Seiten: 1 2 3 4 |
dian
Beiträge: 1840
Registriert seit: 13.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: Kein Motto
|
Verfasst am: 9.6.2007 um 11:55 |
|
|
@ quaid:
Die Leute, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, nach dem Auslöser des ersten Weltkriegs zu fragen, ist natürlich Quatsch.
In so einem Fall wird das geschichtliche Wissen ja auch nur von den Arbeitgebern dazu instrumentalisiert, die Bewerber auszuselektieren. Genauso gut
könnten sie sagen: "Nun spielen wir ein kleines Schach-Turnier. Der Sieger bekommt den Job." Das würde keinen Unterschied machen.
Also den Wert eines Menschen gewissermaßen an dessen Allgemeinbildung festzumachen, lehne ich genauso ab wie du. Das ist im Grunde nur ein
jämmerlicher Ersatz dafür, dass man sich nicht die Zeit nehmen will, die Menschen wirklich persönlich kennenzulernen. Da stellt man lieber ein paar
dämliche Fragen und redet sich dann ein, anhand der Antworten, die man bekommt, diese Menschen einschätzen zu können.
Trotzdem habst du meine Behauptung, dass Menschen, die nicht mal über die grundlegendsten Vorgänge in ihrer Welt Bescheid wissen, auch sonst nicht
viel in der Birne haben, noch nicht widerlegt. Wie gesagt, ich rede hier über Dinge, die man einfach zwangsläufig mitbekommen muss, wenn man in
dieser Gesellschaft aufwächst.. nicht davon, dass man irgendwelche Schiller-Gedichte auswendig aufsagen kann oder sowas Abartiges.
|
|
Benway
Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: fire walk with me
|
Verfasst am: 9.6.2007 um 19:14 |
|
|
q schrieb:
Zitat | lehrer faseln den dreck runter, den sie sollen und damit ists gut. nebenbei noch etwas disziplin beigebracht und das wars.
heutzutage haben die meisten sogar schon resigniert und geben nach der dritten ermahnung auf, wenn der schüler sich immernoch nicht auf seinen
richtigen platz setzt, aufhört zu essen oder musik hört. |
Wenn das doch nur so gewesen wäre...wir hätten echt tauschen sollen: in der schwäbischen Provinz kriegst du selbstverständlich noch die Reihe
deutscher Bundeskanzler und die noch weitaus glorreichere Reihe württembergischer Landesfürsten reingepaukt, von der Ahnenlinie der Stauffer ganz zu
schweigen. Und ein Disziplinarproblem gibt's nicht, weil ab Klasse 6 alle gecheckt haben, dass sie für ihren späteren Erfolg im Leben selbst
verantwortlich sind und sich gefälligst selbst anzutreiben und auszubeuten haben, gibt ja nichts g'schenkt auf dr Welt.
Ich nehme mal an, du bist in einer Großstadt zur Schule gegangen und die Zustände da sind tatsächlich ungefähr so, wie das Fernsehen einem
weißmachen will...ausgebrannte Lehrer und disziplinlose Mitschüler hätte zumindest ich denk ich die meiste Zeit über aber doch weit besser
verkraftet als engagierte Fachkräfte und strebsame Opportunisten. Regional derart heftige Unterschiede in der Schulbildung sind freilich eher noch
ein Argument gegen einen Bildungs-Kanon.
dian schrieb:
Zitat | Trotzdem habst du meine Behauptung, dass Menschen, die nicht mal über die grundlegendsten Vorgänge in ihrer Welt Bescheid
wissen, auch sonst nicht viel in der Birne haben, noch nicht widerlegt. |
Gib doch mal ein paar Beispiele für solche grundlegendsten Vorgänge in der Welt da draußen...das Allermeiste, was man wirklich zwangsläufig
mitkriegt, wenn man seine Lese- und Denkfähigkeit im Alltag einsetzt läuft IMO nämlich schon längst nicht mehr unter Allgemeinbildung.
|
|
dian
Beiträge: 1840
Registriert seit: 13.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: Kein Motto
|
Verfasst am: 9.6.2007 um 23:37 |
|
|
Ich habe doch schon einige Beispiele angesprochen. Die Hauptstädte der wichtigsten Länder, zum Beispiel, oder die größten Kriege ungefähr
zeitlich einordnen zu können. Zu wissen, wie der russische Präsident heißt. Oder zu wissen, dass Mozart nicht zur selben Zeit gelebt hat wie die
Beatles. Solche banalen Dinge eben... denn da kann ich mir einfach nicht vorstellen, wie man es schaffen kann, so etwas nicht zu wissen. Da muss man
schon von klein auf in einer Höhle leben und totaler Medien- und Kommunikationsverweigerer sein... oder eben strohdumm. :D
Aber ich bin mir sicher, dass es wirklich Leute gibt, die sowas nicht wissen. Wie viele das sind, ist natürlich schwer zu sagen, da solche netten
Umfragen in der Regel nicht repräsentativ sind. Ist ja klar, dass beispielsweise bei einem Einstellungstest zum KFZ-Mechaniker oder zur Friseuse,
oder generell an deutschen Berufsschulen, kein repräsentativer Durchschnitt der Gesamtbevölkerung zugegen ist... bzw. wenn das Gesocks, dass ich
immer sehe, wenn ich an der Berufsschule vorbeifahre, tatsächlich repräsentativ ist, dann wundert mich nix mehr.
|
|
quaid
Beiträge: 1354
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: their law
|
Verfasst am: 10.6.2007 um 00:21 |
|
|
bei "wer wird millionär" hat mal ein kandidat das sprichwort "klappe zu, affe tot" nicht gekannt und musste entsprechend einen joker verbraten
für eine 100€ frage. alle haben gelacht..
|
|
...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 10.6.2007 um 04:18 |
|
|
Ich weiß gar nicht, ob das so unwichtig ist, wie der erste Weltkrieg ausbrach für einen Lehrherren.
Wenn ich gleichgut geeignete Bewerber für einen Job hatte, die bei uns hospitierten, habe ich mit denen auch irgendwie ein Gespräch über
irgendetwas angefangen und mich dann danach festgelegt, wen ich für interessanter gehalten habe.
Was willst Du denn sonst machen, wenn Du ansonsten keine Unterschiede feststellen kannst?
Der erste Weltkrieg geht mir auch ziemlich am Arsch vorbei, aber ich würde wahrscheinlich den Bewerber vorziehen, der mir dann bei einem solchen
Thema sofort mit der Verachtung des rotgrünen Krieges gegen Jugoslawien in diesem Zusammenhang rüberkommt, als einen, der mir da was von
Menschenrechten und Völkermorden erzählt und gleichzeitig was gegen den Irakkrieg hat, weil ich den für einen naiven Dötschkopp halten würde.
|
|
Thiandra
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 15.6.2007 um 19:28 |
|
|
geschichtliches wissen bringt mir persönlich ein besseres verständnis für die menschheit allgemein. wobei ich bitte mein verständnis nicht mit
absolution zu verwechseln.^^
aber ich glaube viele handlungen persönliche wie auch globale lassen sich durch die geschichtliche entwicklung erklären. sie ist die anamnese
unserer gegenwart.
allgemeinbildung ist wie zuvor schon gesagt schlicht und einfach das ergebnis eines wachen verstandes. ^^
|
|
Aguirre der Zorn Gottes
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 15.6.2007 um 19:50 |
|
|
Ich würde keinesfalls sagen das Allgemeinbildung unnütz ist. Je mehr allgemeine Theorien und Lösungsvorschläge ich gespeichert habe, desto eher
kann ich ein neues Problem damit vergleichen und einen Weg wählen der am besten dazu passt. Jegliche Wissenschaft oder Forschung basiert doch darauf,
daß man das vorher gesammelte Wissen und vorherige Forschungsergebnisse kennt. Sonst würde man ja quasi NURNOCH auf fremdartige neue Probleme
stossen, wenn man die bekannten Lösungen nicht erlernt und abgespeichert hat. Das stelle ich mir sehr sehr mühsam vor, derart zu leben.
|
|
Hansi
Beiträge: 1227
Registriert seit: 11.7.2007
Wohnort: Köln
Mitglied ist Offline
Motto: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 00:24 |
|
|
Mh nein, weil für neue noch nie da gewesene Probleme hat die Natur was schönes erfunden, nämlich Intelligenz. Diese ist nicht mit Wissen identisch
im Gegenteil. Denn die Intelligenz sorgt dafür, dass wir bei unbekannten Problemen neue Lösungswege entwickeln. Wenn ich nur ein gutes Wissen habe
aber meine Intelligenz wesentlich geringer, dan bekomme ich die richtigen Probleme, weil mein Wissen nicht überall und immer anwendbar ist.
|
|
Aguirre der Zorn Gottes
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 00:48 |
|
|
Ich hatte ja auch gesagt das das Wissen dazu dient neue Probleme mit bekannten Problemen zu vergleichen. Dadurch findet man weitaus schneller eine
Lösung als OHNE Wissen. OHNE Wissen ist JEDES Problem neu...
|
|
Aguirre der Zorn Gottes
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 00:53 |
|
|
Intelligenz ALLEINE nützt überhaupt nichts. Ich erkläre es mal anders:
Nimm mal einen Säugling. Dieser ist mit einem bestimmten Gehirn und einer gewissen angeborenen Intelligenz zur Welt gekommen. Wenn der Säugling aber
keinerlei Wissen ERLERNT, dann würde er als Teenager schon zum IDIOT werden, weil er mit 14 immernoch wie ein Säugling Probleme löst...
Intelligenz nützt nur soweit, als sie das LERNEN erleichtern kann.
|
|
...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 01:59 |
|
|
Den menschlichen Säugling kann man nicht ganz so vergleichen, da der Mensch eine extreme Frühgeburt ist.
D.h., verglichen mit anderen Nestflüchtern kommt der Mensch viel zu früh auf die Welt.
Das liegt daran, dass wir den aufrechten Gang haben und es irgendwie nicht hinhaut, dass die Frauen ein Becken damit von der Größe bekommen, das
noch einen sechsjährigen tragen könnte.
Und mit 6 Jahren könnte der Mensch schon am Erfolg lernen, das können auch Schimpansen, dass sie durch Ausprobieren etwas hinbekommen oder auch
durch Umstrukturieren.
ABER:
Er hätte dann auch nie eine höhere Entwicklungsstufe wie der Schimpanse erreicht.
Ob das jetzt ein großer Verlust ist, weiß ich nicht, aber zumindest in der jetzigen Kultur halte ich daher einige Sachen an Wissen auch für
unvermeidlich.
http://www.youtube.com/watch?v=0B1pvCUWIes&mode=related&search=
|
|
Aguirre der Zorn Gottes
Beiträge:
Registriert seit: 1.1.1970
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 17:54 |
|
|
Ich MUSS den menschlichen Säugling als Beispiel hernehmen, da wir ja im Forum Menschen sind. Außerdem ist bei Tieren die Intelligenz meist insgesamt
niedriger. Bei Walen und Delphinen bin ich mir nich ganz sicher. Kompensiert wird bei Tieren der Intelligenzmangel durch stark verbesserte
körperliche Fähigkeiten. Besseres Sehen oder Hören, extrem schnelles Laufen wo kein Mensch mitkommt, usw... Tiere haben auch oft wesentlich
einfachere Nahrungsansprüche. Eine Kuh frisst Gras, da braucht sie wenig Intelligenz. Könnten wir Menschen auch Gras fressen, dann würden wir jetzt
noch in der Steinzeit leben. Durch ausreichendes Nahrungsangebot hätten wir dann keine Weiterentwicklung nötig!
|
|
HëllRÆZØR
Beiträge: 666
Registriert seit: 12.7.2007
Wohnort: NRW
Mitglied ist Offline
Motto: Ground Zero - auf ein Neues!
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 20:41 |
|
|
Rein evolutionstechnisch kann es durchaus Sinn machen, wenn einzelne Individuen einen Teil des bisherigen Fortschritts einfach über Board werfen und
etwas neues ausprobieren (Mutation). Wenn niemand vom Staat "weiß", gibt es auch keinen Staat! :D
|
|
quaid
Beiträge: 1354
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: their law
|
Verfasst am: 16.6.2007 um 23:22 |
|
|
Zitat | http://www.youtube.com/watch?v=0B1pvCUWIes&mode=related&search= |
okay, musste grinsen.
aber das spiegelt nicht zwangsläufig intelligenz oder erfahrung wieder.
wenn man an die aufregung wegen tv, zuschauer und zeitdruck denkt..
wie schauts denn aus mit der frage, wer allgemeinwissen definiert? was sollte man heutzutage wissen, und was ist zu spezifisch?
|
|
M.F
Beiträge: 133
Registriert seit: 28.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: Kein Motto
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 00:45 |
|
|
Zitat | Original von quaid
wie schauts denn aus mit der frage, wer allgemeinwissen definiert? was sollte man heutzutage wissen, und was ist zu spezifisch? |
Allgemeinwissen genau zu definieren ist nicht möglich.
Das wird verschieden ausgelegt.
Für mich ist Allgemeinwissen oberflächliches wissen.
Alles was sich um Details kümmert ist kein allgemeinwissen mehr.
Also mir persöhnlich ist jemand der mir nicht alle deutschen Bundeskanzler aufsagen kann sympatischer, als einer der sie weiß.
Über wissen auf die Intelligenz zu schließen ist absolut falsch.
Das Wissen helfen kann Fehler nicht ein zweites mal zu tun ist richtig.
Wobei der Begriff "Erfahrung" meiner Meinung nach besser klingt.
Das gilt auch fürs Problemlösen.
|
|
M.F
Beiträge: 133
Registriert seit: 28.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: Kein Motto
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 00:46 |
|
|
#
|
|
...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 03:36 |
|
|
Zitat | Original von Aguirre der Zorn Gottes
Ich MUSS den menschlichen Säugling als Beispiel hernehmen, da wir ja im Forum Menschen sind. Außerdem ist bei Tieren die Intelligenz meist insgesamt
niedriger. Bei Walen und Delphinen bin ich mir nich ganz sicher. Kompensiert wird bei Tieren der Intelligenzmangel durch stark verbesserte
körperliche Fähigkeiten. |
Nicht ganz, Tiere haben einen Instinkt, den hat der Mensch eben nicht. Ist ein Vorteil, was die Lernfähigkeit des Menschen anbelangt, aber eben ein
extremer Nachteil, was das Überleben anbelangt.
Und Wale und Delphine sind ein und dieselbe Familie. Delphine haben eine gewisse Lernfähigkeit, die aber bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie die
bei Affen oder selbst bei Hunden und Katzen. Das mit der Intelligenz bei den Viechern hat sich als ziemlicher Humbug herausgestellt, die sind beliebt,
weil sie wegen ihrer Zahnreihe immer so aussehen, als würden sie lächeln, aber in Wahrheit leiden die eher unter den Menschen, was Naturschützer
mehr und mehr bedauern.
Der ganze Quatsch ist nur Geschäftemacherei, der auch gerne in der Behindertenarbeit genutzt wird, indem verzweifelten Eltern von z.B. Kindern mit
autistischen Zügen dann für fünfstellige Beträge "Delfintherapien" am Arsch der Welt angeboten wird und die Eltern meinen, dass würde ihren
Blagen nutzen. (Dass es den Blagen was nutzt, wenn sie mal mit ihren Eltern in Urlaub fahren, anstatt dass die Eltern schuften gehen, um die Summen
aufzubringen, fällt irgendwie niemandem ein.:22: )
Und letztendlich, @quaid, ist es doch ziemlich überflüssig, den Begriff "Allgemeinwissen" zu definieren. Der ist und bleibt schwammig. Wie gesagt,
mir sind Kollegen lieber, mit denen ich auch über das reden kann, wovon ich Ahnung habe, und das kann viel sein.
Mein jetziger Chef war ein Experte in Fragen des Hanfanbaus. Insofern schon ausreichend, um ein Jährchen gut miteinander zu verbringen. :D
|
|
Benway
Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: fire walk with me
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 13:42 |
|
|
quaid schrieb:
Zitat | wie schauts denn aus mit der frage, wer allgemeinwissen definiert? |
Eine IMO ganz verbreitete Definition von Allgemeinwissen ist das Gegenteil von dem, was hier einige darunter verstehen...Wissen, das keinen
unmittelbaren Nutzen bringt, weil es zu unspezifisch ist; Wissen, das nicht einfach aus Alltagserfahrung erwächst, sondern aktiv angeeignet werden
möchte. Was heute aber durchgängig alle als relevant angesehenen Leute und Institutionen unter Allgemeinwissen laufen lassen, das ist extremer
Quatsch - ich glaube, da sind wir uns alle ziemlich einig.
Die Form von Allgemeinwissen, die ich anerkennen würde (insofern dass ich sie als Kriterium für die Gesprächspartnervorauswahl gelten lassen
würde) ist dermaßen trivial, dass sie wahrscheinlich in keinem Wissenstest jemals abgefragt wurde. Eben das, was man von unser schönen Leitkultur
gezwungenermaßen mitnimmt, auch wenn man die Zeitung nur als Kinoprogramm, den Fernseher nur als DVD-Plattform und die Bibliothek nur als
Philosophiearchiv nutzt - das ist (zumindest im theoretisch möglichen Extremfall) nicht sehr viel. Wer vor Gerhard Schröder Bundeskanzler war, das
muss man jedenfalls nicht wissen, um kohärente Gedanken zu haben und sinnvolle Systeme aufzustellen, also meinetwegen im weitesten Sinne
"intelligent" zu handeln (wobei der Begriff "Intelligenz" IMO noch weitaus schwammiger ist als "Allgemeinwissen" und sogar noch weitaus stärker
missbraucht wird).
Arne schrieb:
Zitat | Nicht ganz, Tiere haben einen Instinkt, den hat der Mensch eben nicht. |
Bitte was???!
|
|
HëllRÆZØR
Beiträge: 666
Registriert seit: 12.7.2007
Wohnort: NRW
Mitglied ist Offline
Motto: Ground Zero - auf ein Neues!
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 15:16 |
|
|
Och, Menschen haben auch Instinkte, aber man lernt ja schon in frühester Kindheit, wie man diese durch Gehorsam / Disziplin unterdrücken kann, um
die pseudomoralischen christlichen "Werte" zuverlässig zu "leben". Der Grund, warum ich stolz auf meinen Dickschädel bin... ^^
Den Begriff "Allgemeinwissen" würde ich erst mal linguistisch auseinanderfriemeln und daraus "Alles gemeine Wissen" (gemein im Sinne von
gewöhnlich / einfach) machen. Rein vom Wort her würde ich es jedenfalls nicht als Soll-Wissen interpretieren, wie das ja gerne bei Quiz Shows etc.
gemacht wird, sondern einfach das, was so ein "Durchschnittsmensch" halt weiß.
Könnte man alternativ auch als Gegenteil von Spezialwissen auffassen, also alles was für die meisten Menschen relevant ist (Extremfälle wie
Sträflinge in lebenslanger Haft natürlich ausgenommen).
|
|
Benway
Beiträge: 635
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: fire walk with me
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 18:12 |
|
|
Der Begriff Instinkt wird heute maximal noch in der ganz orthodoxen Verhaltensforschung verwendet, Ethologen und Psychologen sprechen eigentlich nur
noch von "angeborenem Verhalten", meinen damit aber das Selbe, was man zumindest in der Verhaltensbiologie "Instinkt" getauft hat. Also sogar zu
sagen, dass Menschen 'auch' Instinkte haben, diese aber mehr oder weniger vollständig unterdrücken könnten, find ich gewaltig übertrieben...zum
angeboren Verhaltenspotential gehört ua die gesamte Arbeit des vegetativen Nervensystems...wenn du meinst, dass der Mensch ohne Instinkt geboren wird
@Arne, dann müsstest du als Säugling erst mal eine abstrakte theory of mind und theory of body von dir selbst entwickelt haben, dann beschlossen
haben, dass du Proteine gerade ganz gut gebrauchen könntest, um deinen Körper zu erhalten und dann schießlich aufgrund dieser abstrakten Erkenntnis
mit dem Saugen an Mamis Brust oder am Fläschchen begonnen haben. Nicht wirklich widerlegbar die These, aber wenn du bei der Ausbildung mit solchem
Zeug traktiert wirst, dann kann ich verstehen, warum du darin keine große praktische Relevanz siehst.
Hm, noch was: wo siehst du das Christentum denn angeborenes Verhaltenspotential unterdrücken @Hellraezor? Klar, die Betonung liegt (wie bei quasi
allen bekannten Religionen, die bis heute überlebt haben) wenn man so will eher auf altruistischem Verhalten, wodurch ein gewisser Teil des
Verhaltensspektrums evtl abgedunkelt werden könnte. Andererseits sind etwa Buddhisten vom Verhalten her nun nicht wirklich grundverschieden vom
"christlichen" Menschen der westlichen Welt, was dagegen spricht, dass ein wesentlicher Teil des Verhaltensspektrums durch Religion unterdrückt
wird...schon eher wird eine Menge angeborenes Verhalten wie das zB auch an meiner Arbeitsstelle beliebte Mit-Scheiße-Rumschmieren überraschend
kulturübergreifed sanktioniert...was es wiederum problematisch macht, das "natürliche" Verhaltenspotential des Menschen überhaupt
abzuschätzen.
Ach ja, und was das Topic angeht: solange damit keine normativen Forderungen einhergehen, können sich glaube ich Alle hier mit so ziemlich jedem
Begriff von Allgemeinwissen anfreunden. Dumm ist's nur, wenn man wie @quaid von der Außenwelt nach irgendwelchen kruden Bewertungsnormen, die sich
an Dingen festmachen, die einen nichts angehen, gemessen wird.
|
|
HëllRÆZØR
Beiträge: 666
Registriert seit: 12.7.2007
Wohnort: NRW
Mitglied ist Offline
Motto: Ground Zero - auf ein Neues!
|
Verfasst am: 17.6.2007 um 18:41 |
|
|
Sorry, hätte ich deutlicher sagen sollen, natürlich meinte ich "teilweise unterdrücken". Christentum spreche ich deswegen an, weil ich glaube
darüber genug zu wissen, um halbwegs darüber urteilen zu können, natürlich heißt das nicht dass das bei anderen Religionen oder Altruismus im
Allgemeinen anders ist. Außerdem spreche ich nicht direkt über das Christentum an sich, sondern - wie gesagt - über "pseudomoralische christliche
Werte"; damit meine ich sowas wie "Sonntags in die Kirche gehen", obwohl man lieber seinen Rausch vom Vortag ausschlafen möchte. Soll jetzt nicht
heißen dass das direkt christlich ist - mit dem Kirchenbau im Christentum haben afaik die Römer angefangen, und wer "Stigmata" gesehen hat weiß
was ich meine.
"Jesus sprach: Das Reich Gottes ist in dir und um dich herum, nicht in (prachtvollen) Gebäuden aus Holz und Stein. Spalte ein Stück Holz und ich
bin da. Hebe einen Stein auf und du wirst mich finden".
|
|
...
Beiträge: 4247
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
|
Verfasst am: 18.6.2007 um 02:15 |
|
|
Es geht bei der Behauptung, dass der Mensch keine Instinkte hätte, darum, dass die Behaviouristen wohl trennen zwischen den angeboren Reizen und
Reflexen und Instinkten, die ein Lebewesen zum Überleben braucht.
Der Mensch ist tatsächlich nicht in der Lage durch seine etwas reduzierten Sinnesorgane gegenüber anderen Lebewesen, Situationen wie Gefahr oder
Essen aufspüren noch zur Genüge zu entfalten.
Das sagen die zumindest.
Ich hab' aber auch keine Lust, den Quark von denen zu verteidigen, da es hier auch wieder 'ne reine Wortspielsache ist, wie man Instinkte definiert,
also das einzige, was man in einem Bereich wie Heilpädagogik, der nunmal rein praktisch angelegt ist, mal theoretisch büffeln kann: Blöde
Begriffsbezeichnungen.
Wie gesagt, ich hatte schon in der Oberstufe Pädagogik und war mir aufgrund dieser Erfahrungen vorab sicher, dass ich nie etwas mit diesem Fach zu
tun haben möchte, weil ich es nur als ein blödes Laberfach empfand.
Ist ja dann auch fast so, die letzten 20 Jahre meines Lebens mal ausgenommen, so gekommen. :D
Und jetzt will ich eigentlich davon auch nix mehr wissen, damit ich nicht anfange, meine bislang vernünftige Arbeit durch irgendeinen
pseudowissenschaftlichen Scheiß, der nicht mal in der Lage ist, langfristige empirische Untersuchungen stattfinden zu lassen, zu versauen.
Und ansonsten finde ich die Definition "alles gemeine Wissen" gut, @Yog. Würde ich aber gerne mal definieren, was das heißen könnte, wenn man das
"gemein" in Sinne von "frech, böse" definiert.:50:
|
|
quaid
Beiträge: 1354
Registriert seit: 12.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: their law
|
Verfasst am: 18.6.2007 um 20:35 |
|
|
menschen sind verschieden.
ich habe mal eine reportage gesehen, wo es um das gehirn ging. theoretisch würde man alles 1:1 speichern. doch ein "filter" würde dies verhindern.
sodurch behalten wir den überblick und sortieren unwichtige informationen aus. ansonst würden wir in der breiten menge total die übersicht
verlieren.
dieser filter ist wohl auch verschieden.
die menschen wachsen unterschiedlich auf. und selbst, wenn sie mal etwas gesehen haben, muss das nicht gleich bedeuten, dass man sich das für alle
zeiten gemerkt hat. dann ist es eben durch den ganz eigen funktionierenden filter gelaufen..
diese tatsache nicht einzusehen finde ich unglaublich stumpfsinnig. manche menschen können es nicht fassen, dass jemand noch nie von dem sprichwort
"klappe zu, affe tot" gehört hat, oder das jemand nicht weiß, wann die mauer "geöffnet" wurde und wer dafür verantwortlich war.
sollte man menschen über ihr wissen und ihre erfahrung definieren? was geht einem bei einer derartigen verallgemeinerung über den mensch
verloren?
ich bleibe dabei. wissen ist für menschen, die einen "guten filter" haben und gerne darüber sprechen. das sind auch die menschen, die andere gerne
verurteilen wegen ihres unwissens.
in diesem thread habe ich ja nun schon öfters gefragt, wo die allgemeinbildung anfängt und aufhört. jeder definiert es über sein eigenes wissen.
warum sollte man auch etwas als allgemeinwissen definieren, dass man selbst nicht weiß?
|
|
dian
Beiträge: 1840
Registriert seit: 13.7.2007
Mitglied ist Offline
Motto: Kein Motto
|
Verfasst am: 19.6.2007 um 00:22 |
|
|
Zitat | diese tatsache nicht einzusehen finde ich unglaublich stumpfsinnig. manche menschen können es nicht fassen, dass jemand noch
nie von dem sprichwort "klappe zu, affe tot" gehört hat |
Falls es dich tröstet... ich hab dieses komische Sprichwort auch zum ersten Mal bei Wer wird Millionär gehört, und weiß bis heute nicht, was das
eigentlich bedeuten soll. Das ist aber auch nichts, was ich jetzt als "Allgemeinbildung" bezeichnen würde, weil das solche Redewendungen sind, die
vielleicht mal eine zeitlang populär sind, aber dann auch recht schnell wieder aus dem Sprachschatz der Allgemeinheit verschwinden dürften.
Zitat | oder das jemand nicht weiß, wann die mauer "geöffnet" wurde und wer dafür verantwortlich war. |
Ich hab kein Problem damit, wenn die jungen Leute von heute nicht mehr wissen, dass Deutschland vor 20 Jahren noch geteilt war. Nur sollen sie dann
gefälligst auch konsequent sein, wenn sie sowas nicht interessiert, und bitteschön den Wahlurnen fernbleiben, damit jene, die sich mit den
politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen befasst haben, das Ergebnis dann unter sich ausmachen können. :D
Zitat | warum sollte man auch etwas als allgemeinwissen definieren, dass man selbst nicht weiß? |
Das ist nun wiederum ein sehr weiser Spruch von dir, der nur einem echten Philosophen entspringen kann.
|
|
Hansi
Beiträge: 1227
Registriert seit: 11.7.2007
Wohnort: Köln
Mitglied ist Offline
Motto: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
|
Verfasst am: 19.6.2007 um 00:28 |
|
|
Zitat | Falls es dich tröstet... ich hab dieses komische Sprichwort auch zum ersten Mal bei Wer wird Millionär gehört, und weiß bis
heute nicht, was das eigentlich bedeuten soll. Das ist aber auch nichts, was ich jetzt als "Allgemeinbildung" bezeichnen würde, weil das solche
Redewendungen sind, die vielleicht mal eine zeitlang populär sind, aber dann auch recht schnell wieder aus dem Sprachschatz der Allgemeinheit
verschwinden dürften. |
Ich glaube solche Redewendungen sind auch sehr regional begrenzt. Ich als gebürtiger Ossi kenn die Redewendung, vllt hat man das oft im Osten
benutzt. Bedeutet, dass man eine Sache abgeschlossen hat (Klappe zu) und sie nun für immer erledigt ist (Affe tot).
|
|
Seiten: 1 2 3 4 |
|