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Autor Betreff: Die Krise
dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 5.5.2005 um 13:17
Die Krise



Es war morgens um halb neun.
Der von starkem Kaffee und zahllosen Zigaretten aufgeputschte Kanzler blickte besorgt in die ratlosen Gesichter seiner versammelten Experten. Terrorismus, Rezession, Gesundheitsreform und Seuchengefahr... egal, mit welchen Schwierigkeiten die Regierung in den letzten Jahren auch konfrontiert war, letztlich hatte sein hochprofesionelles Kriseninterventionsteam immer einen akzeptablen Ausweg gefunden.
Doch dieses Mal blieben die Berater stumm.
„Meine Herren... ich hoffe, ihnen ist der Ernst der Lage bewusst.“, beschwor der Kanzler seine Mitarbeiter. „Wenn wir dem Problem nicht schleunigst Herr werden, bedeutet das... es bedeutet nicht weniger als das Ende unserer Zivilisation, daran habe ich keinen Zweifel. Also, wer eine Idee hat, was wir tun könnten, der sollte jetzt langsam damit rausrücken!“

Einer der Experten, ein adretter Herr mit Seitenscheitel, der sich nervös am Kragen zupfte, hob die Hand und wartete, bis ihm der Kanzler durch eine wohlwollende Geste das Wort erteilte.
„Wie wir wissen, begann der ganze Spuk vor ungefähr drei Monaten.“, erklärte er, so knapp, wie es einem wie ihm eben möglich war. „Da tauchten die ersten Fälle auf: Jugendliche, die die Schule verweigerten, gegen ihre Eltern rebellierten, in leerstehende Häuser eindrangen, ihre gesamten Ersparnisse untereinander verteilten und keinem, der sie zur Vernunft bringen wollte, mehr zuhörten. Zunächst glaubten wir noch, dass es an dem nachmittäglichen Fernsehprogramm lag... versteckte Botschaften in gewalttätigen japanischen Zeichentrickserien... oder an dieser unerträglichen Rockmusik.
Doch die Betroffenen interessierten sich überhaupt nicht fürs Fernsehen, und viele von ihnen hörten nicht einmal besonders auffällige Musik.
Also haben wir vermutet, es könne mit der schlechten Wirtschaftslage zusammenhängen. Aber auch dieser Verdacht erwies sich als falsch... denn das aufsässige Verhalten geht quer durch alle Bevölkerungsschichten. Arm, reich, deutsch, russisch, Asylanten, Internatsschüler... ist alles vertreten.“
„Ja, das wissen wir doch längst, werter Kollege.“, murrte der Innenminister, der mit grimmiger Miene den Vortrag des Experten verfolgte. „Aber wir haben es hier und heute nicht mehr mit Randerscheinungen zu tun. Über siebzig Prozent, meine Herren, machen sie sich das mal klar... Schätzungsweise 74 Prozent aller Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 waren letzte Nacht nicht zu hause, weil sie sich in irgendwelchen selbstgebauten Unterschlüpfen oder besetzten Gebäuden trafen, um dort... ja, um was eigentlich dort zu tun?“
„Sie liegen nebeneinander oder aufeinander, sie reden, tanzen, haben Sex, schauen sich den Mond an... eigentlich nichts, was sie und ich nicht auch hin und wieder schon einmal getan hätten.“, antwortete der Experte.
„Nur mit dem Unterschied, dass wir uns nicht so gehen ließen!“, korrigierte der Minister streng. „Sind wir doch mal ehrlich: Viele von uns haben auch ab und zu mal einen Joint geraucht, als sie jung waren. Doch wir hätten uns nie getraut, unsere Eltern zu ignorieren, ihre Verbote zu missachten... ja, sogar allen Ernstes so zu tun, als ob sämtliche Erwachsenen überhaupt nicht mehr existieren würden...“
Der Minister warf kopfschüttelnd mit den Dokumenten um sich, die ihm von seinen Mitarbeitern überreicht worden waren. Darin stand, dass es den Beamten nicht bei einem einzigen der betroffenen Jugendlichen gelungen sei, sie wieder zurück auf die richtige Bahn zu bringen.
Versuchte man, vernünftig mit ihnen zu sprechen, lächelten sie nur oder erwiderten wirres Zeug. Und wenn man sie einsperrte oder ihnen drohte, reagierten sie meist überhaupt nicht mehr. Doch die Ärzte bescheinigten, dass in den Hirnen der Betroffenen alles ganz normal funktionierte.

„Wissen wir denn wenigstens etwas Neues über diese geheimnisvolle Droge, die bei vielen der Betroffenen gefunden wurde?“, unterbrach der Kanzler die trüber Stille.
„True Blue...“, erklärte ein Wissenschaftler in weißer Arbeitskleidung, der gerade erst eilig aus dem Labor zur Konferenz hinzugestoßen war. „True Blue ist eine bläulich aussehende Wurzel, die seit kurzem in der Drogenszene und bei vielen jungen Leuten im Umlauf ist. Wir wissen nicht, woher dieses Zeug kommt, oder wieso es so eine verherende Wirkung hat. Es scheint stark halluzinogen zu wirken... angeblich soll man, wenn man von der Wurzel isst, einem Engel begegnen, der einem den Sinn des Lebens verrät.
Einer meiner Kollegen, sie haben vermutlich davon gehört, hat einen Selbstversuch gewagt. Eine knappe Stunde später ist er aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in den Tod gesprungen. Allerdings muss wohl davon augegangen werden, dass Jugendliche von der Droge eher positiv berührt werden, während wir beobachtet haben, dass mit zunehmendem Alter immer negativere Nebenwirkungen auftreten. Was dann auch eine Erklärung dafür wäre, dass True Blue vor allem bei den unter Zwanzigjährigen so populär ist, während die meisten Älteren das Zeug bislang eher meiden oder gleich nach der ersten Kostprobe völlig durchdrehen...“
„Interessant...“, sinnierte der Kanzler. „Als ob da jemand ganz bewusst einen Anschlag auf die geistige Gesundheit unsere Jugend ausüben will...“
Der Wissenschaftler zog eine Fernbedienung aus der Manteltasche und deutete auf die große Leinwand.
„Wir haben noch etwas, was sie interessant finden dürften: Dieses Videoband stammt aus einem Verhör, das Beamte des BND unter Zurhilfenahme von Wahrheitsdrogen geführt haben. Es zeigt Yussuf K., einen sechzehnjährigen türkischen Jugendlichen, der trotz seines jungen Alters schon oft wegen Diebstahls und Körperverletzung aktenkundig geworden ist.“

Gespannt ruhten die Blicke der Beteiligten auf der Leinwand, die das Bild eines eher kindlich und harmlos wirkenden Jugendlichen zeigte, der entspannt und hin und wieder still in sich hinein kichernd in einem kargen Verhörzimmer saß.
„Yussuf... sag uns bitte als erstes deinen vollen Namen und deine Anschrift!“, ertönte eine Stimme aus dem Off.
„Mein Name... der ist nur für meine Freunde da. Nicht für jene, die ihn nur erfahren wollen, um ihn in eine ihrer Listen einzutragen....“
Er grinste und machte eine Geste, die eindeutig den hinter dem Spiegel stehenden Beobachtern galt.
„Und meine Anschrift... Anschrift? Ich bin doch hier. Hier bei euch. Um eure Fragen zu beantworten...“
„Wo wohnst du?“, wollte der Mitarbeiter des Geheimdienstes wissen.
„Hier bei euch!“, kam wieder als Antwort zurück.
„Nationalität?“
„Natio.. was?“
„Aus welchem Land kommen deine Eltern?“
Der Beamte, der das Verhör führte, wirkte zunehmend gereizt.
„Ach so. Türkei, glaub ich. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig.“
„Was wichtig ist und was nicht, lässt du bitte unsere Sorge sein. Ich möchte jetzt, dass du das Gefühl beschreibst, das du hattest, als du zum ersten Mal von dieser Wurzel... diesem True Blue, probiert hast.“

Der Junge schloss die Augen und atmete mehrmals hintereinander tief ein und aus.
„Du kannst das nicht mit Worten beschreiben.“, antwortete er. „Da war ein Wesen... es hatte ungefähr mein Aussehen, aber viel schöner, viel strahlender. Zur Begrüßung verpasste es mir erstmal eine schallende Ohrfeige. Ich fragte, was denn los sei... aber das Wesen antwortete nicht. Stattdessen sah ich meine Kindheit vor mir ablaufen... sah meinen Vater, wie er mich verprügelt hat, und ich sah, wie ich mir meinen Stolz auf der Straße dann mit Gewalt zurückholte.
„Bist du das?“, fragte mich der Engel. „Ja.“, sagte ich, darauf fing ich mir gleich nochmal eine Ohrfeige ein.
„So bist du das von zuhause gewohnt, nicht wahr?“
„Ja.“, sagte ich.
Der Engel grinste hämisch. „Ich verstehe. Du hasst Gewalt... aber nicht aus Prinzip, sondern nur dann,wenn sie dir selbst weh tut, hab ich recht?
Ich verrate die was: Du bist im Grunde wie dein Vater, dein Vater war wie sein Vater, und dessen Vater wie dessen Vater... Ihr Menschen bewegt euch im Kreis und merkt es nicht mal. Nein, du verprügelst genauso andere, aber trotzdem willst du, dass dir Gerechtigkeit geschieht. Du verlangst viel, aber du bist nicht bereit, irgendetwas zu geben.
Willst du Liebe, Geborgenheit, eine heile Umgebung? Dann verhalte dich endlich so, wie die Welt sein soll... und nicht so, wie sie ist!
Du hast den Gesetzen, Verhaltensweisen und Wertmaßstäben deiner Vorfahren genug Chancen gegeben, um dich glücklich zu machen. Und wo hat es dich hingebracht? Probierst ständig irgendwelche Drogen aus, rackerst dich ab, um ein bisschen Geld zusammenzukratzen, damit du anders aussiehst als der nackte Affe, der du deinen Taten zufolge bist... und trotzderm sind überall diese Blicke... diese ignoranten Blicke von anderen, die dich hassen, weil sie genauso unwissend und egoistisch sind wie du.
Doch jetzt siehst du klar. Jetzt ist es an der Zeit, aus der blassen Zelle deiner bisherigen Existenz in eine Welt der Farben auszubrechen...““

„Das hat der Engel gesagt?“, fragte der Beamte neugierig.
„Ja.“, antwortete der Junge. „Jedes einzelne Wort, ich werde es nie vergessen. Er hat mir die Hand aufgelegt, und ist dann in mir verschwunden...“
„Danke, das genügt.“, antwortete der Beamte, und fügte zu seinem Kollegen gewandt hinzu: . „Schizoide Persönlichkeitspaltung aufgrund einer haluzinogenen, LSD-ähnlichen Substanz, würde ich diagnostizieren.“
„Nein, meine Persönlichkeit ist nicht gespalten!“, protestierte der Junge. „Deine ist es. Du bist nicht in dir selbst. Aber der Engel wird kommen, um dich zu erlösen!“
„Und dann?“, hakte der Beamte nach. „Was wollt ihr dann tun, wenn der Engel euch alle erlöst hat und ihr euch in den Armen gehalten und Liebe gemacht habt... dann werdet ihr sehen, ihr müsst essen, ihr müsst arbeiten... ihr braucht diese Gesellschaft, die ihr anscheinend so verachtet.“
„Ja, wir werden arbeiten, hat der Engel gesagt. Aber nicht für eure Welt, sondern für unsere. Nicht länger nach euren Regeln, sondern nach unseren.“

„Das genügt!“, regte sich der Kanzler auf und veranlasste den Wissenschaftler mit einer harschen Geste dazu, hastig den Projektor auszustellen. „Meine Herren... wenn sich diese Ansicht durchsetzt, ist das der wirtschaftliche Super-Gau. Alles würde zusammenbrechen.“
„Diese kleinen Scheißer!“, schimpfte einer aus der zweiten Reihe der Anwesenden. „Haben keine Ahnung von Wirtschaft und Politik, keine Waffen... und dennoch können sie alles lahmlegen...“
„Ja, wir können sie ja schlecht erschießen, oder?“, antwortete ein anderer. „Oder alle einsperren. 74 Prozent...“
Die Unterhaltung wurde von einem eilig in den Saal stürmenden Mitarbeiter des Kanzleramtes unterbrochen. Er hielt ein Fax in den Händen, mit dem er aufgeregt herumwedelte.
„Hören sie sich das an! Gerade meldeten Nachrichtenagenturen weltweit, dass der Papst eine True Blue-Wurzel gegessen hat. Eine halbe Stunde später hat er... er hat...“
Es fiel dem Angestellten sichtlich schwer, weiter zu sprechen.
„Nun reden sie schon, was hat er?“, fragte der Kanzler, dessen Nerven allmählich zum Zerreißen gespannt waren.
„Er hat... sich in einer Pressekonferenz für all seine Fehler entschuldigt, ein Liebes-Verhältnis mit einem jungen Priester eingestanden, und alle Gläubigen der unterschiedlichen Konfessionen aufgefordert, in die Kirchen zu gehen und dort gemeinsam True Blue-Wurzeln zu essen.“
„Das... das kann ja wohl nicht... nicht sein Ernst sein...?!“, stammelte der Kanzler geschockt. „Was zur Hölle will er denn damit bezwecken?“
„So, wie es aussieht, glaubt er, dass Gott die Menschen mit der Wurzel zurück auf den rechten Weg führen will... er sagte wörtlich, True Blue sei ein Geschenk. Ein Geschenk aus der Ewigkeit, um uns Menschen daran zu erinnern, wer wir wirklich sind.“

Der Tumult im Saal wurde immer lauter. Jeder schien den anderen mit seinen Expertisen übertönen zu wollen.
Der Kanzler war längst aus seinem Stuhl gesprungen und lief nun fieberhaft auf und ab... grübelte angestrengt, wie er auf diese schlimmste aller Krisen reagieren sollte.
Wenn jetzt nicht nur Jugendliche, sondern auch noch die Gläubigen von dieser ominösen Droge befallen werden sollten... dann wäre alles verloren. Alles.
„Geben sie her!“, forderte der Kanzler schließlich den Wissenschaftler auf, und nahm ihm ein Stück blauer Wurzel aus der Hand. „Wenn selbst der Papst das Zeug probiert hat...“
Dann schluckte er die Wurzel angewidert herunter, bevor ihn einer seiner erschrockenen Angestellten daran hindern konnte.
Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Symptome bemerkbar machten. Leichtes Schwindelgefühl, ein unwirkliches Glücksgefühl...
Der Kanzler musste sich setzen.

„Herr Bundeskanzler?“
„Können sie uns hören?“
„Ist alles in Ordnung mit ihnen?“
„Sagen sie schon, wie fühlt es sich an?“
Auf einmal riss der Kanzler wieder die Augen auf. Seine Berater, die Experten... sie saßen noch immer ihm gegenüber an dem großen Verhandlungstisch. Doch ihre Worte prallten allesamt an ihm ab.
Da war diese Gestalt... eine große, bläulich schimmernde Gestalt, nicht unähnlich dem Kanzler selbst, doch um viele Jahre jünger... so, wie er einst als knapp 18jähriger ausgesehen hatte.
„Wer bist du? Bist du... der Engel?“, fragte der Kanzler überrascht.
„Ich bin du.“, sprach die Gestalt. „Ich bin du, siehst du das nicht? Ich bin du und ich muss sagen, es widert mich an, was aus dir geworden ist!“
„Wieso? Ich bin immerhin Bundeskanzler. Das warst du damals nicht, oder?“
„Nein.“, konterte der imaginäre Besucher. „Nein... ich war damals in Jasmin verliebt. Erinnerst du dich an sie? Du wolltest sie ficken, aber sie hat einen anderen genommen. Genaugenommen wollte überhaupt niemand mit dir ficken, weil du kein besonders hübscher Junge warst.
Deshalb fingst du doch überhaupt erst an, dich für Politik zu interessieren. Du tratest der Jugendorganisation deiner Partei bei, und hast dort unter den ganzen Ehrenämtern und Küngeleien einen schönen Ersatz für all die Nippel gefunden, die du nie hast lecken dürfen.
Und heute... heute sitzt du hier, mit dicken Sorgenfalten auf der Stirn, und regst dich über harmlose True Blue-Junkies auf, nur weil sie genau das tun, was du dich in deiner Kindheit nie getraut hast.
Du hasst sie, weil sie die ordentliche, graue Welt gefährden, in die du dich damals aus Angst vor den bunten Farben geflüchtet hast. Doch du kannst niemals vor dir selbst fliehen, Kanzler. Das funktioniert nicht mehr.
Du bist eine zutiefst tragische Gestalt... ein Politiker, der nie unter Menschen gehen kann, ohne Angst haben zu müssen, mit Eiern beworfen oder erschossen zu werden... dabei warst du doch einmal ein Junge, der einfach nur liebgehabt und verstanden werden wollte. Genau wie all die anderen. Du bist ich. Und du hast mich bitter verraten und all die Jahre lang vor der Welt versteckt.“

Der Kanzler weigerte sich mit all seiner Kraft, sich von diesem Ding bequatschen zu lassen.
„Ich bin im Gegensatz zu dir eben erwachsen geworden!“, rechtfertigte er sich empört. „Ich habe gesehen, wie die Welt funktioniert, und sie mir Untertan gemacht.“
„Du selbst bist der Untertan!“, antwortete die Gestalt mit eindringlicher Stimme. „Untertan eines Konstruktes, das seit Jahrhunderten... ja, seit Jahrtausenden, von einer Generation zur nächsten übermittelt wird. Regeln, Gesetze, Amtssprache... das ist eine Fessel. Du brauchst keinen Gesetze, du brauchst Überblick. Du musst verstehen, was gut ist und was schlecht. Nicht durch Regeln, nein, denn Regeln kann man brechen. Du musst es sehen... durch die Augen, wie Gott es sieht. Du musst es hören und spüren in der Luft.
Du musst es in deinem Herzen sehen. Die Wahrheit... und all den Schmerz. Du musst all den Schmerz spüren, den du jemals anderen zugefügt hast. Dann wirst du es in Zukunft von ganz alleine verstehen, denn du wirst dich fürchten vor jedem Mal, an dem du anderen durch deine Beschlüsse Schmerzen zufügst. Weil du all diese Schmerzen von mir erhalten hast und sie das Schlimmste sind, was du jemals ertragen musstest...“
Der Engel war jetzt ganz nah an den Kanzler herangetreten und legte ihm widerstandslos seine Hand auf die Stirn.
„Spürst du das?“
Der Kanzler bäumte sich auf... er schrie, heulte, versuchte sich in seinen Sessel zu graben, er rutschte auf und ab, flehte und kreischte. Die umstehenden Berater waren machtlos. Sie bemühten sich, ihren Chef so gut es eben ging zu fixieren... doch der war völlig von Sinnen und ließ sich durch keine weltliche Hand mehr beruhigen.

Der Kanzler fühlte jetzt. Er fühlte jeden einzelnen Fausthieb, den Männern ihren Frauen verpassten, nachdem sie durch die rigorose Sparpolitik der Regierung arbeitslos und zu Alkoholikern geworden waren. Er fühlte die Todesangst der Soldaten, die er in den Krieg geschickt hatte, den Hunger der Kinder, die in den Asylantenheimen wohnen mussten, während der Kanzler selbst im Luxus schwelgte, und die Schmerzen des Polizisten, der von einem dieser jahrelang wie Tiere gehaltenen Asylbewerber mit einem Messer abgestochen worden war.
Und dann fühlte er noch die Trauer von dessen Sohn, und die Angst von denen, die zehn Jahre später von dem mittlerweile aus ohnmächtiger Wut zum Skinhead gewordenen Nachwuchs des Polizisten mit Keulen durch die Stadt gejagt wurden.
So viel Leid, so viel Panik, so viele Unzumutbarkeiten... entstanden einzig aus den Bemühungen des Kanzlers und seiner Lakeien, eben solche Dinge rigoros zu verhindern.

„Du bist kein böser Mensch.“, sprach der Engel weiter. „Du wolltest das Richtige tun. Aber sieh: Hast du eine Ahnung, wie wenige Untaten in der Vergangenheit aus Böswilligkeit geschehen sind, und wie viele aus guter, edler Absicht heraus?
Das ist also keine Entschuldigung, wenn du mich fragst. Nicht für einen Mann, der die Geschichte so gut kennt wie du.
Kriege, Hungersnöte, Terrorismus, Angst... und du denkst, das kann man in den Griff kriegen, in dem man eine Welt aus Papier und Plastik erbaut? Eine Welt, in der man ohne Ausweise und Geld genauso aufgeschmissen ist wie ohne eine Leber oder einen Magen?
Du kannst nichts daran ändern, dass dein Körper essen muss, Kanzler. Du kannst es nicht ändern, dass du alterst und irgendwann sterben wirst. Aber du könntest verhindern, dass es mehr Abhängigkeiten gibt als von der Natur vorhergesehen. Hast du das getan? Nein... du hast sogar noch neue Abhängigkeiten geschaffen. Zum Wohl der Menschen, hast du gesagt. Zum Wohl aller Menschen?
Nein... doch letztlich nur zum Wohl derjenigen, die bereit waren, ihr Leben von dir und deinesgleichen einpacken und portionieren zu lassen.
Andere leiden. Hörst du sie? Spürst du sie? Ach, hier habe ich noch was ganz spezielles für dich... der Schmerz eines Mädchens, die wegen zu häufigem Schuleschwänzens in ein Heim kam. Als sie durchdrehte, weil sie es nicht ertrug, längere Zeit eingesperrt zu sein, brachte man sie in die Psychiatrie. Dort traf sie andere, und gemeinsam gingen sie dann in den Tod.
Spürst du den sich durch deine Glieder malmenden ICE? Spürst du die Schmerzen des Todes? Und das nur, weil ein Mensch frei sein wollte und die von dir verwalteten Regeln nicht ertrug.
Spüre es, verfluchter Kanzler! Spüre es und erkenne, dass du nichts als eine innerlich verkrüppelte Version des Mannes bist, der du eigentlich hättest sein können. Du bist ein Modell, das versagt hat. Ein Fehlschlag der Schöpfung.
Aber weißt du was, Kanzler? Du brauchst dich auf deine alten Tage nicht mehr zu ändern, denn wahrscheinlich bist du dazu sowieso nicht mehr im Stande. Doch die Jungen... denen, die noch nicht von dieser Welt und all ihren falschen Einflüssen vergiftet worden sind, denen wird die Natur ihre ganze Herrlichkeit offenbaren.“
Die Stimme des Engels wurde sanfter, als er sich langsam mit dem Kanzler vereinigte.
„True Blue wurde erschaffen, um die Menschen zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Nenn es Evolution, wenn du nicht von Gott reden willst... Ja, Evolution. Dank True Blue sehen die Menschen weiter, sie erkennen, was sie zu dem gemacht hat, das sie zu sein glauben... sie können zu ihrer wahren Natur durchdringen, die sie schon so lange vergessen hatten.
Das ist wie bei den Affen, die eines Tages erkennen, dass sie aufrecht besser vorwärtskommen als auf allen Vieren.
Ihnen gehört die Zukunft, Kanzler. Die anderen... die die nicht verstehen wollen... die werden bald zu einer vom Aussterben bedrohten Art gehören.
Es ist deine Entscheidung, auf welcher Seite du stehen willst. Aber wirf der Evolution keine weiteren Steine in den Weg, sonst wird sie dich beißen.
Und jetzt geh nach Hause, Kanzler... geh nach Hause, und umarme deine Frau, so herzlich, wie du es sonst nur bei Presseterminen tust...“

Der Kanzler wischte sich schweißgebadet die Tränen aus den Augen.
Nur langsam konnte er wieder die Umrisse seiner Mitarbeiter erkennen, die ratlos um ihn herumstanden und ihm mit ihren Papieren angestrengt Luft zufächerten.
„Herr Bundeskanzler? Hören sie mich?“
„Ja... ja.“, stotterte er, und griff benommen nach einer Flasche Wasser vom Tisch, die er ohne abzusetzen austrank.
„Meine Herren... Jungs... Ich gehe!“
„Sie gehen?“, fragte der Innenminister erschrocken. „Aber... was ist denn nun mit unserer Krise? Was hat das Zeug mit ihnen gemacht?“
„Die Krise... ich glaube, da ist gar keine Krise.“, antwortete der Kanzler und bahnte sich einen Weg durch die Reihen seiner vermeintlichen Experten. „Das ist nur die lange angekündigte Apokalypse. Der Tag des jüngsten Gerichts, wenn sie so wollen...“
„Der Tag des jüngsten Gerichts?“, empörte sich der Innenminister. „Ich bitte sie... ist das ihr Ernst, Herr Bundeskanzler?“
„Ja.“, antwortete der Kanzler leise und reichte dem Minister ein Stück der blauen Wurzel. „Ja, das ist mein Ernst. Auch wenn dieser Tag so ganz anders ist, als ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Aber er ist nun gekommen...“
„Und was machen wir jetzt?“
Der Kanzler zuckte mit den Schultern und blickte ein letztes Mal zu seinen Leuten zurück.
„Nachholen, was wir so lange versäumt haben, vielleicht... unsere Lieben umarmen... kiffen... bumsen. Suchen sie sich was raus, was ihnen Vergnügen bereitet, und tun sie’s einfach. Denn wenn sie nächste Woche wieder hier her zur Arbeit kommen, dann wird sie keiner mehr beachten. Wenn sie eine Presseerklärung abgeben, wird keine Presse mehr da sein, die das interessiert. Und wenn sie Schießbefehl erteilen, sind da keine Soldaten mehr, die auf ihr Kommando hören würden.
Gott hat uns entwaffnet, Herr Minister. Er hat alle Regierungen der Welt ausgehebelt. Und das ganz ohne Gewalt. Nur mit einer tödlichen Dosis Wahrheit...“
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Killing Joke






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[*] Verfasst am: 5.5.2005 um 13:38


Wieder mal ein exzellenter und schöner Text von Dian. Das wäre wahrlich mal ein super Ereignis, wenn plötzlich so eine Wunderdroge auftauchen würde, die allen die Augen öffnet.
Allein schon so ein Text hätte es verdient als Flyer an Schulen verteilt zu werden. Wenn da nicht die Kostenfrage und eventuelle Schwierigkeiten > Lehrer Eltern usw. dazu kämen.
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...






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[*] Verfasst am: 6.5.2005 um 01:08


Ich glaube auch, daß man da sehr schnell "Verherrlichung von Drogen" hineininterpretiere würde.
Ansonsten wirklich gut, der Text.
Mich stört es ein bißchen, daß Du, @Dian, nicht ein bißchen unterscheidest zwischen den einzelnen Stufen der Entwickjlung der Menschen. Immerhin hat es ja schon seit Beginn der Menschheit einige Veränderungen gegeben. Die Sklavenhaltergesellschaft war ja schon was anderes als der Kapitalismus jetzt.
Insgesamt erinnert mich die Geschichte auch anirgendetwas, was ich schon mal gelesen habe. Ich komme aber nicht drauf, was.
Wenn´s mir wieder einfällt, poste ich es.
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Jolle






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[*] Verfasst am: 6.5.2005 um 20:37


sehr schöne geschichte, auf jeden fall...nicht zu lang und nicht zu kurz, respekt...
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[*] Verfasst am: 21.5.2005 um 15:07


sehr gelungen die geschichte! vom inhalt her sowieso, aber auch vom sprachlichen her, find ich lässt sie sich super lesen!
und das mit true blue keine wirkliche droge gemeint ist, ist eigentlich eindeutig?!
tja, die wahrheit tut manchmal echt weh...

"„Du selbst bist der Untertan!“, antwortete die Gestalt mit eindringlicher Stimme. „Untertan eines Konstruktes, das seit Jahrhunderten... ja, seit Jahrtausenden, von einer Generation zur nächsten übermittelt wird. Regeln, Gesetze, Amtssprache... das ist eine Fessel. Du brauchst keinen Gesetze, du brauchst Überblick. Du musst verstehen, was gut ist und was schlecht. Nicht durch Regeln, nein, denn Regeln kann man brechen. Du musst es sehen... durch die Augen, wie Gott es sieht. Du musst es hören und spüren in der Luft.
Du musst es in deinem Herzen sehen. Die Wahrheit... und all den Schmerz. Du musst all den Schmerz spüren, den du jemals anderen zugefügt hast. Dann wirst du es in Zukunft von ganz alleine verstehen, denn du wirst dich fürchten vor jedem Mal, an dem du anderen durch deine Beschlüsse Schmerzen zufügst. Weil du all diese Schmerzen von mir erhalten hast und sie das Schlimmste sind, was du jemals ertragen musstest...“ "

"Ein Geschenk aus der Ewigkeit, um uns Menschen daran zu erinnern, wer wir wirklich sind.“

"Ihnen gehört die Zukunft, Kanzler. Die anderen... die die nicht verstehen wollen... die werden bald zu einer vom Aussterben bedrohten Art gehören."

"Aber wirf der Evolution keine weiteren Steine in den Weg, sonst wird sie dich beißen."

grad die gedanken sind sehr fortschrittlich - nur leider wird man damit bei den noch "verblendeten" menschen als arrogantes arschloch betrachtet

bist du ein gläubiger mensch, dian? also glaubst du nicht an den kirchlichen, sondern an den wahren "gott"?

meinst du, du siehst so langsam die "Vorboten" der "Apokalypse" ??

clairesun
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dian




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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 22.5.2005 um 12:55


erstmal danke für eure Kommentare. Wenn ich was neues veröffentliche, bin ich mir nie sicher, ob das nun ein gelungenes Werk oder egozentrischer Schwachsinn ist, den ausser mir keiner versteht...

@ clairesun:
Klar halten mich die meisten aufgrund meiner Gedanken für ein arrogantes Arschloch. Aber mir ist viel wichtiger,was diejenigen denken, die mich persönlich kennen... und ich glaube, von denen sind nur die wenigsten der Meinung, dass ich überdurchschnittlich arrogant wäre.
Ich sehe es auch eher so, dass ich den Menschen mit meinen Texten einen Zerr-Spiegel vorhalte, der die hässlichen Seiten ihrer Persönlichkeit betont.
Wenn sie deshalb den Spiegel hassen, ist das aber allein deren Problem, und nicht meins. ;)

Was die religiösen Aspekte der Story angeht:
Die sind eher Ausdruck meiner Verzweiflung als meiner Religiösität. Alles ist so festgefahren in unserer Gesellschaft... mit Worten erreicht man nix, mit Taten erntet man meist auch mehr Hass und Unverständnis als Anerkennung, die Weichen für unsere Zukunft sind längst gestellt.... und wenn man die Leute warnen möchte, dass dieser Weg aufs Abstellgleis führt, lachen sie nur.
Das ist eine vertrackte Lage... und ich fürchte zuweilen, dass wirklich nur noch göttliche Intervention etwas in den Köpfen der Menschen bewegen könnte.
Das heisst aber nicht, dass ich daran glauben würde, dass so etwas passieren wird.
Ich glaube eher daran, dass niemand kommen wird, um uns zu retten.
Die Vorboten eines göttlichen Eingriffs kann man sich natürlich trotzdem einreden.... Zum Beispiel gibt es ja in Esoterik-kreisen die Legende mit den "Indigo-Kindern", die angeblich jetzt verstärkt geboren werden sollen, um der Menschheit den Weg aus der Krise zu zeigen.
Glaubt man dieser netten Mär, dann sind die jungen Kids von heute fast alle kluge, sensible Lichtwesen, die ihren Eltern an spiritueller Erfahrung meilenweit voraus sind.
Aber wenn ich dann so Sachen wie "Schni schna schnappi" oder den verrückten Frosch höre, dann lande ich ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen und sehe keine indigofarbene Aura, die unsere Nachwuchs umgibt, sondern höchstens eine Aura der Verblödung.
Von daher: Ich habe wenig Hoffnung.
Aber falls die apokalyptischen Reiter dann doch eines Tages kommen sollten, haben sie hoffentlich ein gesatteltes Pferd für mich dabei... :D
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hopeless






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[*] Verfasst am: 22.5.2005 um 13:02


[spam] hm.. "die apokalyptischen reiter".. nette band :) allerdings haben die nicht viel für die apokalypse getan, außer dass sie sozusagen in meinen 18. reingefeiert haben und ich betrunken genug war, um auf dem heimweg irgendwo mein fahrrad zu verlieren. aber hey - versicherungen lassen sich ausbeuten [/spam]
so viel zum thema verblödete und perspektivlose jugend
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[*] Verfasst am: 22.5.2005 um 17:13


"Glaubt man dieser netten Mär, dann sind die jungen Kids von heute fast alle kluge, sensible Lichtwesen, die ihren Eltern an spiritueller Erfahrung meilenweit voraus sind."

ich mein, dass ist vielleicht eine weiter mögliche Antwort auf die Frage, wieso wir anders sind?
meint ihr nicht, dass ihr euren Eltern meilenweit voraus seit in dieser Hinsicht???

clairesun
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dian




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[*] Verfasst am: 22.5.2005 um 21:53


Naja, die Esoteriker reden da ja von einer ganzen Generation, die angeblich so sein soll, und nicht nur von ein paar Einzelnen.
Einzelne, die ihrer Zeit vom Bewusstsein her voraus sind, hat es dagegen doch schon immer gegeben...
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[*] Verfasst am: 23.5.2005 um 11:36


wooow!! respekt!!!
die geschichte ist einfach hammer, und entspricht in etwa dem, was ich mir als perfekte welt vorstelle!!
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hopeless






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[*] Verfasst am: 23.5.2005 um 15:08


glück, perfektion und "voraus sein" sind relativ und deshalb nicht möglich. stell ich mal so als warmes lüftchen in den raum.
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[*] Verfasst am: 24.5.2005 um 02:01


Wieso sollen relative Sachen nicht möglich sein, @Hopeless?
Sie sind nicht absolut und rein subjektiv, aber es gibt doch auch subjektive Dinge und nicht absolute. Oder nach welcher Weltanschauung gehst Du da vor?
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hopeless






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[*] Verfasst am: 24.5.2005 um 02:36


geht so in die richtung, das jeder seine persönliche anschauung hat und damit niemand sich in einem ideal wirklich einig sein könnte
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dian




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[*] Verfasst am: 24.5.2005 um 11:35


Ok...
aber man könnte ja z.B. sagen, dass ein freies System, in dem niemand gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird, ein perfekteres ist als ein System, das Zwangsmasnahmen benötigt, um bestehen zu können und nicht im Chaos zu versinken.
Ich denke schon, dass diese Aussage logisch ist, und daher mehr als nur subjektiv...
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hopeless






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Motto: Kein Motto

[*] Verfasst am: 24.5.2005 um 12:05


gesellschaftliche systeme halte ich aber für.. wie war das schöne wort... ah, dissipativ. das heißt das sie sich nur aufrechterhalten lassen, wenn energie zugeführt wird. im grunde genommen unterliegt jeder auch im noch so freien system ständig einer vielzahl von sozialen zwängen.. die entstehung von recht zB ist schließlich nicht unnatürlich; recht braucht macht; macht braucht/hat recht und da haben wir schon unsere offensichtlicheren zwänge. wenn man lust hat, kann man sich auch versuchen alles von der räuber- beute-beziehung herzuleiten.. bla
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[*] Verfasst am: 25.5.2005 um 02:08


Das ist zwar richtig, @hopelesss.
Aber auf der einen Seite kann man ja die soziale Bindung des menschen als Notwendigkeit betrachten, aber nicht als Unabdingbarkeit, deshalb ein Herdentier zu werden.
Es sei denn, Du bestreitest ganz grundsätzlich die Notrwendigkeit sozialer Kontakte des menschen. Das tut hier ja niemand. Selbst @Dian fühlt sich ja manchmal einsam, also wäre ein Gesellschaftssystem, in dem jeder nur auf sich gestellt ist, ja auch nicht das Optimum. (wobei dann schon der Begriff "Gesellschafts"system falsch wäre, dann wäre es ein Individuumsystem.)
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