn es um deinen eigenen Wagen ginge?
Oder lass mich anders fragen: Da dieses verschwinden purer Egoismus ist und auch irgendwo von Feigheit und null Verantwortungsbewusstsein rührt,
würdest du dieses Unrecht (auch wenn es jetzt nur um etwas Blech geht) durchgehen lassen? Du würdest diesem schlechten Menschen (dass es einer ist,
zeigte er beispielhaft an seinem Verhalten) auch noch unterstützen und sich mit auf seine Seite stellen?
Also ich nicht. Sind solche Leute es doch schliesslich, welche die Welt auch im Alltag zu dem machen, was sie heute ist. Wie gesagt, mir würde das
schon gegen mein Gerechtigkeitsempfinden gehen und ich würde es melden - ganz egal, ob das etwas mit Denunziantentum zu tun hat oder nicht. Wer sagt
denn eigentlich, dass das etwas schlechtes ist? Ich war letzte Woche auch auf dem Revier und habe einen Umweltsünder gemeldet, der gut 10 Säcke mit
Müll und Chemikalien in die Natur direkt neben einen Bach gekippt hat. Habe ihn auch verpetzt, klar. Einfach weil ich so ein Verhalten
rücksichtslos, dreist, egoistisch und FALSCH finde. Werde ich jetzt von dir auch als Denunziant geächtet?
Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du es durchgehen lassen würdest, wenn jemand deine Fensterscheibe mit einem Hakenkreuz beschmiert, du ihn
noch deutlich wegfahren sieht und dir sogar das Kennzeichen gemerkt hast. Ich meine, letztendlich geht es ja auch nur um etwas Glas, aber du wärst
trotzdem sauer. Doch wenn andere sich in einer ähnlichen Situation genauso fühlen, dann wäre es dir seltsamerweise egal. Solange man deine Sachen
und dich in Ruhe lässt, ist die Welt in Ordnung. Das ist aber genau die Einstellung, die étoile-filante kürzlich erleben musste und es alle
umherlaufenden Passanten nicht interessiert hat.
Diese fehlende Zivilcourage, über die sich alle immer beklagen, gäbe es doch gar nicht erst, wenn die Leute auch mal über den Tellerrand blicken
würden und nicht immer nur dann etwas tun, wenn es ihnen an den eigenen Kragen geht. Und das fängt nun mal auch schon im kleinen an. Sei es nur
etwas Blech oder eine doofe, beschmierte Fensterscheibe.
Und da wir gerade dabei sind, möchte ich mal ein ähnliches Thema aufgreifen, was hier gut reinpasst, weil es auch eine Form von Courage ist. Und
zwar wurde das eben ja stark relativiert, was anschwärzen ist und was wirkliche Hilfe bedeutet. Nehmen wir jetzt aber mal an, jemand liegt hilflos
auf der Strasse und ihr seid die einzigen, die helfen könntet. Das Gesetz zwingt uns alle ja dazu, dass wir müssen, da wir dazu verpflichtet sind
und ansonsten Probleme kriegen wegen unterlassener Hilfeleistung. Wie seht ihr das? Wollt ihr euch vorschreiben lassen, wem ihr helft, auch wenn euch
dieser Mensch persönlich total unsympathisch erscheint oder ihr gar wisst, wie diese Person im Alltag drauf ist und was sie dort schon für Leid
angerichtet hat?
Wer würde wen liegen lassen? Das Gesetz zwing jedenfalls dazu, auch seinen grössten Feind zu helfen, selbst dann wenn er gerade mit einem Messer
einen selbst überfallen wollte, dann aber den kürzeren zog und nun schwer verwundet am Boden liegt.
Bin auf die Meinungen dazu gespannt.
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Tetrarchos
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Verfasst am: 8.5.2007 um 14:40 |
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Nehmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall an, ich finde zB Dieter Hundt (Arbeitgeberoberarschloch) bewusstlos irgendwo auf ner Straße liegen. Dann
gibts für mich nur eines: Schnell herumgeschaut ob mich sonst jemand sieht.
a) if NEIN dann abhauen!
b) if JA dann möglichst UMSTÄNDLICH UND VERZÖGERT Hilfe leisten. Etwa erst jemand anlabbern eine Bullerei (nicht sofort Krankenwagen!) zu rufen,
weil ich kein Handy habe... :12:
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quaid
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Verfasst am: 8.5.2007 um 15:35 |
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Zitat | @tetra:
ich kann das zwar nachvollziehen. jedoch stell dir mal vor, jemand leistet dir zu spät und ungenügend hilfe obwohl er es besser könnte, einfach
weil er dich flüchtig kennt und nicht leiden kann - und wegen der schlechten hilfeleistung wärst du auf langzeit geschädigt auf irgendeine art und
weise. das wäre doch scheisse, oder nicht?
jetzt, wo diese zweite seite beleuchet ist, wäre es vielleicht eine idee, dem mann aus deinem beispiel so gut wie möglich zu helfen, und ihm wenn er
sich dann bedanken will, zu sagen das man nur aus humanität gehandelt hat, die persönlichen differenzen aber groß genug sind das man eher abschau
empfindet .. oder irgendsowas eben.
ansonst wurde ja alles schon gesagt - wie man sich verhalten soll etc.
[@uote]Man wirft sich laut schreiend zu Boden und täuscht möglichst intensiv einen Anfall vor!
Erstens steigt dadurch zumindest etwas die Chance, daß weitere leute aufmerksam werden.
Zweitens wird dadurch der Täter mit einer Situation konfrontiert die ihm zu 100% nicht geheuer ist. Der Täter wird instinktiv befürchten das man
IHN mit diesem Anfall in Verbindung bringen könnte und das es etwas sehr schlimmes sein könnte. Bei fast allen Täter löst das SOFORTIGE FLUCHT
aus, also sie brechen die Belästigung ab! |
damit entkommt der typ allerdings. oder es wird noch schlimmer. besser wärs, wenn man die passanten dazu bringen kann, sich zu vereinen und den
täter festzuhalten.
im übrigen kann man nicht auf passanten zählen wenn man sie nicht direkt anspricht. es wurden sogar schon vergewaltigungen im ersten stadium auf
offener straße in diversen reportagen vorgetäuscht, ohne das sich jemand eingemischt hat.
p.s.: scady, woher hast du das avatar? der typ sieht dians avatar ja auffallend ähnlich^^
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M.F
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Motto: Kein Motto
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Verfasst am: 8.5.2007 um 16:35 |
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Zitat | Original von quaid
damit entkommt der typ allerdings. oder es wird noch schlimmer. besser wärs, wenn man die passanten dazu bringen kann, sich zu vereinen und den
täter festzuhalten.
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Also wenn du rechtlich auf der einigermaßen sicheren Seite sein wilst, dann auf KEINEN Fall den
Täter festhalten.
Wenn er verscht zu pflüchten und du hälst fest, schlägst nach etc dann ist das keine Notwehr mehr.
I
Ist zwar nen riesen Shit, aber das ist nunmal Deutschland.....
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scaydcast
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Verfasst am: 8.5.2007 um 17:03 |
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Zitat | Original von quaid
p.s.: scady, woher hast du das avatar? der typ sieht dians avatar ja auffallend ähnlich^^ |
*gg* Nur ne ungewollte Ähnlichkeit, die nichts mit dian zu tun hat Sind
die Nachwirkungen von einem exzessiven Dolby Digital Surround-Vendetta-Wochenende (Der Soundtrack .... WUAHHHH => http://vforvendetta.warnerbros.com/index2.html => Soundtrack => "Evey
Reborn" *wein*) und den damit verbundenen, abermals gewonnenen Erkenntnissen der Genialität, die hinter V's handeln stecken, derer nachzustreben
ich erneut bereit war, daher mein Gesinnungswandel, was Avatare und Signaturen betrifft Ist aber normal, dass ich von sowas dann schwärme, wenn ich die Größe wieder mal so intensiv gesehen und erlebt hab.
Ich finde die Motive, wie er im Film gehandelt hat, einfach nachahmenswert. Er hat nicht auf so Kleinlichkeiten geachtet, sondern ist die Wurzel
angegangen und das auf eine Art und Weise, die wir irgendwie noch nicht so drauf haben, wie wir könnten. Er hat den Rebellionsgeist in jedem
einzelnen der Mitbürger geweckt und brauchte hinterher nur noch ein "nichtsbedeutendes Symbol" setzen, der dann den Willen jedes einzelnen vereint.
Der offensive Kampf gegen das System, das "alles verändern wollen" war gar nicht die vordergründige Absicht, sondern eher das Aufwachen der
gesamten Nation, allerdings nicht als Ganzes, sondern jeder einzeln für sich. Und wenn jeder für sich einen Gesinnungswandel vornimmt, kommt daraus
dann automatisch eine einheitliche Gesellschaft, die den gleichen Zielen nachstrebt. Mal war es nötig zu reden (anfangs im Fernsehn), mal war es
nötig zu handeln, allerdings nicht in der Größe und Öffentlichkeit, sondern eher im Verborgenen, so dass nur ein paar eingeweihte davon erfuhren
(als er die Regierungsmitglieder killt, so dass keiner den Befehl zum Schießen geben kann). Er hatte einen Plan. Er hat nachgedacht. Er hat etwas
erreicht und eine Gesellschaft geschaffen, wo niemand mehr wegkuckt.
Wären wir auch so, wären solche Diskussionen über Zivilcourage gar nicht mehr notwendig, sondern es würde gar nicht erst zu so etwas kommen, weil
die Regierung dann auch wüsste, dass "irgendwer etwas dummes tun würde und daraufhin Chaos ausbrechen würde". Es sind die Ziele, die Motive, die
Beweggründe, die Hintergründe und Spitzfindigkeiten des Films, die mich dazu gebracht haben, von meinem jahrelangen Matrix-Look auf Vendetta
umzuschwenken. Die Zeiten der Aufklärung sind vorbei, für mich brechen jetzt die Zeiten der Taten an und da ist Vendetta die bessere Alternative.
Und an Dingen wie Avataren und Signaturen mache ich eben symbolisch fest, was sich grad tief in mir tut.
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Benway
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Verfasst am: 8.5.2007 um 17:19 |
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Unmensch schrieb:
[QUOTE]Und wenn es um deinen eigenen Wagen ginge? Oder lass mich anders fragen: Da dieses verschwinden purer Egoismus ist und auch irgendwo von
Feigheit und null Verantwortungsbewusstsein rührt, würdest du dieses Unrecht (auch wenn es jetzt nur um etwas Blech geht) durchgehen
lassen?[/QUOTE]
Ich würde mir die Einzelfallentscheidung jedenfalls immer vorbehalten. Das Fahrerfluchtdelikt ist nicht umsonst eines der am Besten funktionierenden
Überlbeibsel der NS-Gesetzbarkeit in Deutschland, der schwäbischen Denunziantenmentalität hier bei mir zumindest entspricht es 120%. Auch ansonsten
sehr fragwürdig: ein Bankräuber wird auch nicht einmal dafür bestraft, dass er sich unrechtmäßig bereichert hat und dann nochmal dafür, dass er
der Polizei bei seiner Auffindung nicht behilflich war.
Jedenfalls für mich gilt deshalb: bevor ich mir voreilige kategorische Imperative konstruiere, halte ich mir lieber die Entscheidung im konkreten
Fall nach moralischen Bauchkriterien frei - wenn man im eigenen Viertel einen Unfall beobachtet und die betroffenen Parteien beide kennt ist so ein
Fall nicht mal unrealistisch...keinesfalls würde ich da sofort zum Telefon rennen.
Was Zivilcourage allgemein angeht - die ist überraschend einfach, wenn man das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nimmt ...also ich hab die Erfahrung, dass die wenigsten Provokateure auf
Konfrontationskurs bleiben, wenn man auf ihre verbalen Vorstöße voll eingeht (und eine imposante körperliche Erscheinung bin ich nun wirklich
nicht) - es gibt schließlich dutzende leichtere Opfer in Reichweite.
Nun, die Strategie funktioniert, aber ab wann ich mich damit zugunsten wildfremder Menschen einmischen würde, kann ich nun echt nicht beurteilen,
einer so eindeutigen Situation wie von étoile-filante geschildert bin ich bewusst noch nie begegnet. Dazu kommt eben, dass ich selbst seit acht bis
zehn Jahren nicht mehr in der Situation war, mir zu wünschen, dass jetzt doch dringend ein anonymer Passant eingreifen und mich vor was auch immer
beschützen sollte - so dumm das klingen mag, evtl wäre das für mich ebenfalls eine Grenzüberschreitung, auf die ich sogar aggressiv reagieren
könnte.
Ach ja, und den Begriff "Zivilcourage" sollte man nun wirklich abschaffen, zum einen ist er sprachlich ein Totalausfall und zum anderen weckt er bei
mir immer Assoziationen an die bpp-Heftchen und sonstige neoliberale Propaganda, in denen er mit Vorliebe als Allheilmittel für all die extremeren
Ausfälle abgefiert wird, die es in einer Leistungsgesellschaft nun mal gibt. Überhaupt: statt Zivilcourage und Handeln nach abstrakten Maximen
lieber geplante Solidarität zwischen den Unterdrückten im allgemeinen und unplanbares Einschreiten aus Mitleid im Einzelfall.
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Unmensch
Beiträge:
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Verfasst am: 8.5.2007 um 17:29 |
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Zitat | Original von Benway
Was Zivilcourage allgemein angeht - die ist überraschend einfach, wenn man das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nimmt ...also ich hab die Erfahrung, dass die wenigsten Provokateure auf
Konfrontationskurs bleiben, wenn man auf ihre verbalen Vorstöße voll eingeht |
Wie soll das denn aussehen? Ein kräftiger Mann mit fortgeschrittenen Haarausfall und Bomberjacke hat sich einen türkischen Schüler gegriffen und
hat den Baseballschläger bereits ausgeholt. Und dann kommst du und machst erst mal Smalltalk?
Also mir ist schon klar, dass eigentlich jeder halbwegs intelligente Papagei so jemanden mit Worten überlegen ist und in die Knie argumentieren
könnte, aber genau aus dem Grund bevorzugt geschilderte Tätergruppe ja mehr Taten, statt Worte. Und ich glaube auch kaum, dass du gewisse Sprüche
besonders passend findest sie auszusprechen, wenn vor dir eine Horde deutlich überlegene Gegner steht, die gut und vor allem schnell darin sind, sich
von sowas provoziert zu fühlen und zuzuschlagen.
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Benway
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Verfasst am: 8.5.2007 um 18:04 |
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[QUOTE]Wie soll das denn aussehen? Ein kräftiger Mann mit fortgeschrittenen Haarausfall und Bomberjacke hat sich einen türkischen Schüler gegriffenund hat den Baseballschläger bereits ausgeholt. Und dann kommst du und machst erst mal Smalltalk? [/QUOTE]
Wie gesagt, ich kenn die Situation nicht, dazu lebe ich entweder in der falschen Gegend oder ich interessiere mich zu wenig für meine Mitmenschen und
schaue schon unbewusst weg. Ich kenne Grenzüberschreitungen nur von mir selbst: jemand macht einen verbalen Vorstoß und scheint auf einen Konflikt
aus zu sein...und da reicht es oft schon, unmissverständlich klar zu machen, dass man selbst nicht weniger weit gehen wird, mit verbalen Kunstgriffen
hat das gar nichts zu tun...wenn einem also in der Fußgängerzone ein oder zwei Leute hinterherlaufen oder wenn einem am Bahnhof ein beleidigender
Spruch hinterhergerufen wird einfach gleich umdrehen und nachhaken, meistens hat sich das dann erledigt.
Und wie gesagt, ich mache körperlich bestimmt niemandem Angst, Kampfsportarten beherrsche ich nicht und ich kann nicht mal verbal angemessen auf eine
Provokation eingehen um sie so zu entschärfen...aber trotzdem erscheint es mir logisch, dass es eine Menge leichterer Opfer geben muss als mich, die
einfach weitergehen, wenn sie angespuckt oder beleidigt werden und den Tätern so viel leichter zu habende Befriedigung bieten.
Und nein - ich habe keine Erfahrungen mit Bandenkriminalität, mit Baseballschlägern und Schusswaffen...bisher ging es bei mir nur um gelangweilte
Jugendliche und Dorfnazis, nicht um Vergewaltiger und Raubüberfälle...ach ja, und das eine Mal, dass ich von zwei Türken so angemacht wurde, hat
das auch nicht funktioniert und zu einem Gerangel geführt, aber das schieb ich bisher noch auf ein Problem mit der interkulturellen Kommunikation).
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dian
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Verfasst am: 8.5.2007 um 18:08 |
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@ Unmensch:
Zitat | Und wenn es um deinen eigenen Wagen ginge?
Oder lass mich anders fragen: Da dieses verschwinden purer Egoismus ist und auch irgendwo von Feigheit und null Verantwortungsbewusstsein rührt,
würdest du dieses Unrecht (auch wenn es jetzt nur um etwas Blech geht) durchgehen lassen? Du würdest diesem schlechten Menschen (dass es einer ist,
zeigte er beispielhaft an seinem Verhalten) auch noch unterstützen und sich mit auf seine Seite stellen? |
Eigentlich hat Benway schon für mich ausformuliert, was ich sagen wollte.
Du unterstellst dem fahrerflüchtigen Menschen ja pauschal, dass er "schlecht" ist, weil er den Besitz eines anderen Menschen beschädigt. Dabei
könnte er doch im Grunde genauso gut ein Anarchist wie du und ich sein, der gerade mit seinem schrottreifen Polo absichtlich den Daimler eines fiesen
Ausbeuter-Chefs gerammt hat, um dem eins auszuwischen, weil der ihn bei der ARGE angeschwärzt hat.
In dem ich mir nun pflichtgemäß sein Nummernschild aufschreibe und mich als Zeuge zur Verfügung stelle, lege ich sein Schicksal in die Hände eines
Beamtenapperates, von dem ich mindestens genauso viel Abscheu empfinde wie vor einem alkoholisierten Proleten, der mit seinem Auto ein Kind über den
Haufen fährt.
Ich kann dir nicht mal 100prozentig sagen, ob ich die Nummer von jemandem aufschreiben würde, der gerade mein Auto gerammt hat... selbst da müsste
ich erst mal überlegen, was mir wichtiger ist... eine Welt, in der Anarchie und Chaos herrscht, oder der materielle Schaden, der mir durch diese Tat
entstanden ist.
Naja, du kennst ja meine Meinung zu Selbstjustiz und dergleichen. Ich würde mir also vielleicht seine Nummer aufschreiben, dann selber nachschauen,
wo er wohnt, und ihm dann die Bude abfackeln. So würde das in meiner Welt geregelt werden. Schon klar, du erzählst mir jetzt wahrscheinlich wieder,
dass der dann auch wiederum sauer auf mich wäre und mir dann auch die Bude abfackeln würde oder so... aber du kannst mir ruhig glauben, ich würde
dann schon darauf achten, dass er auch mit in der Bude drin ist wenn sie brennt und keine Zeugen da sind, die mich mit der Tat in Verbindung bringen
könnten. Jedenfalls, wenn mir mein Auto so wichtig wäre, dass ich es unbedingt gerächt wissen wollte.
Das heutige anonyme, automatisierte Justizsystem jedenfalls verachte ich.. und da müsste schon sehr viel passieren, dass ich diesem System neues
Futter anliefern würde.
Zitat | Wollt ihr euch vorschreiben lassen, wem ihr helft, auch wenn euch dieser Mensch persönlich total unsympathisch erscheint oder
ihr gar wisst, wie diese Person im Alltag drauf ist und was sie dort schon für Leid angerichtet hat?
Wer würde wen liegen lassen? Das Gesetz zwing jedenfalls dazu, auch seinen grössten Feind zu helfen |
Das mag ja sein, dass das Gesetz das so vorsieht. Aber ich würde das dann lieber vom jeweiligen Einzelfall abhängig machen. Ich glaube nicht, dass
ich jedem helfen würde. Kann auch sein, dass ich dann, wenn tatsächlich Dieter Hundt blutverschmiert und stöhnend vor mir liegen würde, vielleicht
doch Mitleid bekäme und ihm helfen würde. Doch nur, weil das vom Gesetz so vorgeschrieben ist, würde ich das garantiert nicht machen.
Finde ich eh ein blödes Gesetz. Man kann Menschen doch nicht zu menschlichem Verhalten und Solidarität zwingen. Entweder, es kommt vom Herzen, oder
die sollen es bleiben lassen.
Ob ich das auch so sehen würde, wenn ich selber verletzt irgendwo liegen würde? Hmm.. ja, ich denke schon. In dem konkreten Moment sicher nicht, da
würde ich schon fluchen: "Warum hilft mir keiner von diesen Wichsern?" Aber auf die Idee, die danach zu verklagen oder anzuzeigen, käme ich nun
wirklich nicht. Wie gesagt... mir widerstrebt der Gedanke daran, mit Polizisten zusammenzuarbeiten oder einen Prozess vor Gericht zu besuchen, schon
ganz instinktiv. Das ist nicht meine Ordnung.. das ist nicht die Art von Gerechtigkeit, die ich mir vorstelle. Dass es auf dieser Welt überall so
geregelt ist und angeblich nicht anders geht, ist nun wirklich kein Grund für mich, dabei mitzuspielen. Also zumindest im Normalfall. Wenn es jetzt
um nen Fall von schlimmem Kindesmissbrauch in der Nachbarschaft ginge, würde ich wohl schon lieber Anzeige erstatten als gar nichts zu unternehmen...
aber nur, weil ich eine Sachbeschädigung oder einen Diebstahl beobachtet habe, wohl eher nicht.
Wobei ich das mit der Umweltverschmutzung schon nachvollziehen kann, dass du das gemeldet hast. Leute, die ihren Müll überall hinkippen oder
Gewässer mit Chemikalien vergiften, kann ich auch auf den Tod nicht ausstehen. Die sollte man eigentlich ihr eigenes Gift trinken lassen, damit sie
merken, wie sich die Fische fühlen.
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Seraphime
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Verfasst am: 8.5.2007 um 21:04 |
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Meinen Respekt @étoile-filante!!!
Ich kann nicht beschreiben was ich dir sagen möchte. Ich möchte dir danken, dich loben, dir gratulieren, dich umarmen und dir sagen was für ein
großartiger Mensch du bist!
Wenn ich könnte würd ich dich zum Unityheld erklären und bei jeder Gelegenheit auf deine Menschlichkeit verweisen! Letzteres is jetzt sowieso
unvermeintlich es sei denn du magst keine Publicity.
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étoile-filante
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
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Verfasst am: 8.5.2007 um 22:34 |
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erstmal danke, @Seraphime und die andern. Ich hätte ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass das hier so viel Aufsehen erregen würde... *rot werd*
[QUOTE]@Arne: Es gibt da, außer einen Helferkomplex auszuleben, eben auch noch die persönliche Autonomie des einzelnen. In diesem Falle wären eben
die beiden Mädchen auch für ihr Verhalten verantwortlich, sofern sie keine Hilfe holen oder niemanden fragen, ob er behilflich sein könnte.
Ich persönlich schätze bei rein verbalen Belästigungen eher die Eigenverantwortung des Belästigten, der mich fragen kann, wenn er Hilfe
braucht.[/Quote]
Ich würde gern mal wissen, wie du als elfjähriges Kind in so einer Situation reagiert hättest!
Du hättest natürlich keine Angst gehabt, und wärst einfach aufgestanden, um ihn rundrum gegangen und die nächstbeste Person um Hilfe gebeten.
Diese Geistesgegenwart hat man einfach nicht. Selbst als Erwachsener, weiß man sich in der Situation nicht zu helfen. Ich denke, das ist auch ein
Problem, warum so wenige überhaupt erst reagieren. Sie wissen einfach nicht, wie sie sich selbst bzw. anderen helfen können.
Daher denke ich, @Unmensch hat ganz recht. man muss solche Situationen vorher im Kopf durchgehen. Ich muss sagen, was das angeht, bin ich vielleicht
ein bisschen vorgeschädigt. Es gab schon ein paar mal Situationen, in denen ich gern eingegriffen hätte, aber wie erstarrt war und einfach nicht
wusste, was ich machen sollte. Außerdem mache ich Selbstverteidigung. Das ist der Sport, wo ich hin wollte. Es war vielleicht eine kreative
Auslassung, um es dramatischer wirken zu lassen :-P ... aber so lange mach ich es noch nicht, dass ich mir zutrauen würde, den Typen umzulegen und
man sieht es mir auch kein bisschen an. Also denkt nicht, ich mach sowas täglich! Jedenfalls durchdenkt man dort auch oft solche Situationen und
weiß daher, was einem blüht und was einem alles passieren kann.
Ich rate euch also wirklich, diese Szene mal wie einen Film vor eurem inneren Auge ablaufen zu lassen.
[Quote]@Tetrarchos: Nehmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall an, ich finde zB Dieter Hundt (Arbeitgeberoberarschloch) bewusstlos irgendwo auf ner
Straße liegen. Dann gibts für mich nur eines: Schnell herumgeschaut ob mich sonst jemand sieht.
a) if NEIN dann abhauen!
b) if JA dann möglichst UMSTÄNDLICH UND VERZÖGERT Hilfe leisten. Etwa erst jemand anlabbern eine Bullerei (nicht sofort Krankenwagen!) zu rufen,
weil ich kein Handy habe... [/Quote]
Zitat | Nee, die heutige Gesellschaft hat es wirklich nicht verdient, dass man sich für sie die Hände schmutzig macht. Für einzelne
Individuen, die einem sympathisch erscheinen, ja. Aber nicht für das "Funktionieren des Gemeinwesens" oder ähnlichen
Scheiß. |
Damit maßt ihr euch an, über den Wert eines Menschenleben zu entscheiden. Stellt euch doch mal vor, Ärzte wären ihrem Hippokratischen Eid nicht
mehr verpflichtet, und würden nur noch helfen, wem sie wollten! Das sollten sich alle mal bewusst machen, welches Recht sie sich hier rausnehemen
wollen. Auch das größte Arschloch hat Menschen, die es vermissen würden, wenn es stirbt. Freunde, Verwandte... Das hat nichts mit irgendeinem
beschissenen System zu tun. Es geht um einzelne individuelle Menschen. Und nur, weil ihr sie nicht leiden könnt, müssen ihre Angehörigen trauern?!
Das ist bestimmt nicht, was ihr wollt.
Außerdem ist es sicher auch eine Genugtuung, sich selbst zu überwinden, die eigenen egoistischen Motive hinten anzustellen, und einfach mal einem
Menschen zu helfen, der es auf den ersten Blick nicht verdient hat...
Zitat | @M.F.: Wenn er versucht zu flüchten und du hältst fest, schlägst nach etc dann ist das keine Notwehr mehr.
Ist zwar nen riesen Shit, aber das ist nun mal Deutschland..... |
kleiner Tipp dazu: im deutschen Recht steht aber auch, dass du für einen so genannten Notwehr-Exzess nicht verantwortlich gemacht werden kannst, wenn
du im Affekt, unter riesigem Stress oder aus Angst gehandelt aus. Gib also einfach an, du warst dir nicht im klaren darüber, was du tust. ;-)
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Seraphime
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Verfasst am: 8.5.2007 um 22:46 |
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Stellt euch doch mal vor wer/was @étoile-filante für die zwei kleinen Mädchen ist. Was für´n scheiß riesiger stein den beiden vom Herzen
gefallen sein muss als sich !irgendjemand! für sie eingesetzt hat.
Wahrscheinlich werden das 2 von 100 "Jugendlichen" die später auch helfen würden.
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dian
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Verfasst am: 9.5.2007 um 01:31 |
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@ étoile-filante:
Zitat | Auch das größte Arschloch hat Menschen, die es vermissen würden, wenn es stirbt. Freunde, Verwandte... Das hat nichts mit
irgendeinem beschissenen System zu tun. Es geht um einzelne individuelle Menschen. Und nur, weil ihr sie nicht leiden könnt, müssen ihre
Angehörigen trauern?! Das ist bestimmt nicht, was ihr wollt. |
Angenommen, du rettest einen älteren Mann vor zwei jungen Schlägern, in dem du die Polizei verständigst...
und später erfährst du, dass der Alte ein Kinderschänder war, dass die zwei vermeintlichen Schläger seine ehemaligen Opfer waren, die sich gerade
an ihm rächen wollten... und dass er dank deiner Hilfe später noch mehrere andere Kinder sexuell missbraucht hat.
Würdest du dir dann nicht große Vorwürfe machen?
Ok, das ist jetzt ein etwas krasses Beispiel... und ich will dich ja auch in keinster Weise von deinen philanthropischen Ansichten abbringen... aber
das Leben hat mich nunmal gelehrt, dass es Menschen gibt, ohne die diese Welt definitiv besser dran wäre.
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